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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

CDU-Rechte: Einigkeit in Patriotismus und Ordnung?

In der CDU wird Störfeuer geschossen – vor allem auf die eher moderate, liberale und offene Politik von Angela Merkel. Und da taucht auch der Begriff wieder auf, den Schwätzer gerne benutzen, wenn sie sich wichtig machen wollen: „Wertkonservativ“. Soll heißen: Ich bin nicht von gestern, also nicht rückständig, altmodisch oder gar verknöchert, kein Nationalist und kein Jugendhasser – sondern ich will Werte bewahren.

Da wäre natürlich die Frage, welche Werte, und dann kommt eben wieder: Christentum, Deutschtum, die Nation, die Familie, das Abendland. Und als Leckerli zum Anfüttern nun auch noch die „inner Sicherheit“.

Werte zu schützen, ist gut: Einigkeit und Recht und Freiheit, zum Beispiel oder „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ – auch gut. Aber alles andere? Die Familie ist wahrlich rundum geschützt. Das Abendland ist ein Fantasiebegriff – gemeint ist die gewachsene Kultur Westeuropas mit regionalen Besonderheiten – und die ist ebenfalls gut aufgestellt und geschützt. Das Christentum ist ein Glaubensinhalt, der zwar Einfluss auf die Kultur hat, sie aber längst nicht mehr beherrscht. Und ebenfalls durch Recht und Gesetz geschützt, sogar etwas übermäßig. Das Deutschtum? Es zeigt sich jeden Tag am wirtschaftlichen und kulturellen Erfolg – da herrscht kein Mangel. Und die „Nation“? Jeder kann so deutsch und patriotisch sein, wie er will, nur kommt er allein mit Patriotismus und Deutschtümelei nicht weiter. Wir exportieren und importieren Gedanken, Waren und Leistungen. Das ist für sich allein schon genug recht verstandener Patriotismus.

Mir scheint, der „Freiheitlich Konservative Aufbruch“ in der CDU ist gar nicht wertkonservativ, sondern populistisch. Man will offenbar irgendwie die Menschen auffangen, die sich in modernen Zeiten nicht recht wohlfühlen – Nostalgiker, die sich durch Veränderungen gestört fühlen. Klar – irgendwohin müssen die ja. Aber dann bitte nicht mit „wertkonservativ“ argumentieren – das ist Etikettenschwindel.

Tuten, Blasen – und wieso eigentlich Nachtwächter?

Sie haben „Keine Ahnung von Tuten und Blasen“? Ja, da sind die Internet-Sprachforscher schnell, zumal, wenn sie voneinander abschreiben, was eher die Regel als die Ausnahme sein dürfte. Denn schon haben sie den Nachtwächter in Verdacht, die Grundlage für den immer noch populären Spruch geliefert zu haben. Nach ihrer Meinung war der „Nachtwächter“ wirklich ein solcher, nämlich ein Mann, dem man kaum etwas anderes zutrauen konnte. Und weil man dann noch schnell hinzufügte, dass der Nachtwächter ja in manchen Städten ins Horn tutete, was gleichbedeutend mit „ins Horn blasen“ sei, so wurden dann diejenigen, die nicht einmal zum Nachtwächter taugten, abgewertet. Sie hätten, so die Meinung, „keine Ahnung von Tuten und Blasen

Gut, gut … aber warum der Nachtwächter, warum nicht der Kuhhirte? Immerhin steht der Spruch ohne Nachtwächter in der Sammlung „Proverbiorum copia, etlich viel Hundert lateinischer und teutscher Sprichwörter“ von 1601 – und das ist verflixt lange her. Es klang fast wie heute: „Er kan weder thuetten noch blasen.“ Und ja, der Begriff ist durch und durch norddeutsch geprägt: „He weet so veel van tuten, as van blasen“, und das gibt es in vielen Varianten, zum Beispiel auch in Ostfriesland, wo man schrieb: „he weet van geen tuten of blasen“ (Er versteht weder etwas vom Tuten noch vom Blasen).

Nun liegt zwar nahe, dass der Nachtwächter tutet, und er mag auch blasen (was letztlich kaum ein Unterschied ist). Doch ein „Gaslicht ausblasen“, und dies gar noch im Mittelalter? Nein, das macht der Nachtwächter nicht. Wenn er tutete oder blies, dann ließ er sein Horn ertönen – falls er eines hatte, denn nicht alle Nachtwächter führten Hörner mit sich. Die Zeiteinteilung stimmt in etwa – im 17. Jahrhundert gibt es einzelne Belege dafür, dass Nachtwächter nach dem Schließen der Stadttore für Ruhe und Ordnung sorgten, die Zeit ansagten oder bei Ausbruch eines Feuers ins Horn bliesen. Ob es zuvor tutende Nachtwächter gab und was sie sonst konkret taten, ist allerdings so unsicher wie der Ursprung des des Tutens und Blasens.
Kategorien: deutsch | 0 Kommentare
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