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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Deutsche ohne Abstraktionsvermögen?

Die Teilnahme an der liberalen Ordnung verlangt von den Bürgern ein Minimum an Abstraktionsvermögen.

Wenn dies die Minimalforderung ist, dann erfüllen die meisten Menschen sie nicht. Jedenfalls nicht in den Diskussionen, die ich am Würstchenstand oder bei den Grüppchen auf hiesigen Märkten mithören konnte oder in den sogenannten „sozialen Medien“ verfolge. Soweit es die „sozialen Medien“ betrifft, schützt auch ein akademischer Titel nicht vor dem Mangel.

Gut, ich mag voreingenommen sein. In meinem ehemaligen, langjährigen Brotberuf reichte ein Minimum an abstraktem Denken nicht aus, um die Vorhaben zu einem guten Ende zu führen.

Und nun überlege ich: Was dürfen all die Menschen, die nicht einmal ein Minimum an Abstraktionsvermögen haben? Sie dürfen wählen. Voraussichtlich werden sie den Volksverführern auf den Leim gehen, denn sie werden auf die einfachen Lösungen fliegen.

Und genau das ängstigt mich.

Zitat: NZZ, Eduard Kaeser - Physiker und promovierter Philosoph.

Gedanken zu Kabarettisten, Schauspielern und Meinungsfreiheit

Ihr wollt verschämt vorbeihuschen, liebe Kabarettisten? Oder einen Schauspieler mal schnell niedermachen, weil er seine Meinung sagt? Ein bisschen Cancel-Culture spielen? Warum?

Ich war erst überrascht, dies alles zu erfahren. Dann dachte ich: Nun ja, offenbar verwechselt ihr eure Berufe mit dem des Hofnarren. Ein bisschen Spaß darf man machen, solange es den Regierenden nicht lästig wird, klar. (1)

Warum Jan Josef Liefers ernst genommen werden sollte

Jan Josef Liefers gebührt der Dank, deutlich zu sagen: Wir dürfen der Bevölkerung nicht ständig Furcht einjagen. Denn das allein ist die Botschaft, die Liefers verbreitete, und sie ist wahr und richtig. Und bitte: das hat weder etwas mit Corona-Leugnung zu tun noch mit den sogenannten Querdenkern, die ich für Nichtdenker halte. Und schon gar nichts mit dem rechten Rand der politischen Landschaft.

Freie Meinungsäußerung ist ein Kulturgut

Also: Ich, für meinen Teil, halte die freie Meinungsäußerung nicht nur für ein Grundrecht, sondern für ein unverzichtbares Kulturgut. Und deswegen sage ich, wie viele andere auch, "Danke" an Josef Liefers. (Dieser Link führt zu Twitter).

Ich muss nicht sagen, was ich von jenen halte, die auf ihre freie Meinungsäußerung „nachträglich verzichtet haben“, oder? (2)

(1) Ich hätte hier vielleicht sogar auf "BILD" verlinkt, aber im Grunde reicht auch dieser Hinweis auf einen Artikel über die Heute-Show, der hier jüngst erschien.
(2) Ich bin empört über die Lobgesänge von Journalisten, die diejenigen feiern, die sich nachträglich "herausgeredet" haben. Wenn das Schule macht, können wir das Recht auf freie Meinungsäußerung begraben.

Zu (ein Beitrag zur aktuellen Lockdown-Debatte)

Die Infektionszahlen seien „zu hoch“ höre ich in den letzten Tagen oft. „Zu“ ist eine Bewertung, für die man Maßstäbe benötigen würde.

Du kannst zu dick sein, einen zu hohen PSA-Wert haben oder einen zu hohen Blutdruck. Dafür existieren Normen, die Menschen aus Erfahrungswerten gewonnen haben. Du kannst zu viel Essen und zu viel Alkohol trinken, die zu dünn oder zu dick anziehen oder sonst etwas „zu“ tun, das dir schadet, gemessen an deinen eigenen Maßstäben.

Die "zu hohen Zahlen"

Doch was sind „zu hohe Zahlen“? Bei einer Pandemie ist jede Zahl „zu hoch“, gemessen an dem, was man sich wünscht oder erwartet hat.

Aber, meine lieben Redakteure (m/f/d) und Politiker (ebenfalls m/f/d), sagt uns doch bitte mal, woher ihr die Vergleichswerte bezieht, und ich meine damit „gesicherte Normalwerte bei Pandemien“?

Ach, du lieber Schreck. Da tauchen alte und neue Virologen auf, die sicher in guter Absicht warnen. Ich kann es ihnen nicht verdenken, das sie es tun, und warum eigentlich nicht die Nachweihnachtszeit als „Lockdown-Zeit nutzen? Klingt nicht schön, aber das ist ohnehin eine eher ruhige Zeit. Allerdings wäre die Frage, wann bei einem „harten“ Lockdown bis zum „10 Januar 2021“ mit „Ergebnissen“ zu rechnen wäre. Anfang Februar?

Warum letzte Warnungen sinnlos sind

Unschön daran ist, wenn Herr Droste sich als Papst der Wissenschaft mit Universalkonzept hinstellt. Wer glaubt, „deutliche und letzte Warnungen“ in Richtung Politik geben zu können, muss schon eine Menge Chuzpe haben. Denn nach der „letzten Warnung“ folgt normalerweise keine weitere. Und Zahlenspiele mit „wenn Kontakte um soundso viel Prozent reduziert werden, dann … “ sind nicht besonders einleuchtend, es sie denn, man pflege wirklich viele unterschiedliche Kontakte. Das mit dem „Datenmaterial“ der Leopoldina wirkt erst glaubwürdig, wenn die Quellen auf den Tisch des Hauses kommen. Kann man Kontakte überhaupt in Zahlen messen? Die Statistiken sollen angeblich aussagen, dass „die Kontakte im Frühjahr um 63 Prozent zurückgefahren wurden.“ Und jetzt glaubt man, 43 Prozent festgestellt zu haben, bevor wieder der Wert von „drei Viertel“ ins Spiel gebracht wird, den schon die Kanzlerin im Munde führte.

Die Politik hat es deutlich schwerer als die Wissenschaft

Und noch etwas: Im Unterschied zu den Virologen, die sich auf Zahlenspiele zurückziehen können, kann es die Politik nicht. Sie braucht den Rückhalt in der Bevölkerung, denn wenn „Maßnahmen“ (also nicht Vernunftgründe und Einsicht) eine Wirkung haben sollen, müssen Menschen mitmachen, die zuvor noch müde gelächelt haben, wenn es um Infektionsschutz geht.

Nichts mehr als eine Symbolpolitik ohne wirkliche Hintergründe?

Wie sagte der Herr Linder gerade noch? Es handle sich um Symbolpolitik, die „dem Publikum nur ein planvolles Vorgehen simulieren soll.“ Widerlege den Satz, wer will und kann. Ich bin gespannt.

Es wäre schön, wenn sich alle, Wissenschaftler wie auch Politiker, ein wenig zurückhaltender bei ultimativen Forderungen wären. Jeder Infizierte ist einer zu viel, und jeder der an Covid Verstorbenen ist einer zu viel. Aber welche Maßnahmen wann, wie und wo etwas bewirken, dass weiß in Wahrheit niemand mit Sicherheit.

Die überforderte Politik und die Verschiebung der Schuld

Eines haben das RKI, die Bundesregierung und die Landesregierungen gemeinsam: Sie sorgen sich wegen der vielen Neuinfektionen. Und natürlich hat Lothar Wieler absolut recht, wenn er sagt, dass er „mehr Tote“ erwarte. Er sieht auf die Zahlen, wie wir alle. Und ein gewisser Anteil der Infizierten wird sterben, so bitter dies auch klingen mag. Wir hören es nicht gerne. Du nicht, ich nicht und auch niemand sonst. Was den Herrn Söder mal wieder nicht davon abhält, UNS zus sagen, dass WIR alles falsch sehen.

Was tun die Regierungen auf allen Ebenen eigentlich konkret?

In einem Punkt unterscheidet sich das RKI allerdings deutlich von den Regierungen in Bund und Land: Man kann seitens des RKI nur beobachten und die Fakten einordnen. Die Regierungen hingegen hatten gut ein halbes Jahr Zeit, sich Maßnahmen zu überlegen, um besser auf Notfälle vorbereitet zu sein. Sie haben so gut wie nichts getan. Andere offenkundig auch nicht. Oder wie sonst soll ich diese Stellungnahme (RKI) verstehen (1)?

Die Gesundheitsämter seien bei der Kontaktnachverfolgung überfordert, Krankenhäuser an der Belastungsgrenze und es gebe immer mehr Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen.

Was dies im Klartext heißt, ist leicht zu verstehen: Wir haben Notbetten, wie haben Beatmungsgeräte, aber keinen Plan für einen plötzliche auftretenden Mehrbedarf an Personal in der Intensivmedizin. Und wir haben Gesundheitsämter, die mit den Methoden des 19. und 20. Jahrhunderts ins 21. Jahrhundert eingetreten sind. Das ist - im Übrigen - nicht ihre Schuld, sondern die der Politik. Was die Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen angeht - das spricht doch wohl für sich selbst. Merkwürdig, dass die Verantwortlichen dazu schweigen, nicht wahr?

Wir - diejenigen, die als Verantwortliche übrigbleiben?

Wer bliebt übrig? Wir. Wir sind an der Misere Schuld. Ja wir, die wir uns gut schützen, weil wir ja überleben wollen. Wir, die wir auf Veranstaltungen, Restaurantbesuche, Kulturereignisse, Reisen, lustvolles Shopping, andere vermeidbare Einkäufe und dergleichen mehr verzichten. Und nun? Wir erleben, dass hilflose Politiker strengere Sanktionen fordern, statt einzugestehen, dass sie gar nicht wissen, wie sie die Pandemie beeinflussen können.

Wie wäre es mit der Wahrheit statt mit Appellen?

An dieser Stelle wäre es schön, wenn unsere Damen und Herren Politiker der Wahrheit die Ehre geben würden und uns nicht tagtäglich mit neuen Appellen nerven würden. Es ist gerade Dezember geworden. Der Winter kommt erst noch, und mit ihm auch eine Zeit, in der das Immunsystem nicht so wirksam ist wie im Frühjahr.

Und verdammt noch mal, wir tun alles, um uns nicht zu infizieren. Es ist oft lästig genug, die damit verbundenen Erschwernisse auszuhalten. Und es ist doppelt lästig, dass es immer noch Corona-Leugner gibt, die gar nichts begriffen haben.

(1) Zitiert nach der offiziellen Verlautbarung, via Tagesschau.

Beschwörungen und Versagen in der Pandemie

Die weiteren Aussichten ...
Das gegenwärtige Mantra heißt: Es ist wirklich schlimm, aber habt Geduld ... und vor allem: Nutzt nicht das rosarote Fernglas, sondern … ja, was denn eigentlich? Die grauen Novembertage? Das Abdriften die Depression? Oder gar Selbst-Geißelungen?

Richtig ist: Wir sollen damit aufhören, die Schuld zu suchen. Sie wechselt in der Bevölkerung wie in den Medien zwischen der forschen Kanzlerin, den mahnenden Ministerpräsidenten, der drängenden Wirtschaft und dem Volk, das die Nase voll hat von den ständigen Durchhalteparolen, die umso unglaubwürdiger werden, je öfter die Protagonisten vor die Fernsehkameras treten. Kommentatoren und Politiker ziehen hier durchaus am gleichen Strang: Ich sah und hörte gerade den Meinungsbeitrag von Bettina Schön, die für die ARD kommentierte.

Die Frage, die sich Frau Schön und alle anderen stellen sollten, die jetzt immer noch Appelle ans Volk richten, wäre nur eine einzige: Was ist so falsch daran, sich jetzt selbst eine Welt voller Hoffnung und Zuversicht, aber ohne Zeitlimit aufzubauen?

Gebetsmühlen mit versteckten Schuldzuweisungen

Das Problem bei den gebetsmühlenartig vorgetragenen Appellen ist ja nicht nur, das sie abnutzen, sondern dass in Ihnen dein Unterton mitschwingt. Denn jene, an die solche Appelle gerichtet sind, werden unterschwellig eben doch bezichtigt, „Schuld“ zu sein. Oder wenigstens an einer „Verschlechterung“ mitzuwirken - und falls das noch nicht reicht, zumindest daran, dass sich nichts “signifikant verbessert“.

Jeder Mensch braucht die Hoffnung auf die Zukunft - in ihr werden wir leben. Ich halte für extrem fahrlässig, die rosarote Brille ganz abzusetzen und stattdessen in grauen Wolken zu versinken - gerade im November.

Bliebe ein Nachtrag: Sehr auffällig ist, dass man den „braven Landeskindern“ noch vor 14 Tagen ein schöneres Weihnachten versprochen hat, nun aber von monatelanger Vergrauung redet. Wen wundert es eigentlich noch, wenn immer mehr Menschen das Vertrauen in die Gesundheitspolitik verlieren? Und was sollen wir von einer Regierung halten, die bei hoher See offenbar ohne Navigation durch dichten Nebel fährt?

Erhellend: DIE ZEIT.