Skip to content
Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Anpassung

Gerade habe ich (wieder einmal) gelesen, dass „Anpassung“ etwas schrecklich Negatives ist. Eine der Interpretationen ist, dass angepasste Menschen „mit der jeweiligen Strömung schwimmen und sich selbst aufgegeben haben“. Vor allem mangele es ihnen am eigenen Denken.

Ein kurzer Blick zurück

Früher einmal nannten wir sie die „Etablierten“. Das waren die Menschen, die sich in die bürgerliche Ordnung soweit integriert hatten, dass sie nicht mehr über die nötige Flexibilität verfügten, neue Gedanken zuzulassen.

Und das zeigt nun, wie paradox das Wort „Anpassung“ gebraucht werden kann.

Der an das überkommene Gedankengut „angepasste“ Mensch kann sich offenbar nur schwer an Veränderungen „anpassen“. Solange er sich vorstellt, dass die neuen Gedanken ihn „nichts angehen“, behält er einfach das bei, was er bisher für richtig hielt. Wenn er allerdings direkt mit den Änderungen konfrontiert wird, kann er nicht mehr ausweichen. Ist dies der Fall, kann er sich entweder anpassen oder kämpfen.

Anpassung - ein Kernthema der Evolution

Die Anpassung wie auch die Möglichkeit der Veränderung sind Kernthemen der Evolution. Viele Lebewesen passen sich an ihre Umwelt an, und manche hatten keine andere Wahl, wenn sie überleben wollten.

Wir Menschen in der freien Welt tun beides: Wir passen uns an die Verhältnisse an und wir versuchen, sie zu verändern. Wenn wir mit den Veränderungswünschen übertreiben, scheitern wir oftmals. Aber auch das Gegenteil allein nützt uns nichts. Denn in der lebendigen, liberalen und demokratischen Welt gibt es ständig Änderungen, an die wir uns anpassen – auch wenn wir es nicht unbedingt müssen.

Anpassen ist wirklich nichts Negatives. Mal ist es eine Notwendigkeit, dann wieder ist es nur Bequemlichkeit, sich anzupassen. Und so paradox es auch erscheinen mag: „Angepasste“ Bürger haben oftmals einen erheblichen Rückstau bei der Anpassung an neues Gedankengut.