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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Willkommen, Frau Rosa

Wer mit den Vornamen Gebhard gesegnet ist, wird oft danach gefragt, wie denn nun eigentlich der Vorname sei.

Paradox? Nun, ich will es erklären.

Gebhard“ gilt in manchen Regionen ausschließlich als Nachnahme. Etwa 8000 Mitglieder hat die Familie in Deutschland, wobei sich manche mit „d“ schreiben andere mit „t“ und manche sogar mit „dt“.

Mein Familienname hingegen basiert auf dem Geschlecht, das einst von Adam Röse begründet wurde. Inzwischen wechselte das „ö“ zum „oe“, wie bei dem Herrn Goethe auch. Und weil die Sache mit dem „oe“ manchem Zeitgenossen extrem suspekt ist, liest dieser dann: „Rose Gebhard“.

Früher ist es häufiger passiert - meist am Telefon. Da ich unzweifelhaft eine männliche Stimme habe, kam „Rosa“ oder „Rose“ als Vorname nicht infrage.

„Da ruft ein Herr Gebhard an ...“. „Herr Gebhard? Fragen Sie ihn doch bitte nach einem Vornamen.“ Wie ist bitte ihr Vornahme, Herrn Gebhard? „Gebhard“. „Nein, ich meine ihren Rufnamen ...“

So weit so gut. Ob Medizinberufe besonders empfänglich für Namens-Salat sind?

Da erste Mal unter Anwesenden passierte es in einer Arztpraxis. „Frau Rose bitte“, rief die Arzthelferin aus, und als sich niemand dieses Namens fand, wusste ich: Aha, du bist dran - was selbstverständlich zu Verwirrung und Heiterkeit führte. Das nächste Mal nach einer unendlich langen Wartezeit in einem Hospital. Die verdutzte Helferin sah nur noch zwei ältere Herren dort sitzen, wo sie eine Dame vermutete. „Hat jemand von Ihnen eine Frau Rosa gesehen?“ Na gut, dachte ich, hier kennt man Rosa Luxemburg, also musste ich wohl Rosa Gebhard sein. War ich auch, wie sich herausstellte.

Heißen Sie Rosa?

Letztens habe ich versucht, mich bei einem anderen Arzt anzumelden - persönlich bei der Rezeptionistin, auf andere Art erreicht man bei bestimmen Praxen ohnehin nichts mehr. „Sind Sie schon einmal bei uns gewesen?“ Ich bejahte. „Haben Sie ihre Chipkarte dabei?“ Hatte ich. „Das ist aber die Chipkarte ihrer Frau.“ Ich beäugte meine Gesundheitskarte, und fand dort mein (allerdings nicht sehr gut getroffenes) Bild und meinen Namen, und hörte nebenbei den Satz: „Ich glaube nicht, dass Sie Rosa heißen“. Ich erklärte, dass ich mitnichten die Rosa sei, sondern dass der Name Gebhard mit Verlaub mein Vorname sei, nicht mein Familienname. Wobei ich es belassen will. Ein Missverständnis, na so etwas. Soll ja vorkommen.

Na gut - es ist nichts wirklich Besonderes. Aber ich dachte, ich schreibe es euch doch mal auf.

Eltern - habt ihr den Verstand verloren?

Namen sagen etwas aus. Oder auch nichts. Und wenn Sie etwas aussagen sollten, dann, Eltern, solltet ihr mal nachdenken: Hallo, geht’s noch?

Es geht um die beliebtesten Mädchen- und Jungennamen in Deutschland. Und was haben wir da? Nichtssagende und irreführende Namen, vor allem bei Mädchen. Klar, das ist seit Jahren nicht anders - aber muss es so sein?

Maria, Maria … ob nun Marie, Maria oder Mia … was soll der Unfug, ein Mädchen nach der angeblichen „Muttergottes“ zu benennen? Wie soll sie diesem Anspruch gerecht werden? Und bei den Jungs? Elias – das ist dieser Prophet, der gegen den „Baalskult“ kämpfte, also gegen Menschen, die von den „Rechtgläubigen“ als „Ungläubige“ bezeichnet wurden. Schweres Los, das verspreche ich. Da guckt doch die Religion durch jedes Loch im Strumpf, selbst wenn der arme Elias später gar nicht religiös sein sollte.

Es gibt Namen, die etwas aussagen. Allerweltsnamen wie Alex(ander), Max(imilian) oder Paul(us) sind es wahrlich nicht. Und ob es klug ist, Mädchen massenhaft „Sophie“ zu nennen (mal mit „f“ in der Mitte, mal mit „a“ am Ende?

Nomen est omen? Nee, der Name ist inzwischen Schall und Rauch. Und auch wenn ihr nicht voraussagen könnt, wohin sich euer Kind entwickelt … wäre es nicht günstiger, ihm einen Namen zu geben, der auf Glück, Lust, Liebe oder Freiheit hindeutet?

Na ja, ihr seid die Eltern ...