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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Neue Debatte über Leitkultur – oder etwa konservative Kultur?

Leitkuhtour - oder wie war das ?
Die bayrische CSU und die sächsische CDU wollen Deutschlands konservative Leitlinien markieren. Das können und dürfen sie – schließlich wird niemand gezwungen, CDU oder CSU zu wählen. Aber sie nennen dieses Vorhaben anders:

Es braucht eine verbindende Rahmenkultur, Leitkultur genannt, meint sie nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern das Fundament unseres Zusammenlebens.


Das ist zwar kein Deutsch, sondern Kauderwelsch, aber wir erkennen, was gemeint ist: Da braucht jemand Orientierung, und zwar eine recht weitgehende, verbindliche Orientierung. Und was Orientierung bedeutet, wird auch gesagt:

Deutsche Leitkultur ist viel mehr als das Grundgesetz: Dazu gehören unsere Traditionen, unsere Lebensweise und unsere gemeinsamen Werte.


Der Satz ist sehr interessant formuliert: „Unsere Traditionen“, wird im Plural gebraucht - das ist eine Verbeugung vor kulturellen Unterschieden, die es innerhalb Deutschland gibt. Die „Lebensweise“ hingegen erscheint im Singular. Es gibt also nur eine Lebensweise laut CDU und CSU, und „wir“ wären interessiert zu erfahren, was das für „uns“ bedeutet. Und auch bei den „gemeinsamen Werten“ wüssten wir doch recht gerne, was damit gemeint ist.

Die Union hat recht wenig vom kulturellen Wandel verstanden, was nicht untypisch für konservatives Gedankengut ist. Sie glaubt nach wie vor, man können und müsse Kultur festschreiben. Sicher - es gibt es Werte, die verbindlich sein sollten – nur darf man nicht einfach von oben herab von „unseren gemeinsamen Werten“ plaudern, als wären diese für alle Menschen in Deutschland gleich.

Dabei hat die Diskussion innerhalb der CDU und CSU durchaus einen ernsten Inhalt, der unverkennbar drauf abzielt, die Wertschätzung von Solidarität und Freiheit, die Übernahme von Verantwortung, den gegenseitigen Respekt voreinander und das politische Engagement zu fördern. (Heißt dort: „Verzicht auf politische Gleichgültigkeit.“)

Allerdings – ich habe noch in den Ohren, wie Sprüche von der „Abendländische Leitkultur“ oder der „Christliche Leitkultur“ aus den CDU-Mündern quollen. Und diese Sprüche möchte ich nicht mehr hören, weder von der CDU noch von der CSU noch von irgendjemandem sonst. Kultur ist etwas sehr, sehr Lebendiges, und es ist ganz normal, dass sie sich stetig wandelt. Man kann sie einfach nicht festschreiben, sonder muss sie fortschreiben.

Und damit ich dies nicht vergesse: Ja, zur Kultur gehört ohne Zweifel, dass Deutsche die deutsche Sprache beherrschen. Da haben Bayern und Sachsen noch Nachholbedarf.

Zitate nach ZEIT und SPIEGEL.

Einheitsfeier

Es ist wundervoll, die deutsche Einheit zu feiern. Merkwürdig ist, dass noch immer Menschen aus der Ex-DDR von einem „alternativen“ Staat träumen. Es sind Menschen aus allen Lagern – von Unpolitischen über Wende-Aktivisten bis hin zu Extremisten.

Wirklich schöne wäre, wenn sich alle Deutschen zu Deutschland, zur EU , zur parlamentarischen Demokratie und der Wertegemeinschaft des Humanismus bekennen würden. Mehr ist eigentlich nicht nötig.
Kategorien: liberal sein | 0 Kommentare
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Wie religiöse Überzeugungen den Unterricht beeinflussen sollen

Sexuelle Vielfalt darf kein Lernziel des Unterrichts sein“. Aha. Sagt Idea. Nun gut. Vielleicht soll in Schleswig-Holstein nun „sexuelle Einfalt“ das Lernziel des Unterrichts sein? So weit das Wortspiel. Die Fakten sind leider noch ärgerlicher.

Datzu Satz aus dem Gutachten, in dem wir lesen (zitiert nach Idea)::

Sie (die Schule) … muss … allgemein Rücksicht nehmen auf die religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen der Eltern, soweit sie sich auf dem Gebiet der Sexualität auswirken.


Thamar - nahm sich ihre Rechte
Oh, die Überzeugungen der Eltern? Das ist einerseits pikant, wenn deren Überzeugungen (und Praktiken?) weit über das hinausgehen, was üblich ist. Und andererseits ist es unmöglich, denn die „Entstehung der Arten“ wird ja in der Schule ja dankenswerterweise auch nicht anhand der Schöpfungsgeschichte (Genesis) unterrichtet. Und Sklavenhaltung, wie im Alten Testament vielfach beschrieben, ist auch kein Idealbild für den Ethikunterricht. Religiöse Überzeugungen müssen in der Schule hinter dem Tatsachenwissen zurückbleiben. Überall. Auch in der Sexualität.

Die religiöse und weltanschauliche Überzeugung der Eltern? Wer würde sich wohl darauf verlassen, dass sie immer dazu dienlich ist, einen Menschen zu einer einer „eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“, wie es oft so schön heißt, zu erziehen? Wahrscheinlich wissen alle Grundschullehrer, was ich damit meine.

Sollten Sie mich fragen, was für Jugendliche wichtig ist: Nicht die Jagd auf die besten (erschlichenen) Noten ist wichtig, sondern die Fähigkeit, auch in schwierigen Lagen Probleme zu lösen und Krisen zu meistern. Und die aufgeblasene Diskussion um die Sexualerziehung? Die sexuelle Entwicklung oder Orientierung oder was auch immer findet ohnehin im Privatbereich statt, gleich, was die Schule lehrt oder nicht. Sie wird nicht von Geist und Wissen getrieben, sondern von Lust und Leidenschaft. Schon vergessen, meine Damen und Herren „besorgte Eltern?“

Bild: Judah and Tamar von Horace Vernet, 1840