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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Brücken-Lockdown - weiß die Regierung noch, was sie sagt?

Vor allem die Spitzen der CDU sind gerade dabei, das Volk erneut an der Nase herumzuführen. Offiziell hat die Kanzlerin den Begriff „Brücken-Lockdown“ von diesem Herr Laschet übernommen, der ihr geprägt hatte. Die Presse hatte ihn deswegen teils gelobt, teils verlacht. Das Verlachen war mit Abstand die bessere Lösung: Der Vorschlag kam zeitlich nicht hin mit der „Brücke über das tosende Wasser“. Das Wasser tost weiter, die Brücke ist Bluff.

Warum Merkel und Laschet nun unisono verkünden, was nicht haltbar ist? Weil das mittlerweile so üblich ist, etwas anzukündigen, aber auf keinen Fall halten zu können. Schon verkündet die Regierung in Person des Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU), man habe "in einer Besprechung mit den Ländern am Sonntag deutlich gemacht, dass die Bundesregierung von einer verschärften Infektionslage ausgeht, die noch sechs bis acht Wochen dauern werde." Im Klartext: Bis Mitte Juni ab Verkündigung.

Zwei- bis drei Wochen sind nicht sechs bis acht Wochen - das rechnet euch jeder Grundschüler vor, und irgendwie dürfen wir als Bürger erwarten, dass die Regierungen keine Versprechungen machen, die sie von vorn herein selber anzweifeln.

Die Kanzlerin, ihre Lieblingsmoderatorin und das letzte Gefecht

Heute, beim Frühstück, entfuhr mir ein Lapsus Linguae. Es kann sich natürlich auch um einen Freudschen Versprecher gehandelt haben. Die Zeitung aufschlagend und noch nicht wissend, was die Dame Merkel gestern der Dame Will erzählte, entfuhr mir doch: „Ist die Kaiserin nun völlig ...“ Das letzte Wort schreibe ich nicht, weil es lediglich zum Hausgebrauch geeignet ist.

Nun, es handelte sich um folgende versteckte Drohung an die Adresse der Länder:

Die Kanzlerin deutete an, dass der Bund tätig werden könnte, wenn die Länder nicht die nötigen Maßnahmen ergreifen sollten. Wenn dies nicht "in sehr absehbarer Zeit" geschehe, müsse sie sich überlegen wie sich das vielleicht auch bundeseinheitlich regeln lasse.


So etwas sagt man seiner Lieblingsmoderatorin (Anne Will, ARD) nicht, falls man es nicht ernst meinen sollte. In der ARD hieß es heute, Merkel habe „wie eine strenge Lehrerin“ gewirkt - was nur bedeuten kann, dass sie die Ministerpräsidenten für renitente Schüler hält. Ob das nun als „letztes Gefecht“ der Kanzlerin angesehen werden darf (oder gar soll)?

Allerdings wäre anzumerken, dass der Kaiserin neue Kleider abermals nicht viel wert sind: „Mehr Einschränkungen gleich weniger Infektionen“ ist deshalb nicht schlüssig, weil ohnehin niemand mehr das Infektionsgeschehen überblickt. Man vermutet die Mehr-Infektionen in den mittleren Jahrgängen - darüber gibt es Zahlenwerke. Aber was folgt daraus?

Vermutlich wird es in den nächsten Tagen mal wieder ein Riesengeballer mit Argumenten geben. Nur eine scheint mir sicher: Je mehr sich die Kanzlerin ein Denkmal als „eiserne Lady“ setzen will, um so schlechter werden die Chancen für die CDU.

Immerhin kann ich mich irren. Und ich weiß nicht einmal, ob ich mir das wünschen soll.

Konsequenter handeln - ohne Zukunftsperspektive?

„Wir müssen noch konsequenter handeln“ ist ein Appell des Bundespräsidenten. Aber er enthält glücklicherweise nicht die Begriffe, die uns jetzt von Politikern und (leider) auch Journalisten hingeworfen werden. Kommt jetzt die Endzeit? Müssen wir den „Katastrophenfall“ ausrufen?

Der Kommentar zum Geschehen von Wenke Börnsen in der Tagesschau (ARD) lässt sich noch differenziert an, sodass man meinen möchte, er sei recht neutral angelegt:

Zum zweiten Mal geht Deutschland in einen kompletten Lockdown. Dieser Beschluss ist auch ein Eingeständnis des Scheiterns der bisherigen Strategie. Jetzt geht es auch darum, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Das weckt Interesse - nur leider werden dann vor allem konservative Kritiker der CDU/CSU gelobt: Markus Söder zum Beispiel, der Hardliner in Sachen Lockdown. Der schämte sich auch nicht, abermals mit dem Sargdeckel zu klappern und das übliche Gewäsch rauszulassen: „Deutschland sei außer Kontrolle geraten“. Gehört Bayern eigentlich nicht zu Deutschland?

Behauptung: Die Länder sind Schuld, das Kanzleramt strahlt

Folgt als Nächstes das Länder-Bashing.

Waren es doch die Länder in ihrer Mehrzahl, die weitreichendere Maßnahmen, wie sie Angela Merkel und das Kanzleramt um Helge Braun schon früh für nötig hielten, immer wieder gebremst oder zerredet haben.

Aha, „Angela Merkel und Helge Braun“ hielten das für nötig. Der Satz allein spricht Bände. Das sind also die großen „Seher“, die offenbar Glaskugeln auf ihren Schreibtischen haben und daraus die Zukunft lesen können.

Hätte, hätte, Fahrradkette. Man hätte dies machen sollen oder das ... vor allem aber rechtzeitiger. Immerhin gibt Wenke Börnsen noch zu:

Nun ist man hinterher immer klüger, und in der Pandemie gibt es nicht den einen richtigen Weg.

Wenn wir diesen denkwürdigen Satz einmal stehen lassen, dann gilt er auch heute: Nein, auch jetzt wissen wir nicht, ob die Maßnahmen fruchten. Es ist allerdings eine Hoffnung, ohne jeden Zweifel.

Wer verspielte denn das Vertrauen?

Bleibt das „verlorene Vertrauen“. Wir müssen zwangsläufig einsehen, dass wir keinem der Fernsehgesichter vertrauen können, weil niemand eine solche Pandemie bei voller Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erlebt hat. Deswegen ist jede „definitive“ Aussage zum zukünftigen Geschehen lediglich ein Wunsch. Das Vertrauen ist ja nicht deswegen geschädigt, weil uns die gleichen Fernsehgesichter, die jetzt mahnen, nur vor kurzer Zeit herrliche Weihnachten versprochen hatten. Wer nimmt denn so etwas noch ernst? Das Vertrauen ist weg, weil wir Durchhalteparolen statt Pläne für die Zukunft serviert bekommen.

Ohne Plan in die Zukunft?

Ernst zu nehmen wäre ein Plan. Inzwischen weisen sogar vereinzelte Virologen darauf an, dass es keine Pläne für die Zeit nach „Lockdown Zwei“ gibt. Ja, im Grunde weiß man, dass unsre Gesundheitswesen dringend reformiert werden müsste, dass wir Pläne dafür haben müssten, mehr Menschen vor dem vorzeitigen Tod zu bewahren. Eine Zukunftsperspektive wäre zum Beispiel: „Wir bereiten uns früher und konsequenter auf Notfälle vor - wenn sie nicht eintreten, umso besser.“

Es kommt vor, dass man nicht vorausschauend handeln kann. Und ja, ich verstehe die Nöte des Gesundheitswesens. Und natürlich halte ich mich an die Einschränkungen. Aber so zu tun, als sei es unnötig, das Gesundheitswesen zu reformieren, ist eine Unverschämtheit. Ebenso das Abschieben der Verantwortung auf Personen, die angeblich keine Appelle befolgen oder die Länder, die nicht mitziehen, wenn der Regentin etwas einfällt.

Alle Zitate: Tagesschau.

Corona - die eigenartigen Ansichten über UNS

Was mag in die Journalistin Sabine Kinkartz und die Deutsche Welle gefahren sein, nun auch „in Gesinnungsappellen“ zu machen? (1)

Der Anfang ist so dramatisch, dass ich ihn hier einmal in (fast) voller Länge zitieren muss (2):

Viele Deutsche stecken den Kopf in den Sand. Sie wollen nicht wahrhaben, dass die Pandemie uns wieder eingeholt hat und die zweite Welle mit großer Wucht alles hinwegfegt, was in den vergangenen Monaten erreicht wurde. Sie tragen Masken, halten Abstand, lüften, waschen sich die Hände… “

Das klingt seltsam, nicht wahr? Wir machen alles richtig und denken falsch? Aus welcher Kiste der Erleuchtung wird denn so etwas geschöpft?

Wir müssen nicht lange suchen – es ist die Kanzlerin, die nun ins Rampenlicht gestellt wird (3).

Es geht nicht um ein Hygienekonzept für dieses Restaurant oder ein anderes, sondern um ein Konzept, mit dem 75 Prozent aller Kontakte reduziert werden können.


Man kann der Kanzlerin nicht verübeln, solche Sätze auszusprechen. Irgendjemand wird sie für sie aufgeschrieben haben. Doch bitte, muss man als Journalistin nun noch eines draufsetzen und schreiben (2):

75 Prozent! Diese Zahl muss ein Weckruf für alle sein. Auch und gerade für diejenigen, die den Ernst der Lage noch nicht wahrhaben wollen.

Und weil das Zitieren einer Zahl offenbar so viel Freude macht, wird gleich noch mal nachgelegt (2):

75 Prozent weniger Kontakte sind nicht zu erreichen, wenn nicht jeder Einzelne sein Verhalten überdenkt und gegebenenfalls ändert.

Woher werden solche Zahlen bezogen? Haben sie bestand? Und was bedeuten sie wirklich? Fasst euch mal bitte mal an die eigene Nase (ich weiß, das sollte man jetzt auch nicht tun) – aber wie reduzierst DU und DU und DU da drüben eigentlich deine Kontakte um 75 Prozent? Ich überlasse anderen darüber Glossen zu schreiben.

Fehlt da nicht etwas? Richtig – eine Regierung, die appelliert und irgendwie versucht, Aktionismus zu zeigen, um davon abzulenken, dass sie völlig unvorbereitet in die „zweite“ Welle hineingeschlittert ist – und noch heute fehlen zeitgerechte Konzepte für Gesundheitsämter. Und überhaupt – wäre man auch auf den „Worst Worst Case“ vorbereitet, falls die Maßnahmen nicht halten, was man sich davon verspricht? Stattdessen schreibt die Hauptstadtjournalistin (2),

„Würde die Politik dem Infektionsgeschehen tatenlos zuschauen, würde das deutsche Gesundheitssystem in 20 bis 30 Tagen kollabieren.“

Da läge doch nahe, mal nachzufragen: Und was wäre, wenn es dennoch zusammenbrechen würde vor lauter Appellen, Schwarze-Peter-Spielen und Planlosigkeit?

Als besonders infam empfinde ich allerdings, dass gleich zu Beginn des Artikels die Gutwilligen diskreditiert werden.

Und woran erinnert mich das alles? An bestimmte Herrscher und Feldherren, die vor der Schlacht zu ihren Soldaten sprechen, wohlwissend, dass es „Verluste“ gibt.

Apropos 75 Prozent - auch nicht sehr erhellend (4):

Die renommiertesten Expertinnen und Experten bestätigen, dass das Virus von Kontakten lebt und wir daher persönliche Kontakte um 75 Prozent reduzieren müssen.

Ach du liebes bisschen – klar leben Viren von Kontakten, bestreitet das etwa jemand?

(1) Mir ist bewusst, dass es ich um einen Meinungsbeitrag handelt, aber er steht an exponierter Stelle im Online-Auftritt der Deutschen Welle)
(2) Deutsche Welle - Kommentar der Journalistin.
(3) Kanzlerin, aus dem vorgenannten Artikel zitiert.
(4) Baden-Württemberg - Service.

Kanzlerin im Vorweihnachtsmodus

Nein, dies ist kein Spott. Aber es klingt in meinen Ohren so:

Der Bund will wohl mit drastischen Kontaktbeschränkungen noch vor Weihnachten die massiv steigenden Corona-Infektionszahlen in den Griff bekommen.

Heißt im Klartext: „Ihr müsst jetzt schön brav sein, dann dürft ihr vielleicht zu Weihnachten wieder eure Verwandten besuchen.“

Oder auch nicht. Es kommt eben darauf an, ob die Maßnahmen etwas nützen - so ganz selbsterklärend scheinen sie mir nicht zu sein.