Skip to content
Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Zwölf Tipps für Autorinnen und Autoren

lesen und schreiben - aus passion
Autoren können wir alle sein. Ob wir nun E-Mail-Romane (aka Briefromane, gerade wieder populär), Tagebücher oder Blogs schreiben: Wir sind Autoren. Selbstverständlich könnten wir auch Berichte, Kolumnen oder sonstige Artikel für die Presse schreiben. Dann wären wir Journalisten. Und wir könnten uns an Romane wagen. Dann wären wir die Königinnen und Könige der Schreibkunst, gleich, wie beschissen wir schreiben: Schriftsteller.

Ich fand einige Tipps zum Schreiben, und ich habe sie um einige weitere ergänzt:

1. Schreiben Sie viel, und versuchen Sie sich in allen Genres.
Schreiben Sie täglich, und versuchen sie, wenigstens 300 Wörter zu schreiben. Falls Sie Romane schreiben wollen (aber auch sonst wichtig): Legen Sie jede Seite ein paar Tage in den Brutschrank, und lesen Sie ihren Text dann nochmals vom Original laut vor. Versuchen Sie sich an Standards: Kurzgeschichten, Geschichten mit 100 Wörtern, Kolumnen und Blog-Artikeln.

2. Lesen Sie, schreiben Sie um
Lesen Sie, versuchen sie, den Stil des anderen nachzuvollziehen und schreiben sie den Text dann so um, wie Sie ihn schreiben würden. Versuchen Sie, in mehreren Zeitformen und Stilrichtigen zu schreiben. Lesen Sie Texte aus dem 19. Jahrhundert und achten Sie auf die Formulierungen. Experimentieren Sie mit modernen Stilformen wie SMS oder E-Mail-Nachrichten.

3. Analysieren Sie Wörter, Sätze und ganze Texte
Analysieren heißt nicht, intuitiv zu erfassen, so wie ich es im dritten Tipp beschrieben habe. Achten Sie auf die Wortwahl, die Länge der Sätze, die Struktur. Wie baut der Autor seine Figuren auf? Welche Möglichkeiten gibt er ihnen? Wie logisch oder realistisch sind sie?

4. Knüpfen Sie an Ereignisse und Realitäten an
Manche Autoren schreiben so, als seien sie bei wichtigen Ereignissen, die es tatsächlich gab, dabei gewesen. In jedem Fall aber können Sie das tatsächliche Zeitgeschehen in ihre Erzählung einbauen.

5. Schreiben Sie am frühen Morgen, wenn Sie können
Es ist manchmal schwer, vor dem „eigentlichen“ Arbeitsbeginn als Buchhalterin oder Programmierer ein paar Sätze zu Papier zu bringen. Aber: Notieren Sie dann wenigsten die Gedanken, die Ihnen beim Duschen oder beim Frühstück eingefallen sind.

6. Vermeiden Sie in jedem Fall Klischees
Haben Sie jüngst einen Fernsehkrimi oder eine Liebesschnulze gesehen? Da folgt Klischee auf Klischee, und die Autoren glauben, wir doofen Zuschauer merken es nicht. Allerdings können Sie auch Klischees aneinanderreihen, um sie ad absurdum zu führen. Das passiert zum Beispiel in der britischen Fernsehserie „Coupling“.

7. Lassen Sie Gefühle zu
Der beste Weg, um gegen Klischees zu kämpfen, ist authentische oder ungewöhnliche Gefühle zu äußern. Dazu gehört Mut, und wahrscheinlich werden Sie angegriffen, wenn Sie zu geil sind oder zu sehr hassen. Dazu passt Punkt sechs.

8. Sie müssen kein „braves Kind“ mehr sein
Vergessen Sie ihre „Wohlanständigkeit“, und mit ihr die Welt Ihrer Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel. Wichtig ist, was Sie denken und fühlen und nicht das, was andere möglicherweise dagegen einwenden. Es ist Ihr Werk.

9. Schreiben kann schmerzen
Wenn Sie schreiben, können bei Ihnen selbst Gefühle hervorgerufen werden, die Ihnen nicht „geläufig“ sind. Versuchen Sie, gerade diese Gefühle hervorzubringen und nicht zu unterdrücken. In ihnen steckt Explosivkraft, die Sie nun auf Ihre Figuren abwälzen können.

10. Finden Sie den besten Ort zum Schreiben
Meist ist es nicht das Klo, Bei mir ist es immer mein großzügiges Büro, in dem ich Ruhe habe. Andere ziehen sich auf Hütten und Dachböden zurück oder schreiben in Cafés oder auf Parkbänken. Leider ist eine enge Beziehung oft ein Schreibhindernis: Erbitten Sie sich Freiräume.

11. Schreiben Sie ruhig in Kladde
Nicht jeder ist so formulierungssicher, dass er sofort „ins Reine“ schreiben kann, auch bekannte Autoren nicht. Es ist besser, ein wüstes Manuskript, sogar ein solches mit Flüchtigkeitsfehlern, im Kasten zu haben als gar keines fertigzubringen.

12. Schreiben Sie aus Passion und weil sie es wirklich wollen
Schreiben Sie, weil sie wirklich schreiben wollen. Jeder Lektor oder spätere Leser bemerkt, ob sie aus Passion geschrieben haben oder um Seiten zu füllen. Sie können auch mit „Seitenfüllen“ Geld verdienen und berühmt werden. Aber das ist selten.

Das Fazit und eine der Quellen für meine Inspiration

Einen kleinen Teil dieser 12 Punkte habe ich dem Blog von „Girly Juice“ als Anregung entnommen. Dieser Text ist aber weder eine Kopie, noch eine Übersetzung des Originaltextes, der in eine andere Richtung führt. Der wichtigste Satz, den ich jemals gehört habe und weitergebe, kommt aus einer ganz anderen Richtung:

Lassen Sie ihren Figuren die Freiheit, sich zu entwickeln.


Es hat keinen Sinn, wenn sie nur bis an IHRE Grenzen gehen dürfen. Oder, ultrakurz: Ihre Figur darf das.

Hinweis: dieser Artikel kann in abgewandelter Form auch in mehreren meiner Medien erscheinen.

BERLIN – führungsschwach und chaotisch nach links?

was denn nun? strammer sozialismus oder liberale stadtpolitik?
Drei Linksparteien könnten die neue Regierung in Berlin bilden – und um überhaupt noch reagieren zu können, wird es wohl so kommen. Dabei ist der Linksdrall nicht das Schlimmste, was Berlin passieren könnte, sondern eine Linksregierung unter dem schwächsten und farblosesten „Regierenden Bürgermeister“, den Berlin je hatte. Es ist ja so: Wenn die Linke regiert, braucht sie eine starke und gleichwohl tolerante, an der Wirtschaft orientierte Führungskraft. Das ist erstaunlicherweise in Thüringen der Fall. Und in Berlin? Die Grünen dort haben eine relativ chaotische Anhängerschaft, die Linke hat schon herausposaunt, dass sie sozialistisches Gedankengut (aka „die soziale Frage“) stärken würde, und die Sozis in Berlin gelten als lahme Enten. Nicht zuletzt deswegen schreibt die „MoPo heute:

Ein linkes Bündnis aus SPD, Grünen und Linken ist keine Koalition der Stärke, sondern eine Gemeinschaft Angeschlagener.


Es ist schade um Berlin – und der viel umworbene Wähler, der Souverän, hat diesmal alles falsch gemacht. Doch man darf ihn nicht beschimpfen, denn warum soll man eine abgehalfterte Regierung erneut wählen?

Man wird in Berlin in Zukunft voraussichtlich noch mehr Sätze mit „leider …“ beginnen müssen. Verdient hat die Stadt das nicht. Hoffen wir wenigsten, dass die neue Regierung die Berliner Wirtschaft nicht abwürgt.


Zitiert nach der WELT-Kommentaranalyse.

Diskurse um die Liebe: Rette sich, wer kann!

Liebe bei Hofe - oder war es doch eher Sex?
Die „NZZ“ brachte dieser Tage einen interessanten Artikel (Autor: Martin Helg) über das Verhältnis zwischen Sex und Liebe. Stand der Wissenschaft und des allgemeinen Empfindens ist: Sex und Liebe sind klar trennbar, gemeinsam aber wesentlich sinnlicher.

Die NZZ schreibt:

Seit sich der Sex seine autonome Existenzberechtigung zurückerkämpft hat, muss er sich der romantischen Liebe im freien Wettbewerb stellen – ein Vergleich, der nicht zu seinen Gunsten ausfällt. Statt das Augenmerk weiter auf den Sex zu legen, knöpfen sich neue Diskurse und Praktiken deshalb eher die Liebe vor.


Man bewahre uns vor diesen lachhaften Diskursen. Man kann die Liebe weder mit Kapitalismuskritik noch mit Pessimismus aushebeln – das ist sowieso sicher. Aber ein neuer Diskurs über die Liebe von angeblich intellektuellen Labersäcken? Die haben wirklich schon genug Unheil gebracht.

Werbung


Rette sich, wer kann! Die Feuilletons werden natürlich voller innerer Begierde danach lechzen, noch mehr Thesen und Antithesen über die Liebe zu hören. Dabei gibt es längst „The World Book of Love“, in dem sich 100 Erklärungen über die Liebe finden. Und obgleich das Buch wirklich interessant ist, gibt es eine Erklärung, die nur Sie kennen: ihre Liebe.

Welche denn eigentlich sonst?