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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Sadisten und Masochisten – im Alltag und im Sport

Der Sadist sitzt tief in ihnen – oder immer häufiger auch die Sadistin. Gemeint sind vereinzelte Angehörige aus Berufsgruppen, in denen es üblicherweise nicht „zimperlich“ zugeht. Wir hörten von Frauen und Männer in Führungspositionen der Wirtschaft, die auf der Psyche der „Untergebenen“ herumtrampeln, von Wachpersonal, Geheimdienstmitarbeitern und Militärangehörigen, die üblicherweise nicht als „zimperlich“ gelten. In früheren Zeiten hörte man dergleichen auch aus „Besserungsanstalten“ und sogar aus Einrichtungen, die von Nonnen geführt wurden.

Das mag man – angesichts mancher Situationen – noch begreifen. Doch was ist mit dieser allseits verherrlichten „Edeldisziplin“, dem Leistungssport?

Nur selten liest man Sätze wie diesen (1):

In Vereinen, je nach System, passiert es immer wieder, dass sich dort Leute als Trainer (und … Innen) tummeln, die auch narzisstische bis schwer sadistische Neigungen haben und sie dort ausleben.

"Korrekter Sadismus" - je nach System - und je nach Auffassung?

„Je nach System“ klingt rührend, aber damit ist nicht ausschließlich „der Osten“ gemeint, nicht die Ex-DDR, nicht Russland. Allgemein „zieht“ die Schutzbehauptung, die Sportler(innen) hätten selbst danach gestrebt, möglichst hart „herangenommen“ zu werden, um ihre Ziele zu erreichen. Was kaum verwundert: Im Leistungssport gelten keine „normalen“ Kriterien für das Wort „Leistung“. Vielmehr werden Menschen auf Grenzsituationen getrimmt. So etwas wird vielfach dadurch begünstigt, dass sie glauben, ihren Trainerinnen/Trainern die Leistung schuldig zu sein – und teilweise eben auch den Eltern.

Erstaunlich daran ist, dass ein „Leben an den Grenzen“ als sinnvoll angesehen wird – doch das mag jede Sportlerin, jeder Sportler und jede(r) Trainer(in) mit sich selbst ausmachen.

Der Sadismus beginnt beim "Turnen", sobald Leistungen gefordert werden

Der Sadismus, der von Sportlehrern ausgeht, bezieht sich zumeist auf – Schulerlebnisse. Zwar soll der Unterricht vor allem der körperlichen Gesundheit dienen, doch wird zugleich bereits die „Leistung“ herausgefordert. Wer dann nicht über den Bock springt, sondern verweigert oder gar dagegen springt, erntet Hohn und Spott – vom Barren und den „Ringen“ mal ganz abgesehen. Wer dort „wie ein Mehlsack“ hängt, der wird verachtet.

Das Problem dabei ist: Normalerweise sind die Mädchen und Jungen, die auf diese Weise entwertet wurden, keine Masochisten. Das heißt, sie hatten keine Freude daran, misshandelt zu werden. Und doch scheinen sich viele im Erwachsenenalter wieder zu erinnern, dass sie sich der Demütigung ausgesetzt haben. Warum sie es noch einmal wiederholen wollen – möglicherweise mit einer physisch attraktiven Frau oder einem athletischen Mann – ist unsicher, kommt aber als Motiv durchaus infrage.

Einmal erröten, bitte - die erotischen Fantasien der Masochisten

Erotische Romane und Zeichnungen zeugen davon, dass es solche Umstände gab - und vermutlich immer noch gibt. Sie wirken lustvoll und teils erotisierend, und Betrachter schmunzeln oft über die Darstellungen. Doch das ist ein Grenzbereich der Fantasie – nicht die Realität.

Jenseits davon findet weiterhin das „wirkliche Leben“ statt, wo sadistisch veranlagte Menschen nach Opfern suchen. Und da es im Alltag nie genügend „veranlagte“ Masochistinnen/Masochisten gibt, versuchen sie eben, solche zu rekrutieren. Egal, wie sie die Sache nennen – es ist ein unwürdiges Spiel.

(1) Die WELT

Olympia wird zur Farce

Warum „feiern“ wir eigentlich unsere „Helden des Sports“? Sind sie noch „feierlich? Sollten nicht gerade diese Sportler überlegen, ob sie noch Sport treiben oder inzwischen zu Sport-Sklaven von Politik, Institutionen und Kommerz geworden sind?

Wahrscheinlich denken sie nicht einmal daran. Ziemlich schade, finde ich.

Olympia: Brauchen wir die Heldinnen und Helden des Sports?

Die Welt redet von Sport. Ach, wie schön, wenn die stolzen Gesichter in der Sonne glänzen. Nur – wofür stehen sie eigentlich, diese Menschen? Für „den“ Sport? Für ihre Verbände und Funktionäre? Für die Länder, aus denen sie kommen? Für das IOC? Für die völkerverbindende Gemeinschaft? Wenn ja, was ist das bitte und was tun sie wirklich dafür?

Ich meine: der Mythos des edlen Sportmannes (oder der Sportfrau) ist längst im Eimer. Und was sind die Spitzensportler heute?

Sie stehen letztlich als Symbolfiguren antiker Heldinnen und Helden da, nicht als Botschafter des Sports. Nur sollten wie uns wahrhaftig überlegen, ob wir Helden dieser Art so stark beachten sollten.