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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Die Chefin der westlichen Welt – oder wohin gehen wir gerade?

Wenn man auch nur ein ganz klein wenig glaubt, was sich jetzt nach der Wahl von Mr. Trump abzeichnet, dann ist es dies: Die westliche Welt benötigt eine neue Führerschaft. Eine, die moralisch erträglich, europäisch integrativ und notfalls auch konsequent sein kann.

Der Amerikaner Eric T. Hansen glaubt, diese Person in Angela Merkel gefunden zu haben, und er hat gute Gründe dafür. Denn er sagt gleich zu Anfang seines ZEIT-Artikels,

Keiner in Europa – und nur eine Minderheit in Amerika – wird ihn (Trump) als moralisches Vorbild akzeptieren.


Sicher ist, dass der Papst von Rom diese Aufgabe nicht erfüllen kann, und ebenso wenig einer der schwachen Regierenden in den übrigen Ländern Europas. Bei aller Liebe zum Vereinigten Königreich – erstens ist es raus aus dem Klub „Europa“ und zweitens war das Ziel des Empires nie die Tugend, sondern das Wohlergehen des Kernlands England.

Die Chance, die abendländischen Werte zu verfassen und konsequent auf dieser Erde zu vertreten, und zwar auf der Basis des Humanismus, des Liberalismus und der integrationswilligen religiösen Strömungen hat nur noch Deutschland. Ich rede bewusst nicht von den „jüdisch-christlichen“ Werten, die dabei so oft untergemischt werden. Judentum und Christentum sind nur Religionen, und sie beinhalten beide kein glaubwürdiges Konzept für „das Abendland“. Die Person, die das wichtigste Wort in Europa spricht, muss nicht zwangsläufig Frau Merkel sein, wie Eric T. Hansen glaubt. Aber es muss eine starke Europäerin oder ein starker Europäer mit Rückgrat sein.

Europa ist dabei, seine letzten schönen Federn zu verlieren und damit wird auch die Macht wegbröckeln. Den Brexit mag man noch verkraften, doch die selbstherrlichen nationalistischen Eiferer stehen auch anderwärts in den Startlöchern. Und sie werden nicht ruhen, das Volk ihrer jeweiligen Länder gegen den Europäischen Gedanken aufzubringen, und damit auch gegen den Gedanken des Abendlandes und seiner Werte. Ganz abgesehen von den deutschen Nationalisten, die sich zwar immer wieder neue Namen geben, hinter denen aber der alte Nationalismus steht.

Wir sind – entgegen der Meinung all dieser Schreihälse von rechts und links und dem Altbestand der Kommunisten aus der Ex-DDR – keine Bananenrepublik der USA.

Aber der Handel mit den USA nützt uns allen, und ein großer Teil der Menschen in Deutschland (auch in Ostdeutschland) lebt davon. Also ist es Zeit, das Verhältnis zu den USA neu zu regeln – auch über Herrn Trump hinaus.

Die deutsche Kanzlerin und Mr. Trump

Da wundern sich Journalisten doch tatsächlich, wenn die deutsche Kanzlerin dem US-amerikanischen Präsidenten Bedingungen für die Zusammenarbeit nennt. Selbstverständliche Bedingungen, wie ich beifügen muss. Zitat:

Auf der Basis dieser Werte biete ich dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, eine enge Zusammenarbeit an.


Ja, wer denn sonst? Europa verkennt oft, wie wichtig der „alte Kontinent“ für alle ist – in Ost und West. Und Deutschland eignet sich hervorragend als Vermittler – zumal, falls die Briten eines Tages wirklich „hart aussteigen“ und daher zu einem vernachlässigbaren Faktor in Europa werden.

Und abgesehen davon – die Werte „Demokratie, Respekt vor dem Recht sowie der Würde des Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung“ sind eigentlich selbstverständlich – sogar für Trump.

Ich habe dieser Tage zahlreiche Stellungnahmen gelesen, die aus anderen Teilen der Welt kommen. Was wird beispielsweise aus dem Dauerkrisenherd Nahost? Was wird aus den Ländern Afrikas? Selbst China ist extrem verunsichert, und die Sicherheit Putins ist nur gespielt, denn auch er weiß nicht, was der neue Präsident für seine Nation und für die Welt erbringen wird.

Trump findet eine gespaltene Nation und eine geschwätzige Welt vor. Er wird bald erfahren, was Fakten in der Politik bedeuten. Und auch er wird an der Globalisierung nicht vorbeikommen. Die Vision, in den USA Produkte herzustellen, die jetzt noch aus China kommen, scheitert an dem berühmten „kleinen Mann“, dem amerikanischen Arbeiter. Er wird keine teuren und lohnintensiven US-Produkte kaufen, wenn er preiswerte Chinaprodukte kaufen kann.

Donald Trump ist eine „Blackbox“, meint die Kanzlerin. Wer weiß, was das ist, weiß auch, wie man einer solchen Box „beikommt“: Man beobachtet das, was rauskommt. Und da sind wir ja alle mal gespannt.

Trump – Präsident der zweifelhaften Gefühlswelt Amerikas

Vom liberalen Standpunkt aus finde ich nicht nur den Wahlsieg von Herrn Trump schockierende, sondern auch den Zustand einer Nation, die uns einst lehren wollte, was uns an politischer Bildung und Kultur fehlt. Wir haben unsere Lektion gelernt – doch die Bürger der Vereinigten Staaten von Nordamerika haben sie vergessen.

Europa muss jetzt zusammenhalten - auch gegen Rechts- und Linkspopulisten

Vom europäischen Standpunkt aus sollte Trumps Sieg eigentlich bedeuten: Nur ein starkes, einiges Europa kann das weltpolitische Gegengewicht auf dieser Seite der Welt bilden. Aber da sind all diese Rechtspopulisten, die anderer Meinung sind – ebenso wie die Linkspopulisten. Sie versuchen, Europa zu zerstören - und diejenigen, die nicht rotzblöd sind, wissen genau, was sie da tun.

Dubiose Gefühle statt kühler Überlegung - darin liegt die Gefahr

Was wirklich schmerzt, ist etwas viel Schlimmeres. Wenn alle nur noch auf irgendwelche dubiosen „Gefühle“ setzen, dann öffnen wir alle – nicht nur die US-Amerikaner – den Populisten Tür und Tor. Und ob es nun um Amerika geht oder Europa: Am Ende schauen Arbeiter, Angestellte, Beamte und Selbstständige auf das Geld, was ihnen noch in der Kasse bleibt, wenn sie Steuern und Angaben entrichtet haben. Man wird sehen, wie lange es dauert, bis der „arme weiße männliche amerikanische Arbeiter“ entdeckt, dass auch ein Trump ihm keinen Goldesel schenken wird.

Der Kardinalfehler aber liegt darin, dass Frau Clinton und ihre Partei sich nicht bewusst waren, wie dringend viele US-Amerikaner nach neuen Wegen und besseren Lösungen suchen, als das ewige „mehr desselben“.

Drohen in Deutschland ähnliche Verhältnisse?

Und letztlich trifft dies auch für Deutschland zu: Frau Merkel ist vom gleichen Schlag: wenig Änderungen, dafür mehr von ihren bekannten bekannten Strategien, die immer wieder auf „mehr desselben“ hinauslaufen, während die Zukunft bewusst vernebelt wird.
Kategorien: liberal sein | 0 Kommentare
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