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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Das Ungeheuerliche am Wunsch nach einem Geheuer

Was uns geheuer ist, ist uns an sich lieb, was so weit geht, dass selbst die Gunst der Damen als „geheuer“ bezeichnet wurde. Man sagte „wild“ und „unzähmbar“ für „ungeheuer“, und „zahm“ oder „zugänglich“ für geheuer.

Ach, wie geheuer ist mir am Abend

Wenn uns heute jemand oder ein Umstand geheuer wäre, so würde uns das befremden, wir wissen aber noch recht gut, was „nicht geheuer“ ist, und würden wahrscheinlich sagen, dies sei eine eher dichterische Formulierung. Was uns „nicht geheuer“ ist, befremdet uns, und wir haben Zweifel daran. Wir wünschen uns aber nicht, dass Menschen, Umstände, Tiere oder Verträge „geheuer“ sind. Das Wort ist einfach verschwunden.

Ungeheuerlich!

Ungeheuerlich, nicht wahr? Das hieße dann eigentlich befremdlich, meint aber eher, dass es die üblichen Grenzen überschreitet. Da musste man also „Ungeheuerliches leisten“, um ans Ziel zu kommen, oder man findet es ungeheuerlich, dass eine Dame von 50 sich einen 18-jährigen Lover hält. Das heißt dann eigentlich „unziemlich“, aber das Wort gibt’s ja auch fast nicht mehr.

Das Ungeheuer in Mensch und Tier

Ja, und dann kam das Ungeheuer, auf ursprünglich in der normalen Ableitung ein Schicksalschlag, der wild und dreist ins Leben hineinschlägt. Aus ihm wurde das Ungeheuer in der Gestalt des Tiers und des Menschen.

Ach, Sie wünschen sich ein liebevolles Geheuer? Wer wünschte es sich nicht? Aber Sie suchen vergeblich, denn es gibt keine Geheuer auf dieser Welt – es sei denn, sie gäbe es doch.

Beglimpfen – oder wie ich das Unantastbare tastbar werden lasse

Nachdem ich im Internet vor einigen Jahren erheblich verunglimpft wurde, möchte ich jetzt bitte ausreichend beglimpft werden. Dazu müsste ich natürlich erst zur Fraktion der Anspruchsdenker wechseln. Denn beglimpft zu werden, ist ein Menschenrecht, und das fordere ich jetzt ein, wie so vielen andere auch.

Die Ungeliebten wollen alle Geliebte werden, und das schreien sie dann in die Welt hinein. Freilich wollen sie dabei auf keinen Fall unschicklich werden, weshalb sie versuchen, unflätige Gedanken aus dem Gespräch fernzuhalten – doch sagt selbst – wie kommt man bei einem Date am Kaffeehaustisch zu flätigen Gedanken? Da hockt doch die Unzucht schon lauernd unterm Tisch, wie ein hungriger Sperling – aber von Zucht zu sprechen, traut sich auch niemand. Also vermeidet man züchtig all diese unzüchtigen Themen. Freilich erweisen sich die Gespräche dabei als reichlich unzulänglich, und man erkennt nicht zulänglich, ob die Herzen unnahbar entfernt bleiben müssen oder nahbar zueinanderfinden. So kann ein solches Gespräch ungebührlich lange dauern, ohne gebührliche Inhalte hervorzubringen. Ob es schicklich oder unschicklich ist, dies zu tun?

Um auf mich zurückzukommen: Vielleicht fände ich, wenn ich lange genug suchte, ja irgendwann ein Getüm, das für mich eine entsprechende Würdigung verfasst – kein Artikel-Ungetüm, wenn ich bitten darf, nur eine unglaublich schöne Würdigung, die wenigsten für mich glaublich klingt. Ich darf übrigens hier mit fug sagen, dass ich den einschlägigen Artikel über mich für Unfug halte. Falls sich weitere Unholde mit meinen Elaboraten beschäftigen sollten, erwarte ich zumindest, dass mich dafür eine Holde unter euch küsst.

Der Artikel ist natürlich der reine Unfug - wie ich mit fug und recht feststelle.