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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Das mysteriöse Verschwinden eines kleinen Pakets

Die Sache begann ganz harmlos. Ich brauchte ein paar neue "Ear Buds". Sollte ich bei diesem Versandhändler bestellen, der gewissermaßen „über Nacht“ liefert? Zugegeben, es gab eine Alternative, aber der Mensch ist bekanntlich träge. Und also denke ich: Preis ist gut, Fracht kostet es auch keine - Knopf gedrückt und bestellt, wie das fast alle Leute inzwischen tun. Das Räderwerk im Hintergrund funktionierte sozusagen wie ein Uhrwerk. Die Sendung wurde zum nächsten Tag angekündigt – kam aber nicht.

Nun bin ich ja tolerant gegenüber Lieferanten und insbesondere den armen Frachtführern, die immer alles ausbaden müssen, was schiefgeht.

Am avisierten „Tag der Lieferung“ kann also nichts an. Kein Zettelchen im Briefkasten, keine Ware – nichts.

Die Lieferung an den mysteriösen Nachbarn

An diesem Tag öffnete ich gegen Nachmittag noch mal meinen elektronischen Postbriefkasten, auch E-Mail genannt, und siehe, da gab es den lapidaren Hinweis: „Ihre Sendung wurde bei einem Nachbarn abgegeben.“

Aha – Nachbarn. Die Hausbewohner konnten es nicht gewesen sein, und direkte Nachbar hab ich keine. Also ging ich mal den Beschwerdeweg, auf dem bekanntlich immer ein paar Hürden liegen.

Hürden, Chatbot und am Ende ein Mensch, der mir zuhörte

Wer lange genug forscht, findet auf der Seite des Verkäufers tatsächlich eine Funktion, mit der man sich ernsthaft beschweren kann. Ein Chat – wie schön. Nachdem ich ein bisschen Small Talk mit einem bekanntlich strohdummen Roboter wechseln musste, wurde ich tatsächlich gefragt, ob ich zufrieden wäre oder lieber mal mit einem Menschen sprechen wollte.

Ehrlich gesagt, hatte ich damit schon gar nicht mehr gerechnet. Nach dem üblichen Geplänkel („Ihre Sendung wurde doch geliefert!“) habe ich angemerkt, dass ich keine Nachbarn hätte, bei denen man Gegenstände abliefern könne – und falls doch, wäre es nett, mir den Namen zu sagen.

Das konnte man nicht – man müsse ja erste den Frachtführer fragen. Man benötige drei Werktage – ob ich damit einverstanden wäre?

Ja, war ich. Und nach einer E-Mail und einem weiteren Chat drei Tage später war die Sache tatsächlich „gegessen“ – insofern, als ich mein Geld zurückbekam. Geklärt wurde die Sache vermutlich nie.

Also, was soll ich sagen? Die Menschen beim Verkäufer waren alle sehr nett und höflich. Inzwischen hatte ich vorsichtshalber beim Originalhersteller bestellt, und man lieferte mit einem international bekannten Frachtführer – alles klappte vorzüglich.

Nur die Sache mit dem nicht vorhandenen „Nachbarn“ gibt mir irgendwie nach wie vor zu denken.