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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Billy Graham, Paulus und die Keuschheit

Manche Sätze hört man immer wieder – doch sie werden durch Wiederholungen nicht richtiger:

Sexualität gehört in die Ehe zwischen Mann und Frau. Das entspricht dem Willen Gottes.


Wer sagt das? Billy Graham, geboren anno 1918, seines Zeichens Erweckungsprediger. Nichts gegen ältere Mitmenschen, IDEA, aber hätten Sie’s nicht einen Tick aufgeklärter?

Wie so oft berufen sich religiöse Extremisten auf „Die Bibel“. Das bringt mich zu einer Kernfrage: Warum berufen sich die religiösen Fanatiker eigentlich immer auf „Die Bibel“ und nicht auf Moses, Jesus oder – wie in diesem Fall – auf Paulus? Im Grund haben alle drei durchaus unterschiedliche Standpunkte vertreten.

Moses vertrat den Standpunkt, dass alles, was im Hause des Prinzipals geschah, kein Ehebruch war, also auch nicht der Geschlechtsverkehr mit dem Gesinde. Lediglich vor dem Gesinde seines Nächsten sollte der Gläubige die Finger lassen.

Jesus hat sich nie zu diesen profanen Fragen geäußert. Wer ohne Schuld war, sollte bitte den ersten Stein werfen – und da keiner ohne Schuld ist, darf keiner den anderen in sexuellen Dingen maßregeln.

Paulus schrieb an die Korinther und wetterte dabei gegen die Hurerei. Wir erinnern uns vage, dass Jesus den Huren das Himmelreich versprochen hatte. Paulus Kernfrage bestand darin, ob es gut für seine Gefolgsleute sei, wenn sich Paare bilden würden. Paulus war sich selbst unsicher, wie sein Brief an die Korinther zeigt, und sichtlich um einen Kompromiss bemüht. Nur der Hurerei (1) musste nach seiner Auffassung Einhalt geboten werden. Das steht dann so ähnlich auch in Korinther 6:18. Dort heißt es:

Flieht die Unzucht. Jede Sünde, die ein Mensch begehen mag, ist außerhalb des Leibes; wer aber Unzucht treibt, sündigt gegen den eigenen Leib.


Gut gebrüllt, Paulus. Aber es heißt auch:

Alles ist mir erlaubt - aber nicht alles nützt mir. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.


Zu vermeiden ist also die Sucht oder die Gier.

Was aber noch interessanter ist: Paulus spricht in weitem Teilen für sich. Wenn er sich auf Gott beruft, sagte er dies explizit. (Korinther 7, 12) so vermischen sich bei Paulus Zugeständnisse, eigene Gebote und Gottes Gebote. Das kann man für Christentum halten oder auch nicht.

Jeder mag die Person werden, die er kann. Das ist die Botschaft, wie ich sie verstehe. Damals hieß es noch anders, aber das liegt an den Sprachregelungen: „Im Übrigen soll jeder so leben, wie der Herr es ihm zugemessen“ (Kor. 7, 17). Und dem wäre eigentlich nichts mehr hinzufügen.

Alternative Wahrheiten

Was regen wir uns eigentlich so auf? Seit Jahrzehnten beschäftigen Regierungen, Unternehmen und sogar Universitäten „Spin Doctors“, die uns Lügen und Halbwahrheiten als Wahrheiten verkaufen. Und zumindest ein nicht unerheblicher Teil unserer Presse druckt sie dann auch.

Im Fall von Herrn Trump waren es keine Wahrheiten, sondern Tatsachen, die verdreht wurden. Und da ist es einfach, zu sagen: Seht, Herr Trump ist heute nicht so populär, wie es seinerzeit der Herr Obama war.

Wir müssen uns darüber klar werden, was wir eigentlich sagen wollen und wie wir es sagen: Was man sehen und nachprüfbar messen kann, darüber kann man nicht streiten. Aber allein die Religion und die nach Dutzenden zählenden anderen Glaubensbekenntnisse, Ideologien und Fantasien unterstellen, dass es Wahrheiten gibt, die es nicht geben kann. Und manche Wissenschaft, besondere aber die Psychologie, manipuliert mehr Meinungen, als dass sie Fakten schaffen würde.

Sagen wir also „Wahrheiten“, wenn wir etwas für „wahr halten“, und Tatsachen, wenn etwas bewiesenermaßen wahr ist. Denn können die meisten heutigen Geisteswissenschaftler einpacken? Na und? Dann sollen sie doch bitte, ernsthafter, glaubwürdiger und verlässlicher forschen.