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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Ähnliche Interessen – Ausdruck von Dummheit oder kluge Entscheidung?

„Interessen“ ist an sich schon ein recht eigenartiges Wort. Wenn etwas mein Interesse weckt, dann liege ich (auch sprachlich) richtig. Interessen zu haben ist schon etwas fragwürdiger. Schließlich hat man sie nicht einfach, so wie Bücher oder Kloschüsseln. Aber weil es offenbar der „kleinste gemeinsame Nenner“ in der Partnersuche ist, behauptet fast die Hälfte der Befragten zum „Online-Dating“, dass sie nach Personen mit ähnlichen Interessen suchen.

Zunächst: ähnliche Interessen zu pflegen, kann Sinn haben, weil „gemeinsame Interessen“ dafür sorgen, gemeinsam zu handeln. Zudem kann man dabei recht viel Zeit miteinander verbringen – und auch dies stärkt die aufkeimende Beziehung.

Dagegen spricht zweierlei: Oberflächliche Interessen führen schnell zu Pseudo-Gemeinsamkeiten. Und insbesondere bei jungen Menschen ändern sich die Interessen mit den Jahren. Typisch dafür sind Fragen nach dem „Geschmack“, sei es nun in der Raumausstattung, in der Malerei oder in der Musik. Aber auch spezifische Interessen, die manche auch als „Liebhabereien“ oder „Hobbys“ bezeichnen, können sich ändern.

Wichtiger als die "Interessen als solche" ist die Frage, wie intensiv jemand seine besonderen Interessen verfolgt. Mal an irgendetwas zu „naschen“ oder einem Trend zu verfolgen, ist kein wirkliches Interesse. Wer wirklich interessiert an etwas ist, kann dieses Interesse spielerisch oder verbissen ausüben – und bei „Verbissenheit“ ist der Fanatismus oft nicht weit.

Und so bemerken wir denn – hoppla, es sind gar nicht die „Interessen“ als solche, sondern die Art, in der wir sie verfolgen und wie wir unser Interesse mit anderen teilen können.

Und nur mal ganz höflich nebenbei bemerkt – das Hauptinteresse des Menschen sollte eigentlich nicht darin liegen, irgendwelche Interessen zu verfolgen, sondern sich im Beruf und seiner sozialen Umgebung wohlzufühlen. Alle anderen Interessen sind manchmal wichtig und notwendig, oftmals aber auch nichts als „Zeitvertreib“ – falls man denn Zeit hat, die es zu vertreiben gilt.