Skip to content
Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Ärgernis Paywalls - reißerische Titel und belanglose Texte

„Paywalls“ sind eine Unverschämtheit. Und ja doch, ich bin mir darüber klar, dass Journalismus in Deutschland die Meinungsfreiheit sichert und deshalb Geld kosten darf.

Nun - irgendwann hatte eine Verlagsgruppe die Idee, man können doch reißerische Titel verwenden. In den News-Portalen tauchen dann nur diese Titel sowie Fragmente des ersten Absatzes auf. Klickt man sie an, stehen da ein paar dumme Sprüche mit der Aufforderung, die Zeitung zu abonnieren. Da es sich teils um Regionalzeitungen handelt, ist es absoluter Bullshit, das wirklich zu tun. Es war ja dieser Artikel, der interessierte, nicht das Provinzblatt.

Der Trick mit der Überschrift

Lieder handelt es sich oft um Zeitungen und Zeitschriften, die zwar überwiegend seriösen Journalismus betreiben, sich aber nicht scheuen, ebenfalls zum Trick der „populistischen Überschrift“ zu greifen. Diese wird dann über Nachrichtenportale verbreitet, zu denen sowohl andere Journalisten wie auch gewöhnliche Leser Zugang haben, Wenn man dahinter überhaupt einen brauchbaren Text findet, dann entspricht er oft nicht der Überschrift.

Immerhin stellte „Correctiv“ jetzt fest:

Paywalls erschweren im Netz den Zugang zu hochwertigen journalistischen Inhalten. Geködert von interessanten Überschriften, stoßen Sie auf Bezahlschranken, die ausgrenzen und Ihnen Informationen verweigern.

Die Presse tut sich keinen Gefallen mit Paywalls

Gut, das sagt „Correctiv“ - und natürlich haben die Redakteurinnen/Redakteure dort recht. Aber es sind auch bei „seriösen“ Zeitungen oft die Artikel, die nicht „so toll recherchiert“ sind. Sprich: Beiträge, die ausgesprochen einseitig sind und/oder kritiklos Meinungen verbreiten - zum Beispiel solche aus dem Wissenschaftsgraubereich. Dann und wann regt sich dabei der Verdacht, dass genau diese Artikel eigens auf den Publikumsgeschmack getrimmt sind. Wäre das so, dann wäre es mit „serösem“ Journalismus nicht weit her.

Quelle: Rundschreiben von Corretiv an interessierte Leser.

Die Hätten-Journalisten wissen alles besser

Jetzt werden sie wieder wach, die Besserwisser unter den Journalisten. Einige entpuppen sich als Feldherren und wirken in dieser Rolle eher lächerlich.

Andere aber wussten es schon immer: Zum Beispiel, dass Deutschland alles falsch gemacht hat. Töne dieser Art kommen nicht nur aus dem eigenen Land, sondern auch aus der Schweiz, wo man bekanntlich alles richtig macht, weil man stets versucht, wegzugucken, wenn es brenzlig wird.

Was steht hinter den "Man-hätte-Kolumnen?"

Erstens: Unkenntnis (oder jedenfalls Verdrängung) . Das Geschäft mit dem Gas zwischen der damaligen Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion wurde 1970 geschlossen. In Deutschland war Willy Brandt Kanzler, und in der Sowjetunion war Leonid Breschnew Generalsekretär des Zentralkomitees. Ich gebe zu, dies nachgesehen zu haben. Was man da alles anders „hätte“ machen können, liegt also 50 Jahre zurück. Da lagen die meisten der heutigen Heißsporne noch in den Windeln.

Zweitens: Überheblichkeit. Es war und ist unmöglich, politische Änderungen, Abweichungen und Auswüchse über 50 Jahre hinweg vorauszusehen. In der Rückschau ist es einfach - so verdammt einfach, dass wir den Menschen, die dies versuchen, niemals trauen sollten. Rückwärtsprognosen sind etwas für Blender, die ihre Fähigkeiten bei Weitem überschätzen.

Drittens: Kapitalismuskritik. Viele politische Journalisten glauben, Intellektuelle zu sein und sich deshalb links einordnen zu müssen. Und dort, wo sie sich dann befinden, herrscht die Ideologie. Sie sagt: Kapitalismus funktioniert niemals, Handel mit „Fremden“ ist sowieso ganz schlecht. Und sie schreiben, als seien sie selbst von der „kapitalistischen“ Wirtschaftsordnung nicht betroffen.

Der Wunsch

Umsicht, Weitsicht, Einsicht … das wären Eigenschaften guter Kolumnisten. Und ich hoffe inständig, dass es sie noch irgendwo gibt.

Das Triell - kaum Substanz

Ich habe mir tatsächlich das sogenannte „Triell“ angetan. Der Herr Laschet war ja angetreten, um nun mal richtig Kante zu zeigen und „in den Angriffsmodus überzugehen“. Doch womit? Die Themen, die vom CDU-Mann aufgetischt wurden, grenzten nicht nur an die Polemik des potenziellen Verlierers - sie interessierten auch kaum jemanden. Denn der Wähler will glaubwürdige Konzepte sehen - möglichst Zukunftskonzepte, die jetzt und hier ihren Anfang nehmen.

Zwar konnte sein Haupt-Kontrahent sie auch nicht bieten - doch der Herr Scholz gab sich souverän wie immer - ein Konzept, das offenbar aufging.

Bei den Steuern, einem Lieblingsthema der CDU und sicher auch einem Thema, das uns Wähler ständig interessiert, erfuhren wir, dass es sehr vernünftig ist, von niemandem mehr Steuern zu fordern, sondern Besserverdienende zu entlasten. Das kann man glauben oder auch nicht - in jedem Fall verpasste die CDU damit die Chance, den sozial Schwachen dieses Landes die Hand hinzureichen. Stattdessen war viel von den Sozialkassen die Rede. Krankenversicherungen, Rentenversicherungen - alles ganz nett. Aber was nützen die Reformen, wenn das Zahlenwerk dahinter noch nicht einmal im Ansatz durchdacht wurde?

Frau Bearbock, die Dritte im Bunde, wirkte übrigens überraschend kompetent, was ihr offenbar im Ergebnis gewisse Sympathien der Zuschauer einbrachte. Ob das ihrer Partei jetzt noch nützt? Wir werden sehen.

Insgesamt: viel zu lang, zu wenig Substanz, viel zu ermüdend. Und nach der Sendung? Zeit für Wiederkäuer(innen). Die Sendung „Anne Will“ im Anschluss konnte man sich wirklich schenken.

Der Krieg

Die Journalisten sind derzeit aufs Höchste erregt. Nicht, weil gerade Kriegshandlungen stattfinden. Sondern weil sie die Worte der anderen auf die Goldwaage legen – ihre eigenen jedoch nicht. Hat da jemand etwas gesagt? Durfte er dies sagen? Muss man ihn jetzt anprangern?

Kaum ein Kommentator sagt: „Um Himmels willen – jemand muss diesen Krieg beenden, und zwar, bevor er sich ausweitet.“ Nein, nein: Sie beschuldigen, sie bewerten, sie verdammen. Und manchmal denke ich: Sie nutzen ihre exponierte Position, um Meinungen zu schüren.

Ich selbst habe längst die Konsequenzen gezogen. Wenn ich mich über den neuen Krisenherd informieren will, nutze ich die BBC. Sie bietet alles: Fakten, Hintergründe und selbstverständlich auch Meinungen. Hübsch getrennt voneinander. Und das ist wirklich bitternötig, um wenigstens halbwegs auf dem Teppich zu bleiben.

Ernüchterung

Der Sonntag ist vorbei. Wir, die wir „das Ei des Kolumbus beim Milchmann“ kaufen würden (1), ja wir in den Niederungen des Alltags, schauen einander an. Was war das nur für ein Müll, der das ganze Wochenende auf uns herabfiel? Wir – das sind diejenigen, die nicht öffentlich das große Maul aufreißen können. Der Müll? Er stammt von Künstlern, Journalisten, Politikern und insbesondere sozialen Netzwerkern, die sich alle unglaublich wichtig nehmen.

Und nun? Nun wird es Zeit, uns zu beruhigen. Wir müssen nicht diesem oder jenem vollends zustimmen – das ist viel zu billig. Aber wir müssen uns auch nicht sagen lassen: Wenn du es tust, bist du ein Verräter an … (da dürft ihr mal eure Lieblingsformel einsetzen).

Niemand hat das Recht, uns zu sagen, wie wir „zu denken haben“. Und jeder, der das versucht, sollte geächtet werden.

Und wir haben durchaus die Hoheit, über das selbst zu entscheiden, was wir an Informationen an uns heranlassen wollen. Denn wir tragen Verantwortung für uns.

Wenn das verstanden wurde, dann bin ich zufrieden.

(1) Die Anleihe stammt von Peter Rühmkorf aus „Anti Ikarus“