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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Die neue GeiMoWe des Herrn Dobrindt

Ach nö, Herr Dobrindt: GeiMoWe hatten wir schon mal. Damals, von Herrn Kohl. Es war einer der ersten Fehlleistungen dieses Mannes, dem posthum viel mehr Ehre zuteilwurde, als ihm gebührt.

Später hieß es dann nicht mehr „Geistig moralische Wende“, sondern „Geistig moralische Erneuerung“. Doch da war nichts zu „erneuern“, weil kein Mensch glaubte, dass eine ultrakonservative Rückbesinnung irgendwelchen Nutzen hatte.

Nun will Herr Dobrindt also die neue GeiMoWe, die jetzt BüKoWe heißt: Bürgerlich-Konservative Wende. Die interessiert selbstverständlich auch keinen Menschen, weil „bürgerlich“ aus dem vorvorigen Jahrhundert stammt und „konservativ“ gar keine konkrete Bedeutung mehr hat.

Was bleibt? Ein bisschen Deutschtümelei, Bayerntümelei und Geschwätz über das verbindende Christentum, das auch den meisten Deutschen herzlichen egal ist.

Lesen Sie dazu auch den Artikel des "Tagesspiegels" Und ich sage Ihnen noch, warum die CSU-Leute weder wissen, von was sie reden - noch rechnen können.

Der vermeintliche Spalt in der Gesellschaft

Die Gesellschaft, - so tönt es allenthalben – sei gespalten. Falls es eines Beweises bedurfte, welche Meinungen darüber verbreitet werden, hier die Stimme der amtierenden Bundeskanzlerin:

Aus zahlreichen Gesprächen und Begegnungen in diesem Jahr weiß ich, dass sich viele von Ihnen Sorgen über den Zusammenhalt in Deutschland machen. Schon lange gab es darüber nicht mehr so unterschiedliche Meinungen. Manche sprechen gar von einem Riss, der durch unsere Gesellschaft geht.


Der vermeintliche „Riss“ wird allerdings unterschiedlich gesehen:

- Manche meinen, der Riss habe wirtschaftliche oder monetäre Gründe: Sie sagen, die Reichen würden immer reicher, und die Armen würden immer ärmer.
- Ander behaupten, die Risse seien eine Folge der sogenannten „Flüchtlingspolitik“ – und dem Erstarken der rechtsnationalen Kräfte, also eine eher irrationale Sichtweise.
- Wieder andere sagen, der Spalt seine eine Folge auseinanderdriftender Bildungs- Kommunikations- und Weltbilder, der unter dem Begriff „Digitalisierungsfolgen“ zusammengefasst werden kann.

Wer schädigt den Zusammenhalt?

Doch wer schädigt eigentlich den „Zusammenhalt“? Sind es nicht eher die Lernunwilligen, die Faulen, die Ignoranten, die Fanatiker und die Neidhammel?

Die amtierende Kanzlerin meinte, in Deutschland würden zwei Realitäten aufeinandertreffen:

Beides sind Realitäten in unserem Land: der Erfolg und die Zuversicht, aber auch die Ängste und die Zweifel.


Zwei Realitäten? Sehen wir uns einmal die „zweite Realität“ an. Da gibt es berechtigte Kritik, und sie kommt überwiegend aus dem Osten. Merkel nennt Menschen, die …

nicht mit dem Tempo unserer Zeit mitkommen. Die sehen, dass es ihre Kinder in die Großstädte zieht und sie allein bleiben, in Gebieten, in denen vom Einkauf bis zum Arztbesuch der Alltag immer schwieriger wird.


Dies sind Fakten, und niemand weiß, wie sich dieses Problem lösen lassen wird. Dies sind Trends, die kaum noch aufzuhalten sind. Junge Menschen vom Lande und aus Kleinstädten versprechen sich (und versprachen sich eigentlich schon immer, solange ich denken kann), das die große Stadt ihnen mehr Möglichkeiten bieten kann – sei es Bildung, Unterhaltung oder Lohn.

Die Schwarzseher in den Medien und in der Wissenschaft

Und dann wären da noch die Schwarzseher, die wir am ehesten im Journalismus vermuten dürfen (aber leider auch unter Kabarettisten und manchen Wissenschaftlern): die ständige Miesmacherei, die Sensationshascherei, die Falschmünzerei in den täglichen Horrormeldungen.

Gespalten? Wo denn, wie denn?

Die Gesellschaft ist gespalten? Ja, welche Gesellschaft denn? Und wer setzt da die Axt an? Wo verläuft die Spaltung, und in welcher Weise wirkt sich das aus? Und falls sich das angebliche „Auseinanderdriften“ verhindern ließe, wann, wie und wo sollten wir damit beginnen? Und etwas ketzerisch nachgefragt: Wäre es eigentlich sinnreich, die Gesellschaft zu „egalisieren“?

Keine Zukunft - nur bekannte Phrasen?

Lösungen für die Zukunft? Nein, sie liegen bei der amtierenden Kanzlerin nicht in Reichweite. Am Ende ihres langen Silvestervortrags ein paar bekannte CDU-Positionen zu wiederholen – das bringt es nun wirklich nicht.