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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Luther – was blieb, war die Sprache

Nun war also Reformationstag, und die gebildete Welt fabuliert darüber, was wir von diesem Herrn Luther oder von seiner Reformation generell lernen können.

Ich erinnere mich, dass dies so der typische deutsche Schulmeisterton ist: „Was können wir daraus lernen?

Nun, zum Beispiel, dass es dieselbe Kirche, die Luther mit Recht bekämpfte, heute noch gibt. Oder dass viele Menschen das Wort „christlich“ missbrauchen, es für ihren idiotischen Nationalismus zerquetschen oder mit dem Begriff „Abendland“ billig verhökern. Aber leider denken auch andere so: hier das christliche Abendland mit seinen hohen Werten, dort, die Heiden, die in Wahrheit gar keine Werte haben. Nebst andern Religionen, deren Werte angeblich deutlich unter denen liegen, nach denen „wir“ leben.

Die Zeit des Herrn Luther liegt viel zu lange zurück, um etwas daraus zu lernen. Immerhin hat er etwas für die deutsche Sprache getan, was tatsächlich von Wert war. Das sollten wir loben, und zugleich jenen ins Gewissen reden, die „nicht nach der Schrift“ reden wollen, sondern sich gegenüber Fremden in ihren Eingeborenen-Dialekte äußern. Wenn wir nur das daraus lernen würden - wie schön für Deutschland und die Menschen, die uns hier besuchen.

Politikerwahn: Wölfe und Sexismus

Mich wundert nicht, dass die Parteien jetzt von den wichtigen Themen der Zeit ablenken wollen: die Zukunft Deutschlands und die Zukunft der EU. Stattdessen wird, wie mittlerweile üblich, Kasper, Gretel und Krokodil gespielt – und tatsächlich greift’s die Presse auf. Die Kasper sind diesmal die Machos, klartextlich: alle Männer außer dem eigenen (wenn frau einen hat), die Gretels die „#MeeToo“-Bewegung, und die Krokodile die – Wölfe.

Kaspertheater: die Klatsche raus

Ei, ei, wie lustig doch das Kasperletheater ist. Nur dass diesmal der nicht der langnasige Spaßmacher mit der Klatsche auftaucht, um böse Räuber und Krokodile anzuwatschen. Nein, da müssen erst mal die Gretels ran, um den Männern was vor den Latz zu knallen - undifferenziert, wie üblich. Und nun kommt ein Schafhirt daher, und der sagt: Das Wichtigste ist jetzt, dass wir die gottverfluchten Wölfe wieder loswerden.

Seltene Exemplare: durchgeknallte Machos und reißende Wölfe

Mal Hand aufs Herz: Haben Sie schon mal einen Wolf in freier Wildbahn gesehen? Oder besitzen Sie eine Schaf- oder Ziegenherde? Oder: Wie viele extreme Machos kennen Sie, die arme, wehrlose Frauen verbal so belästigen, dass sie die Flucht ergreifen müssen?

Spalten und Verunsichern statt das Volk zu versöhnen?

Es ist eine Schande, dass es niemanden gibt, der das verunsicherte Deutschland wirklich versöhnen will. Stattdessen baut man neue Spaltpilze auf, wie das Thema „Frauen sind alle brav, edel und anständig, und Männer haben alle Schweineneigungen.“ Folgt abermals die Neidschafdiskussion: Die Hammel haben ihre eigenen Cliquen, deshalb sind sie so mächtig. Und so weiter … und diese Politiker(innen) sollen wir wirklich ernst nehmen?

Ich las viel dazu - unter anderem die ZEIT.

Können Psychotherapeuten einen Beitrag zur Politik leisten?

Als Psychologe und Psychotherapeut „renommiert“ zu sein, reicht der Presse zumeist, um eine Aussage dieser Person für wissenschaftlich zu halten. Da wird nicht gefragt, warum dieser Mensch so denkt oder wie seine Ideologien aussehen. Das Einzige, was zählt: "Ach ja, hier ist der Fachmann für das Menschsein."

Genau auf diesem Irrtum basieren in letzter Zeit Interviews mit Hans-Joachim Maaz. Wäre er eine reine Privatperson mit Weitblick, würde sich für seine Aussagen kein Journalist interessieren. Das Interessante an ihm ist seine Popularität.

Psychotherapeuten beurteilen, werden aber selber nicht beurteilt

Seit einiger Zeit „analysiert“ dieser Mann Frau Merkel, und was er über sie sagt, klingt nicht eben fein – jeder andere würde dafür belächelt. Aber eben kein Psychotherapeut. Und obgleich er eigentlich inzwischen alles gesagt hat und nicht Neues zu sagen weiß, wir der munter weitergereicht – diesmal zu der in Leipzig erscheinen LVZ. Da geht es nun darum, den Ostdeutschen Wähler (besonders den ostdeutschen Mann) zu entlasten, wobei Angriff offenbar der Verteidigung dient (Zitat).

Man könnte jetzt westdeutschen Wählern vorwerfen, dass sie das (1) Verleugnen und feige sind. Macht aber keiner.


Alles nur Ideologie?

Doch das ist nicht alles – es wäre ja „nur“ eine Ideologie, die der Psychologe vertritt – und „Merkel muss weg“ ist ja keine wohlüberlegte wissenschaftliche Aussage, sonder entspringt einem persönlichen Impuls.

Der eigentliche Jammer an dem Artikel in der LVZ besteht darin, dass Psychologen offensichtlich alles beurteilen können, sich aber erheblich dagegen wehren, wegen der eigenen Persönlichkeit oder der Ideologie, der sie anhängen, beurteilt zu werden. Das ganze Interview klingt ein bisschen nach Ostalgie, Sozialromantik und Schwarzmalerei, das merkwürdig vermischt ist mit Empathie für die Männer, die in Ostdeutschland aus dumpfen Protestgedanken heraus AfD gewählt haben.

Natürlich könnte sich der Psychologe ausrechnen, dass die Anzahl der Bundesbürger, die AfD gewählt haben, seine wortgewaltigen Aussagen gar nicht stützen.

Psychologen können die Welt nicht eindeutig erklären

Mich erstaunt mehr und mehr, dass Psychotherapeuten überhaupt versuchen, die Welt den Unwissenden zu erläutern. Natürlich ist jeder, Schornsteinfeger oder Psychotherapeut, berechtigt, sein Weltbild zu vertreten. Die Frage ist allerdings, ob dies ausreicht, um damit die Welt zu erklären. Dazu müsste man den Bogen ein wenig weiter spannen.

Das unselige Gerede vom "Wandel", der bald stattfindet

Wissen Sie, jeder kann sagen „wir stehen vor einem Wandel“ oder „wir stehen vor großen Veränderungen“ . Ich misstraue jedem, der dies sagt. Sollen diese Leute, wenn sie etwas wissen, doch bitte sagen, welche Zahlen und Fakten dahinter stehen, und welche Veränderungen sie wann, wie und wo konkret auslösen.

Und dem Psychologen mal in seine Kladde geschrieben: Der Mensch an sich ist so geschaffen, dass er ständig vor Veränderungen steht, und jede Veränderung in Frieden und Freiheit kann Chance oder Risiko sein.

Um alle anderen, Kaminkehrer wie Psychotherapeuten, einmal anzusprechen: Jeder kann einen Beitrag zum Wandel leisten, aber nur die Bündelung positiver Kräfte kann uns letztlich nützen. Wenn „wir“ schon das Volk sind, dann müssen wir es auch sein wollen. Und das heißt nun mal, aktiv daran zu arbeiten.

Zitat aus dem bereist verlinkten Artikel mit der LVZ.

(1) Gemeint ist, dass Merkel nach Ansicht des Mannes nicht hätte wiedergewählt werden dürfen.

Ansprüche und Neiddiskussion

Lassen Sie mich diesen für Sie vielleicht provokativen Satz zuerst sagen:

Sie haben keine Ansprüche an das Leben – das Leben stellt, im Gegenteil, Ansprüche an Sie.


Sie haben auch, außer im juristischen Bereich, den Ihre Ahnen oder Sie selbst durch Verträge und Vereinbarungen geregelt haben, überhaupt keine Ansprüche. Mit einem Unterschied: Sie können beliebig viele und beliebig hohe Ansprüche an sich selbst stellen.

Die Ansprüche an sich selbst

Menschen, die das tun, wissen, wie schwer es ist, die eignen Ansprüche zu erfüllen. Man setzt Ziele zu niedrig an, und stellt fest, dass man hätte mehr erreichen können, oder zu hoch, um festzustellen, dass man sie niemals erreichen wird. Dann ist es meist noch möglich, die Ziele zu korrigieren oder die Ansprüche an sich zurückzunehmen. Und überhaupt: Irgendwann stellen wir fest, dass wir nicht mehr alle Ziele erreichen können.

Die Ansprüche des Lebens an Sie

Das Leben stellt Ansprüche an Sie. Es will, dass sie für Ihr Überleben sorgen, sich selbst ernähren, kleiden und sich durch ein Dach über dem Kopf schützen, und letztendlich, dass Sie sich paaren. Die Gemeinschaft hilft Ihnen bei alldem, aber sie ist nicht der Alles-Erfüller.

Ihre Ansprüche an Arbeit, Güter und Menschen

Stellen Sie Ansprüche an ihre Arbeit, ihre Wohnung, ihre Partnerschaft? Ja? Wie wäre es, auf Bedürfnisse und Wünsche zurückzustecken? Wenn Sie jung sind, werden Sie bald sehen: Ihre Zertifikate und Abschlüsse sind gut und schön, und doch ergibt sich daraus kein Anspruch auf einen bestimmten Beruf. Schöne Wohnungen, geschmackvolle Einrichtungen und ein wenig Kunst an den Wänden verlangen Opfer an anderer Stelle – einen Anspruch drauf haben Sie nicht. Und die Partnersuche? Sie ist mit völlig absurden Vorstellungen dicht gepflastert, und man kann täglich darüber in einschlägigen Foren lesen.

Wenn sich Ansprüche nicht erfüllen lassen, könnet man natürlich das Einfachste tun: Mal auf sich selbst schauen und neue Wege gehen.

Sobald ich dies sage, kommen Menschen ins Spiel, die mir vorwerfen, ich wolle den Zurückgesetzten suggerieren, sie seien selbst schuld an ihrer Misere, und das sei einfach unverschämt. Was bleibt dann aber? Schuldzuweisungen an andere? Unendliche Lamenti, Tränen und die Gier nach Trost? Alles völlig sinnlos.

Ich bin weit davon entfernt, jemandem irgendeine Schuld zu geben. Ich suche nach Ursachen – und nach Lösungen. Hinzu kommt eine einfache Weisheit, die sich kaum wegdiskutieren lässt:

Es ist wesentlich einfacher, sich selbst zu verändern, als andere verändern zu wollen.

Und nun sind wir bei jenen, die unbelehrbar sind. Sie sehen ja, dass andere schaffen, was sie nicht erreichen. Aber sie suchen weder nach den Ursachen noch nach den Lösungen. Stattdessen neiden sie anderen ihre Möglichkeiten. Das mag sich ja irgendwie psychologisch erklären lassen, aber es bringt keine Vorteile. Andere mögen unverdient zu Ruhm, Ehre. Reichtum oder schönen und liebevollen Partnern gekommen sein – aber das ändert kein bisschen an der eigenen Situation. Sie kann man nur ändern, wenn man sie früh genug bei den Hörnern packt.

Und glauben Sie mir – ich weiß, wovon ich rede.

Fehlinformation über schrumpfende Brüste

Zierliche Brüste - hier die romantische Darstellung in einer Bali-Werbung
Zu kleine Brüste? Die BUNTE weiß, warum, und stellt ihre dreiste Behauptung gar nicht erst infrage, sonder gibt bereits die Antwort:

Darum lässt Kaffee bei Frauen die Brüste schrumpfen


„Oh, my god! Das darf doch nicht wahr sein“, werden jetzt manche Damen sagen, „nie wieder trinke ich Kaffee.“

Und wer weiter liest, bekommt tatsächlich diese Antwort:

Kaffee lässt bei Frauen die Brüste kleiner werden. Denn Koffein fördert den Abbau des Hormons Östrogen im Körper. Dies hat eine Verkleinerung der Brüste zur Folge.


Andere verkünden publikumswirksam:

Ab drei täglichen Tassen schrumpft die weibliche Brust und mit jeder zusätzlichen Tasse nimmt der Umfang weiter ab.


Oh, oh … die „Mutter aller Studien“, die der neuen Popularität der Artikel zugrunde liegen, wurde in der New York Times veröffentlicht. Da war allerdings nur von minimalen Effekten die Rede und nicht einmal von Brüsten. Vielmehr sagte die Studie aus (Zitat).

Aber für Frauen im gebärfähigen Alter wird das Kaffeetrinken die hormonalen Funktionen nicht in einer klinisch relevanten Weise verändern.


Die meisten ähnlichen Aussagen über das „Schrumpfen“ oder die „deutliche Verkleinerung“ von Brüsten durch Koffein, namentlich aber durch Kaffee, basieren aber auf einer schwedischen Studie, bei der es zwar um Kaffee, aber weniger um dessen Wirkstoff Koffein ging. Demnach sind aber andere Wirkstoffe, namentlich Phytoöstrogene für niedrigere Werte an Östrogen verantwortlich. Diese Stoffe werden zum Teil sogar als „Alternativmedizin“ oder als „Nahrungsergänzungsmittel“ angeboten. Für die Wirkung ist offenbar zusätzlich ein Gen, CYP1A2*1F, verantwortlich.

Sowohl hinsichtlich der generellen Wirkung von Phytoöstrogenen wie auch von den Ergebnissen der Studien sind selbst Forscher allerdings nicht vollständig überzeugt. Geforscht wird zumeist vor allem, ob diese Stoffe beim Entstehen von Brustkrebs eine Bedeutung haben, sei sie nun positiv oder negativ.

Bild: Bali, Herstelleranzeige in einer historischen Frauenzeitschrift.