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Ach, du lieber Schreck – Brennpunkt und Zerstreuungskreise

Aufnahme mit einer Agfa "CLACK", so wie die Fotodrogerie sie als Positiv ablieferte
Heute bin ich über einen Brennpunkt gestolpert – ja, einen Brennpunkt, ihr habt richtig gehört. Derselbe wird meist in Verbindung zu einer Linse oder Linsengruppe genannt, die man auf Deutsch auch Objektiv nennt.

In der Fotografie gibt es bekanntlich keine „absolute Schärfe“ – außer in der Theorie. Wer noch eine „Fixfokus“-Kamera kennt, der weiß, dass es die Bilder so gut wie niemals „völlig scharf“ waren. Für eine Agfa „Clack“, deren Objektiv wirklich nur aus einer Linse bestand,, wurden „drei Meter bis unendlich“ als Schärfenbereich angegeben. Da die Bilder (Abzüge) im Grunde nicht vergrößert wurden, entstanden dennoch hinreichend scharfe Aufnahmen für den „Hausgebrauch“.

Doch nun wird es heikel: Die Benutzer „hochwertiger“ Kameras wollten wissen, wie groß die „Schärfentiefe“ der Kamera tatsächlich war. Schließlich sollte die Großmutter darauf ebenso scharf abgebildet werden wie die Alpen, die man im Hintergrund sah. Und nun begann die Diskussion um das, was man den „Zerstreuungskreis“ nennt.

Der Hintergrund ist ungefähr so: Nahezu „absolut“ scharf ist die Ebene, auf die jemand durch ein Hilfsmittel (Entfernungsmesser, Metermaß) „die Entfernung“ eingestellt hat. Das kann man, indem man das Objektiv gegenüber der Filmebene verschiebt, wie man es bei alten Balgenkameras noch deutlich sehen kann. Und natürlich auch jeder Punkt und jede Linie auf dieser Ebene. Wenn man nun „abblendet“ , das heißt, eine Blende mit einer höheren Zahl (11, 16) nimmt, dann wird das Licht stärker gebündelt, und was vorher noch als „unscharf“ zu sehen war, wird jetzt schärfer.

Das alles wäre wunderschön und sehr einfach, wenn es keine Puristen gäbe. Jene nämlich hadern um jeden Dezimeter, der möglicherweise „falsch“ angegeben wird, weil der Hersteller selbst oder ein Tester mit anderen Daten daherkommt. Und nun kommt etwas anders ins Spiel: nämlich der „Zerstreuungskreis“. Er bezeichnet sozusagen den Kreis der Unschärfe, die wir normalerweise noch als scharf empfinden, obwohl sie nicht mehr genau im Brennpunkt oder seiner Ebene liegt. Nach recht zuverlässigen Angaben darf er beim sogenannten „Kleinbild“ bei etwa 0,03 Millimeter liegen. (Mittelformate etwa 0,05 mm).

Besonders verwirrend ist, dass einzelnen Autoren diese „Hausnummer“ nicht genügen. Sie erzählen uns etwas von der „Bilddiagonale“, die mit bestimmten Faktoren multipliziert werden sollte, um „tatsächlich“ den optimalen Wert zu bekommen. Für eine Standard- 35-mm-Kamera wäre dies ein Wert gegen 0,03 mm. Zugrunde gelegt wurden dabei, dass die Bilddiagonale durch 1.500 geteilt wird.

Wir die Bilddiagonale allerdings als Maßstab genommen, dann wird nicht berücksichtigt, dass die eigentliche Rolle dem Objektiv zukommt – denn nicht alle Objektive bilden „gleich scharf“ ab – selbst bei identischen Brennweiten nicht. Ich frage vorsichtshalber gar nicht nach anderen Brennweiten oder gar Telekonvertern. Wurden nicht gerade die Bilder der 35-mm-Kleinbildkamera oft übermäßig vergrößert? Und ist wirklich jedem klar, dass alle Unzulänglichkeiten dabei mitvergrößert wurden?

Erklärt wird die Schärfentiefe auf vielen Fotografen-Webseiten und in „Wikipedia“. Dort ist auch zu lesen, was nahezu jeder Fotograf schon erfahren hat – die „kleinste Blende“ (16 oder 22) ergibt zwar die größte Schärfe in der Tiefe, verfälscht das Bild aber durch andere Faktoren. Mit anderen Worten: schärfer wirkt nicht immer echter.

Ja, die Welt ist kompliziert, wenn man genau hinsieht. Aber wer zwingt uns eigentlich, immer „ganz genau hinzusehen“?

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