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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Hartwig Seeler - Gefährliche Erinnerung - ach nee, ARD

Ach, du liebes Lieschen – Bhagwan und Poona lassen grüßen. Nur, dass der Boom schon lange zurückliegt. Zur Erinnerung: Damals versammelten sich Kranke und Gesunde, Möchtegern-Heiler, Esoterik-Freaks und leider auch Psychotherapeuten um eine Gestalt aus Indien, die regelrechte Pilgerfahrten auslöste. Man trug damals Orange. Diesmal trug man Betroffenheit – in „Gefährliche Erinnerungen“.

Der Privatschnüffler mit dem Trauma

Das Thema wurde im neuen ARD-Krimiversuch „Hartwig Seeler“ mehr oder weniger wieder aufgenommen und wie üblich – mit teils rauschenden Vorschusslorbeeren bedacht. Schöne Landschaften, Menschen, die beim Autofahren und Nachdenken gefilmt wurden (man muss die Zeit ja irgendwie füllen), dazu die Geschichte eines sensiblen privaten Ermittlers der - nach neuer Autoren-Mode - ein Trauma mit sich herum schleppt.

Eine ziemlich erwachsen Tochter - ein ziemlich konstruierter Konflikt

Es geht um eine verschwundene „Tochter“ – genau genommen um eine erwachsene Rechtsanwältin. Aber weil der Vater sie sucht, ist sie eben eine Tochter, und das Wort „Tochter“ wird dann auch zu einem ziemlich wirr konstruierten Konflikt zwischen den vier wichtigsten Gestalten genutzt: Vater, Tochter, Schnüffler und Heilerin. Der Privatdetektiv findet die verschwundene Tochter schnell, von der bis zum Schluss niemand so recht weiß, was sie auf eine Psycho-Insel verschlagen hat und warum das alles so schnell ging. Aber nicht nur das. Die Handlung ist selten spektakulär, aber oftmals klischeehaft von Psycho-Elementen durchtränkt. Das ausgebüchste „Mädchen“, hat entweder eine massive psychische Erkrankung, die jedem Sorgen machen würde. Oder aber der Autor hat sie „so krank“ darstellen müssen, damit er zu einigen spektakulären Szenen kam.

Ab und an ein bisschen willkürliche Spannung, damit der Zuschauer nicht wegzappt

Na schön. Da war irgendein Familiendrama, das eigentlich keines war, das aber bis fasst zum Schluss hochgehalten wird, um die an sich müde Spannung zu erhalten. Und das machten die Zuschauer denn auch brav – bloß nicht wegzappen, es könnet ja noch etwas kommen. Ach, und dann war da noch der als romantisch ankündigte Schluss: ein bisschen Liebeslust zwischen der schönen, sinnlichen, aber leider psychisch gebeutelten Hypnose-Therapeutin und dem smarten Helden der Privatschnüffler-Branche. Na ja, vielleicht sieht man sich mal wieder, nicht wahr?

Ergriffen hat dies bestenfalls Leser(innen) von Kitschromanen. Oder aber ARD-Zuschauer.

Für mich die objektivste Kritik: In Quotenmeter. Die anderen orientieren sich überwiegend am üblichen Schema: Buch und Regie loben, Schauspieler(innen) hervorheben.

Der moderne Krimi: Was los ist immer

Falls Sie mich mal fragen sollten, warum ich kaum noch den „Tatort“ ansehe und auch andere Krimis überwiegend abgähne, dann antworte ich demnächst mit einem Zitat aus der ZEIT:

Es ist immer was los, aber eigentlich passiert nichts.


Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, dass Köpfe im Auto zu sehen sind, die Dummsprüche labern, und dass jeder Kommissar Probleme mit den Angehörigen hat, die im Drehbuch immer mehr Raum einnehmen. Eingestreute Familienschnulzen, gerne mit Kindern, meist einige Männerfreundschaften, dann und wann eins schräger Junggeselle. Da muss der Drehbuchschreiber dann aufpassen, dass dieser Kommissar nicht zu oft irgendwelche attraktiven tatverdächtigen Frauen vögelt – oder wenigsten andeuten, dass dies hätte passieren können.

Na schön – Mä, mä, Mä, Märchen. Kopf vollpflastern mit einer Mischung aus Kitsch, hingequasselten Dummheiten und natürlich ein paar Toten und vielen, vielen höchst verdächtigen Personen, die wie Kasperfiguren vorgeführt werden.

Und das gilt sicher nicht nur für den TATORT.

Ob ich es besser könnte? Um Himmels willen. Lassen Sie mich doch bitte um TV-Entertainment in Ruhe.
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Polizeiruf: Ruf ruiniert

Die Kritiker mögen ja noch brav Männchen machen, wenn die ARD Krimis produziert. Aber das, was uns beim „Polizeiruf: Sumpfgebiete“ geboten wurde, waren Klischees und Übertreibungen, die vermutlich dies bewirken sollten: „Die da oben machen nichts als Scheiße, und der kleine, aufrechte Mann hat keine Chance.“

Passt immerhin zu den Erwartungen der Wutbürger. Macht die ARD jetzt Fernsehen für die Leute, die die ARD hassen?

Ja, ja – ich weiß, das hätte man auch sagen können: ja, die bayrische Justiz“ oder „sehen Sie mal, dieser Fall Gustl Mollath“. Oder etwas über die Psychiatrie als solche … aber doch nicht mit so billigen Effekten, oder?
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