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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Traditionshase, Pfeffernase, morgen kommt der Osterhase

Kein Ostern ohne Osterkaninchen
Rechts ist da, wo man kurz vor dem Abgrund steht. Zum Beispiel, wenn man hört, dass Millionen Deutsche sich aus purem Anpassungswahn arabische Ziffern an die Haustür kleben und die Rechte dies für eine Abkehr von der christlichen Kultur hält.

Ostern - das Kaninchenfest, das Hasenfest, das Eierfest

Nun war es kürzlich das jedes Jahr stattfindende Kaninchenfest, das im Westen nach der Berechnung des Johann Carl Friedrich Gauß heuer auf den ersten April fällt. Also, um es klar zu sagen: Zum Kaninchenfest hoppelt der Hase wieder, weshalb sich das Volk beeilte, ein Hasenfest daraus zu machen. Und weil die Hühner im Winter eigentlich keine Eier legen, und sie damit im Frühjahr wieder beginnen, ist es auch ein Eierfest. Sind die Eier schön bunt, oder gar nie mit Hennen in Berührung gekommen, dann sind es Ostereier. Und die bringt – nun fällt das Wort endlich, der Osterhase.

Das Heidentum lässt sich nicht wegblasen

Ähnlich wie Weihnachten, fand mit der Einführung des Christentums auch für Ostern eine Kulturverdrängung statt – das heißt, die „heidnischen“ Bräuche wurden durch (angeblich) christliche Bräuche ersetzt. Im Norden (und in Deutschland) wird dies ganz deutlich bei Weihnachten. Da ist Weihnachten sogar Weihnachten geblieben, und eigentlich sagt man immer noch „die Weihnachten“, weil es mehr Nächte sind, nämlich die „wihen Nahten“. Diese Nächte wurden im Christentum zu heiligen Nächten, und so wird es dann eben im Lied „bald Heilige Nacht“ – allerdings im Singular. Woanders weiß man noch, dass Weihnachten eigentlich „Jul“ heißt und der Wintersonnenwende verdächtig nahe ist.

Eigentlich ist Ostern sehr naturnah - aber darf das sein?

Nun aber kommt Ostern, das sich eigentlich nicht in diesem Dilemma befindet. Es ist so schrecklich naturnah, „heidnisch“ und direkt spürbar, dass es schon noch einiger Tricks bedurfte, um es zu christianisieren – was übrigens bis heute nicht recht gelungen ist. Allerdings weiß man Ostern zeitlich zu zu lokalisieren: Die christlichen Bücher sagen uns, dass es mit dem Pessachfest zusammenfiel – weshalb es denn auch in den meisten Ländern ähnlich klingende Namen trägt. Und nun aber Ostern? Niemand bezweifelt, dass dieser Name germanischen Ursprungs ist. Das wäre fatal, denn dann würden wir ja ein Heidenfest feiern. Und also wird mal schnell bezweifelt, dass ein gewisser Beda Venerabilis den Begriff richtig beschrieben hat. Und da er sogar noch eine Göttin, die Ostara, dahinter vermutete, zogen sogar die Gebrüder Grimm die Notbremse und bezweifelten schon mal, dass es die Göttin jemals gegeben hatte. Wie konnte denn ein Kulturvolk eine Naturreligion haben? Die hatten doch nur die Heiden?
Da macht der Osterhase dicke Backen
Der Traditionshase taucht auf

Nachdem heutzutage ziemlich klar sein dürfte, dass der Osterhase das Rennen um die Ostergunst um Längen gewinnt, ist ein Ereignis eingetreten, dass die Welt des Rechtsextremismus in den Tiefen aufgewühlt hat. Der Osterhase wurde als „Traditionshase“ verkauft, gelegentlich wohl auch „Schmunzelhase“ oder sonst was. Aber eben nicht als Osterhase.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Der Hase ist kein christliches Symbol, ja er wurde von den Kirchen gelegentlich so bekämpft wie Luzifer persönlich. Und die Rechtsextremisten fragen denn schon mal: „Wie viel von unseren Bräuchen wollen sie uns eigentlich noch nehmen?“ Nein, sie haben nicht geschrieben: „Der Traditionshase gehört nicht zu Deutschland“, denn der ist ja eigentlich ein Schokohase.

Ja, was gehört denn nun zu Deutschland? Die Religion, die hier als „Mainstream“ praktiziert wird, gehört so eindeutig zur Levante, dass daran gar kein Zweifel besteht. Und sie gehört dennoch zur deutschen „Leitkultur“, so wie der Osterhase und der Weihnachtsmann, weil vieles davon vom Deutschen verinnerlicht worden ist. Wem der Satz unangemessen erscheint, der darf als Erster die Ohren vom Osterhasen vernaschen und sich damit rühmen, ein Stück Kultur verinnerlicht zu haben.

Noch nicht genug? Corrective.org liest den Rechtspopulisten die Leviten.

Heimat

Straßenkunst an einer Fassade - etwas besseres als den Tod finden wir überall
Nationalismus heißt jetzt Heimatliebe. Jedenfalls nach bayrischer Lesart und leider nicht nur nach bayrischer. Es scheint, als wolle man uns „Heimat“ andrehen, wie es Hausierer tun: Wehe, du akzeptiert den Begriff nicht, dann bist du kein Deutscher, dann hast du auch kein Heimatland.

Ich habe schon ein paar Mal gesagt, dass ich nicht „in Deutschland“, sondern in der ursprünglich britischen Besatzungszone, später dann der amerikanischen Enklave der britischen Besatzungszone geboren wurde. Herkunftsbezeichnung also „Made in U.S.-Zone Germany“. „Deutschland“ existierte damals weder in den Köpfen noch Real. Und das war auch gut so, denn so konnte ich mich auf das Hanseatische besinnen. Noch heute glaube ich, dass der Hanseat dem Briten näher steht als dem Bayern. Sogar in der Sprache.

Heimat und Deutschland sind zweierlei

Heimat? Das war der Bereich, so weit man schauen konnte, und das reichte mir. Und Deutschland? Die Schreihälse wollten ein Deutschland, das mindestens so groß war wie – nein, nicht Großdeutschland, aber so groß wie das „Deutsche Reich“ von 1871, oder mindestens so groß wie 1919. Interessant ist, dass es nicht nur nationalistische Fantasten waren, die das Deutsche Reich in den Grenzen von 1919 wieder herstellten wollten, sondern auch Leute, von denen man so etwas gar nicht vermutet hätte. Federführend für allerlei „Heimat“-Kampagnen war das „Kuratorium unteilbares Deutschland“, das den Slogan „Dreigeteilt? Niemals!“ ausgab.

Thüringer sind auch Würstchen

Was bitte sollte daran Heimat sein? Sicher kam meine Familie aus der Gegend von Erfurt, aber ich war schließlich „hinzugeborener“ Hanseat und kein Thüringer. Und die namensgleichen Würstchen gab es schließlich auch auf dem Liebfrauenkirchhof.

Da wo es Würstchen gibt, das ist mein Heimatland? Ach, du liebes Lieschen. Inzwischen ist mancher brennend heißer Würstchenstand schon geschlossen worden, und kein Geisterchor säuselt mehr „schön war die Zeit“. Und was geblieben ist? Das ist eine Erinnerung an eine viel zu heiße Bratwurst nach Thüringer Art im Brötchen mit Senf. Die letzten Bissen sind mir gut in Erinnerung, wenn sich der Geschmack des Brötchens mit dem Senf und den Gewürzen nach „Thüringer Art“ vereinte. Aber ebenso erinnere ich mich an die Mockturtlesuppe, womit wir wieder dem Vereinigten Königreich näher wären.

Heimat ist das Leben im Inneren - keine Gefühlsduselei

Na klar habe ich Erinnerungen an eine Heimat, aber sie besteht doch nicht aus alten Gemäuern, Wiesen, Wasser und sonderbaren Nahrungsmitteln wie Stinten, Braunkohl und Seemannslabskaus.

Die eigentliche Erinnerung ist das Gefühl, erwünscht, lebendig, lebensfroh und neugierig gewesen zu sein. Sich mit dem Guten der Hansestadt wie auch mit dem Bösen auseinanderzusetzen. Alte Nazis verknöcherte Prokuristen, schnöselige Kaufmannssöhne – aber eben auch weltoffene Menschen, die ihren Blick auf die Welt da draußen richteten.

Ein Leben besteht aus einem Job, mit dem man zufrieden ist, einer Wohnung, in der man gerne lebt, und einer Beziehung, mit der man sich verbunden fühlt. Alle drei Komponenten können wechseln – nichts ist so selbstverständlich wie der Wandel.

Und wie war das nun mit der Heimat? Manchmal gehe ich zurück an einen kleinen, urigen und etwas verwunschenen Ort, den ich seit 50 Jahren kenne, und trinke dort ein Glas Wein. Und das ist dann ein bisschen Heimat.

Und Sie wollen Hartz IV abschaffen?

Ein grundlegender Fehler, den wir in Deutschland immer wieder machen, ist der, mit Schlagworten zu operieren. „Hartz IV“ ist schlecht, das meinen die Empfänger von Hartz IV, die Links-Sozialisten und auch der DGB, wenn ich mich nicht irre.

Die Frage, ob wir Hartz IV schlecht ist und deswegen abgeschafft werden muss, stellt sich aber in dieser Form gar nicht. Argumentiert wird von Links ohnehin immer mit zwei Argumenten: „Die armen Kinder“ und „man kann sich keine Kultur leisten“.

Wenn es so wäre, dann müsste der Staat Kinder direkt unterstützen (also nicht via Elternwillkür) und die Kultur für Hartz-IV-Emfpänger verbilligen. Das wäre ein bisschen schwierig, aber durchaus organisierbar.

Das Märchen vom Grundeinkommen gegen kommunale Arbeit

Nun aber wird argumentiert, man müsse ein Grundeinkommen schaffen, das an kommunale Arbeit gekoppelt wäre. Was mehrere Fragen aufwirft. Eine ist, dass es offenbar Stellen im öffentlichen Bereich gibt, die wegen Geldknappheit nicht besetzt werden können. Die sollen nun zu einem Niedriglohn an Menschen vermittelt werden, die jetzt Hartz IV bekommen. Das nennt man einen „zweiten Arbeitsmarkt“, aber eigentlich ist es ein Graumarkt. Entweder diese Stellen sind nötig, dann muss der Staat sie besetzten, oder sie sind nicht nötig, dann sollte man gefälligst den Mund nicht so voll nehmen und Illusionen verbreiten.

Da kommen zwei Fragen hinzu: Erstens ist der Arbeitsmarkt für arbeitsfähige und arbeitswillige Menschen vor dem Rentenalter, wenigstens aber bis zum 50 Lebensjahr, ausgesprochen glorios. Wieso sollte jemand, der ganztägig arbeiten könnte, es aber nicht tut, nun nach einem Job als „GruEiko-Hiwi bei der Stadt arbeiten?

Und die andere Frage wäre: Mit solchen „Lösungen“, die eigentlich Hirngespinste sind, ist das Problem ja nicht weg. Denn viele Bürger, die vor allem im Alter n die Armut geschliddert sind, beziehen Hartz IV ohne Chance auf einen Vollzeit-Arbeitsplatz.

Also sollte man seitens der Politiker mal mit dem Dummgeschwätz aufhören.

Drei Thesen, die uns weiterbringen

Ich stelle mal ein paar drei Thesen für eine besser Zukunft auf:

1. Wer arbeiten will, aber nicht arbeiten kann

Es gibt in diesem Land Menschen, die nicht (oder jedenfalls nicht mehr) arbeiten können – ihnen muss geholfen werden. Es ist richtig, sich hier zu fragen, ob Hartz IV für sie sinnvoll ist. Sozial wäre, sie sinnvoll und ausreichend zu unterstützen, zum Beispiel durch Mindestrenten.

2. Wer arbeiten will, aber zu wenig Leistung erbringt

Dann gibt es solche, die etwas arbeiten können, dies auch wollen, aber aus manchen Gründen nicht so leistungsfähig sind. Sie sollten die Zielgruppe für einen „zweiten Arbeitsmarkt“ sein. Etwas Sinnreiches tun, aber nicht nach den Kriterien der Leistungsgesellschaft. Das empfinde ich als „sozial“.

Wer sich mit Hartz IV arrangiert hat - aber die Kinder davor bewahren will

Es gibt all die anderen. Sie haben sich „irgendwie“ mit Hartz IV eingerichtet, willentlich oder nicht, und niemand will es ihnen streitig machen. Wenn Sie Kinder haben, sollten sie aber mindestens diesen zeigen, dass ein Leben, das der Staat finanziert, nicht das Leben ist, nachdem Menschen streben sollten. Und der Staat muss sich wirklich überlegen, was er selbst tun kann, um diese Kinder an ein glückliches und zufriedenes Erwerbsleben heranzuführen.

Worum es eigentlich geht

Und noch mal ganz klar: Es geht im Leben nicht darum, die eigene Misere zu managen. Es geht darum, sich aus dem eigenen Dilemma zu befreien.

Facebook

Ich habe mich von Facebook getrennt. Ich sehe dieses Medium als unsinnig an, weil es keine Schnittstellen zwischen meinen Interessen und den Interessen von FACEBOOK gibt. Selbst meine Liebe zum Jazz ändert daran nichts.

Ach nee, Herr Pofalla – die Weichenheizungen haben funktioniert?

Wie schön, dass Herr Pofalla meint, die in Leipzig während der Buchmesse ausgefallenen Weichen seinen NICHT wegen „ausgefallener Weichenheizungen“ eingefroren gewesen. Sondern wegen Eisregen (aha, Eisregen?) und Schneeverwehungen.

Zitat:

Die Weichenheizungen hätten zwar grundsätzlich funktioniert, so Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla, Eisregen und Schneeverwehungen seien aber zu massiv gewesen.


Da können wir ja beruhigt sein. Oder?

Keiner dieser Züge fuhr, der Bahnsteig war spiegelglatt - gestrandet in Halle Hauptbahnhof
Lieber Herr Pofalla, ich weiß ja nicht, wo SIE waren, als in Leipzig ein paar Schneeflocken zu viel vom Himmel fielen. Aber das war weder ein Unwetter noch ein naturbedingtes Chaos. Es war eine ungewöhnliche Situation, die ein funktionierendes Krisenmanagement ohne Weiteres in den Griff gekriegt hätte – nur gab es so etwas nicht. Und deshalb gab es dann ein hausgemachtes Chaos, das meiner bescheidenen Meinung von unzureichender Technik, überfordertem Bahnpersonal und einer absolut beschissenen (lässt sich nicht anders ausdrücken) Informationspolitik herrührte. Man kann auch sagen: von einem Totalversagen des Managements in Krisensituationen.

Ach so – ich war jedenfalls an diesem Tag in Halle Hauptbahnhof gestrandet. Weil unter anderem ein Teil der Infrastruktur, die nach meiner Kenntnis SIE verantworten, in einem erbärmlichen Zustand war. Und zwar „massiv“.