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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Werden Meinungen in den Medien unterdrückt?

Manche Menschen in diesem Land versuchen, die ARD zu diffamieren. Ich sehe täglich Fragen, die ungefähr so lauten:

Werden in den Medien Meinungen unterdrückt?

Wenn ich dann die Antworten lese, dann taucht tatsächlich immer wieder die ARD auf – das Feindbild der rechtsextremistischen Szene. Von der wissen wir, dass sie über die beiden Hebel „Rundfunkgebühren“ und „Skandale“ Stimmung gegen deren Medien macht. Beinahe so, als würden wir noch in Zeiten leben, in denen es außer ARD und ZDF keine Medien geben würde.

Die Mattscheibenseher haben offensichtlich noch nicht begriffen, dass es in diesem Land eine freie, unabhängige Presse gibt, aus der sich jeder informieren kann. Und wenn die eigene Meinung dort nicht vertreten wird, dann ist sie vermutlich nicht so wichtig, dass sich andere dafür interessieren würden.

"Soziale Netzwerke" - weltanschauliche Wurstfabriken?

Meinungen sind heute „im Dutzend billiger“. Die Kommentarspalten quellen über von Sinn und Unsinn, der dazu verzapft wird. Sogenannte „soziale“ Netzwerke bieten jedem, der absurde, lächerliche oder auch sinnvolle Meinungen vertreten will, ein Forum. Am Ende jedoch fühlt man sich, als wären sie nichts als „Wurstfabriken“ – irgendwie passt alles in die Wurstmasse der Meinungsverwirrung.

Wühlen im Müll lohnt sich nicht bei der Suche nach Wahrheit

Allein den Überblick über „abweichende Meinungen“ zu gewinnen, ist unglaublich schwer – und mit der Zeit gibt es jeder auf, in diesem Müll nach Goldstücken zu suchen. Es gibt eben keine. Und da die Müllberge in sozialen Netzwerken immer höher werden, will auch so gut wie kein Journalist oder Blogger mehr darin wühlen.

Und in diesem Sinne, Mitmenschen – lernt erst einmal etwas über Fakten. Und dann rafft euch auf, eure Meinungen auch zu begründen. Das wäre für heute alles, was ich zu sagen habe.

Anderssein

Als Paul Watzlawick 1977 sein Buch „Die Möglichkeit des Andersseins“ schrieb, meinte er die Kommunikation zwischen den Psychotherapeuten und deren Klienten. Denn die Menschen, die Psychotherapeuten aufsuchen, leiden darunter, anders zu sein. So lautet jedenfalls die einfachste Definition ihrer Beweggründe.

Der Klient, so lesen wir,

Leidet am ungelösten Widerspruch dazwischen, wie die Dinge sind und wie sie seinem Willen nach sein sollten.

Die „Veränderung der Wirklichkeit“ war damals ein Thema, das bestenfalls Psychotherapeuten interessierte, weil „die“ Wirklichkeit außer Frage stand.

Kein Anderssein in dieser Zeit - alles bekommt ein Etikett

Heute, 45 Jahre später, haben wir viele „Wirklichkeiten“ durchlebt. Die Wahrheiten der heutigen Zeit sind kurzlebig, und allzu viele Menschen versuchen, sie zu beeinflussen. „Die Wahrheit“ oder „die Wirklichkeit“ ist eine von vielen Wahrheiten oder Wirklichkeiten. Und genau genommen erlauben wir kaum jemandem, „anders“ zu sein. Der sogenannte Zeitgeist und die „Beeinflusser“ in „sozialen“ Medien treiben uns vor sich her. Wer sich nicht von vornherein ein Etikett gibt, dem wird eines verpasst.

Wir dürfen anders sein – ja – wenn wir Scheuklappen anlegen. Wenn wir „dies“ oder „das“ sind. Wenn wir uns einer Gruppe zuordnen können, einer Ausrichtung oder Ideologie. Oder einfach einem Klub professioneller Hasser oder Bewunderer. Wir fordern von Menschen Autonomie, unterstützen aber nur die jeweilige Rolle, die sie spielen.

Das Anderssein? Ja, darf man denn einfach „anders“ sein? Man darf. Und gelegentlich ist es unerlässlich, die Scheuklappen abzulegen, aus der Rolle zu fallen und den anderen den Spiegel vor das selbstgefällige Gesicht zu halten: Schau auf deine Fassade, Frau, Mann oder wie du dich sonst definierst.

Zitat: "Die Möglichkeit des Andersseins", Bern/Stuttgart/Wien 1977.

Steuern uns die Medien? Können sie das überhaupt?

Kürzlich bekam ich eine dieser Fragen, die absolut ärgerlich sind. Es handelt sich um Behauptungen in Frageform, und diesmal hieß die Frage:

Werden wir von den Medien gesteuert?

Dem Unkundigen mag diese Frage als harmlos erscheinen. Aber sie unterstellt, dass „wir“ (also alle) von „den“ Medien (also ebenfalls allen) gelenkt werden könnten.

Wer sind "wir" und wie "lenken" Medien?

Nehmen wir als „Wir“ nun den aufgeklärten Bürger, Demokraten Liberalen oder auch nur den Menschen mit Medienkompetenz, dann sehen wir, dass diese Frage selbst „steuernd“ in unser Denken eingreift.

Denn wieso sollten „wir“ von „den Medien“ gesteuert werden? Wäre dies der Fall, müssten die Medien ein einheitliches Interesse daran haben, uns zu manipulieren. Das ist im liberalen Staat gar nicht möglich, weil die Informationsmöglichkeiten nahezu unbegrenzt sind.

Welche Medien sind eigentlich gemeint?

Interessanter wäre, von welchen Medien wir uns beeinflussen lassen. Wenn sie es schaffen sollen, uns zu „vereinseitigen“, müssen sie alle ähnlich falschen Fakten oder ähnliche Ansichten vertreten. Aber selbst das würde noch nicht reichen. Es müsste auch noch versucht werden, uns von der Möglichkeit fernzuhalten, die Wahrheit herauszufinden oder die Vielfalt zu genießen. Diktatoren und Despoten wissen sehr gut, wie man das macht – aber hier, in der Freiheit, ist es nicht so leicht.

Sieh mal in den Spiegel und guck, wen du erblickst

Kommen wir mal zur wichtigsten Person. Hast du einen Spiegel? Was dir da entgegenlacht oder griesgrämig anschaut, ist der Herr oder die Herrin deiner Sinne. Falls du dich als Mensch bezeichnest, hast du vermutlich die Fähigkeit, zu denken. Und falls du festgestellt hast, dass dir dies möglich ist, hast du sehr wahrscheinlich auch die Fähigkeit, zu entscheiden.

Und dann?

Dann bleibt die einzige Frage: Lässt du dich von Medien beeinflussen oder steuern? Von welchen Medien? Wie groß ist der Einfluss, den du für dich zulässt?

Es gäbe noch viele Fragen zu klären – aber ich fürchte, dass nur du Einfluss darauf nehmen kannst, wie viele Informationen von welcher Qualität in dich eindringen.

Nun haben wir alle die "goldene Kartoffel" geerntet

Eigentlich sollte es mir nicht ausmachen, dass „wir alle“ - von rechten bis zu linken Medien - die „goldene Kartoffel“ bekommen haben. Mittlerweile gibt es viel „Negativpreise“, und dieser ist einer davon. Abgehakt?

Aber in diesem Fall sollte man genauer hinschauen. Denn wir alle, werden des „Neurechten Geschwafels“ bezichtigt. Und dies, weil wir über „Cancel Culture“ schreiben, uns nicht dem „Neusprech“ aka „soziale Korrektheit“ unterordnen wollen - und dass wir „autoritäre Minderheiten“ nicht einfach ignorieren oder loben, sondern sie kritisch ansehen.

Wer versuchen will, objektiv zu bleiben, sollte - wie so oft, die NZZ lesen. Zur „Goldenen Kartoffel“ kann man dort nachlesen:

Ein ... Beispiel, bei dem der Verein in seiner vermeintlich antirassistischen Arbeit selbst rassistisch agiert, ist die «Goldene Kartoffel».

Nun haben wir sie also (fast) alle, die Kartoffel. Und es wird nicht an Stimmen fehlen, die diese Wahl aus ideologischen Gründen hochjubeln - und solchen, die aus den gleichen Gründen dagegen motzen werden. Ich fürchte, was auf der Strecke bleiben wird, ist die liberale Presse, die Meinungsfreiheit als solche und die gute Sitte, Meinungen zu akzeptieren, die einem „nicht in den Kram passen“.

Eine deutsche Untugend - Schuldige statt Ursachen suchen

Wenn etwas schief gegangen ist, versucht man in Deutschland bereits dann „Schuldige“ zu finden, wenn noch gar nicht klar ist, wie die genaue Faktenlage ist.

Mag sein, dass einige Journalisten sich schon ein genaues Bild machen konnten - ich bezweifle es. Mag sein, dass „man“ die Situation weitaus früher einschätzen konnte - nur wer konnte es? „Man“ ist hinterher immer wesentlich klüger. Die Journalistin Marietta Slomka verlor im ZDF sogar die übliche und erstrebenswerte journalistische Distanz, als sie versuchte, den Bundesaußenminister „fertigzumachen“. Das mag sie mit sich selbst ausmachen und ihr Publikum mag es vielleicht sogar goutieren. Aber der Sache diente es nicht.

Die Vorgänge in Afghanistan sind schrecklich. Das ist keine Frage. Und es gibt wirklich Fragen, die man sich stellen kann, muss und soll. Das hat allein Robert Habeck erkannt, der eine lückenlose Aufklärung der möglichen Fehler verlangte. Der Rheinischen Post soll er gesagt haben:

Die Aussagen der Bundesregierung, niemand habe vor der Situation gewarnt, wecken ernsthafte Zweifel.“
So redete ein Mann, der kritische Distanz wahrt.

Die anderen üben sich leider häufig in einer deutschen Untugend: Man sucht „Schuldige“, nicht Verursacher. Und diese werden sofort gesucht - unmittelbar und ohne nachzudenken. und wie so oft, trat vor allem Wolfgang Kubicki (FDP) in den Vordergrund. Große Sprüche, Rücktrittsforderungen - alles ist dabei. Und es ist Wahlkampf - zwar ein lahmer Wahlkampf, aber vielleicht bringen Rücktrittsforderungen zur Unzeit ja noch einen Prozentpunkt mehr. Klar - die Krise kommt auch anderen entgegen - und auch sie versuchen, noch einen Satz abzulassen, der in die Presse soll.

Als „schuldig“ werden inzwischen alle genannte, die in Deutschland in den letzten Jahren Verantwortung getragen haben. Neben der Kanzlerin am häufigsten der jetzige Außenminister und die Verteidigungsministerin.

Es ist so einfach, Schuldige zu suchen. Und es ist so schwer, Krisen zu meistern.

Doch eines wissen wir nun: Nachdem alle deutschen Bundestrainer waren und später zu Virologen wurden, sind sie nun alle zu Fachleuten für das Afghanistan-Desaster geworden.

Quellen: Deutschlandfunk, Fokus, BR24 und weitere.