Skip to content
Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Das Geheimnis intimer Fragen

Das Geheimnis intimer Fragen ist eigentlich keines. Viele Menschen benutzen die Techniken ständig - sei es beruflich oder aus purer Neugierde. Und da sind wir schon mitten im Thema.

Darf man, soll man, muss man intime Fragen stellen?

Manchmal ist es Neugierde, dann aber wieder betrifft es die Beziehung, die man zueinander hat – und gelegentlich ist es die reine Provokation.

Was sind eigentlich „intime Fragen“?

Das Internet mit seinen Besserwissern ist, wie immer, überaus auskunftsfreudig – aber leider treffen die Suchmaschinen nicht den Kern. Ich fand zwischen sieben und einigen Hundert intime Fragen, die zu Fragekatalogen zusammengestellt wurden. Aber du musst lange suchen, bis du zu glaubwürdigen und gesicherten Ergebnissen kommst. Nach Meinung von Experten sind intime Fragen eher „sensitive“ Fragen, die stark verallgemeinert als heikel, beschämend, peinlich oder sexuell übergriffig oder in der sozialen Situation unverträglich sind.

Der / die Befragte und der Blick auf die Sexualität

Wenn wir die Fragen zur Sexualität isolieren, wird dies deutlicher: Es kommt darauf an, wer sie stellt, wie sie gestellt werden, welche Absichten jemand damit verfolgt und welche Konsequenzen die Antworten für den Befragten möglicherweise haben könnten. Der Befragte selbst hat in der Regel ein gewisses „Fenster“, in das er oder sie andere schauen lässt, aber auch Momente, in denen er/sie die Jalousien wieder herunterlässt.

Die Situation im Gespräch

In ziemlich vielen Situationen ist es nötig, „die Fassade fallen zu lassen“, um dem Gesprächspartner oder der Partnerin einen gewissen Einblick in das Intimleben zu gewähren. Üblicherweise teilen Freundinnen oder Freunde Gedanken, die sie anderen verheimlichen. Soweit die Liebe betroffen ist und Sexualität ins Spiel kommt, teilen Paare ohnehin einen Teil der Intimität – und doch gibt es weiterhin Geheimnisse voreinander. Manchmal sind Menschen eher bereit, sich einer völlig fremden und emotional nicht beteiligten Person zu öffnen - etwas einem Berater oder Therapeuten.

Unter festen Paaren sind alle Fragen nach sexuellen Praktiken, Gedanken und Fantasien „intim“, die beide noch nicht geteilt haben. Werden die Fragen „offen, ehrlich und wahrheitsgemäß“ beantworte, so kann dies positive, negative oder gar keine Veränderungen nach sich ziehen. Wer dies weiß, wird vorsichtig und zurückhaltend Fragen und nicht „mit der Tür ins Haus fallen“.

Wer die Fragen stellt, führt die Kommunikation

In der Kommunikation fällt auf, dass sich viele Menschen durchaus öffnen, wenn die Fragen offen gestellt werden, als „Was denkst du über …“, „Wie ist es bei dir, wenn …“ oder ähnlich. Oftmals wird auch ein Trick verwendet: Dann beginnst du an der „Oberfläche“ und redest per „manche Menschen“ oder „man“. Wenn der andere drauf „anbeißt“, führst das Gespräch dann aber in die Tiefe, indem du einen kleinen Bereich deines eigenen Intimlebens freilegst und dann danach fragst, wie dies bei deinem Gesprächspartner ist. Falls du das schaffst, erfährst du mit der Technik des „aktiven Zuhörens“ mehr, als du jemals gefragt hast.

Wenn du gezielt nachfragst oder versuchst, tief in die Gefühle deines Partners (deiner Partnerin) abzutauchen, ist es mit der anfänglichen Offenheit allerdings meist vorbei. Also Vorsicht, wenn die Bereitschaft zur Offenheit in eine Blockade umschlägt.

Grundsituationen und Schieflagen

Was ich hier beschreibe, gilt für zwei Standardsituationen: Entweder beide Partner sprechen emotional, intellektuell oder sozial auf Augenhöhe. Oder aber einer von beiden ist ein anerkannter Experte, der sich auf Gesprächsführung versteht. In beiden Fällen wird das Gespräch mindestens aufschlussreich sein.

In anderen sozialen Lagen, in denen der mächtigere Partner jemanden ausfragt oder eine Zwangssituation (Beichte, Verhör) besteht, gelten andere Regeln. Provozierende Fragen werden typischerweise nur gestellt, wenn man jemanden „bloßstellen“ will. Eine Ausnahme bilden erotische Partyspiele oder frivolen Rollenspielen zu zweit (erotische Verhöre oder Beichten).

Besondere Vorsicht bei Lebens- und Ehepartnern

Was am Schluss zu sagen bleibt, ist dies: Für Liebes- oder Ehepartner gelten besondere Bedingungen, weil ihr Sexualleben durch ehrliche Antworten (insbesondere zu Fantasien) in eine Schieflage geraten könnte.

Das mag der Grund sein, warum oftmals mit einer „Wahrheit zweiter Wahl“ geantwortet wird, also nicht mit einer Lüge, sondern mit einem Ausweichmanöver.

Referenz: Der Autor war früher Dozent für Kommunikation

Intimität

Über Gefühle zu schreiben ist schwer – nicht nur in Kurzgeschichten und Romanen, sonder sogar in Zeitungsartikeln und Internetbeiträgen.

Wenn ich euch fragen würde: „Wie lange dauert es, eine gedankliche oder gefühlsmäßige Intimität aufzubauen?“, dann würde ich von den Vorlauten unter euch Antworten bekommen, die einen Zeitrahmen bieten. Vielleicht von ein paar Wochen bis zu mehreren Jahren. Die Nachdenklichen hingegen würden fragen: „Welchem Zweck soll die Intimität denn dienen?“ Und die Klugen würden sagen: „Zunächst müsste ich meine Intimität ja abbauen, um sie zu teilen – und dafür müsste ich einen Grund haben.“

Da haben wir es, das Wischiwaschi: Die „Intimität“ ist ohne Zweifel das „Innere“, das „Eigene“, das normalerweise nicht geteilt wird: Dabei ist es zunächst völlig gleich, ob wir von Geist, Emotion oder Körper sprechen.

Intimität teilen - nicht ohne Absicht

Und nun sehen wir klarer: Menschen benötigen einen Grund, um das Privateste, Verborgenste und Eigenste zu teilen.

Handelt es sich um Gedanken, so sind sie immer dann intim, wenn sie sich nicht teilen lassen. Wenn wir einem anderen Menschen einen solchen Gedanken mitteilen, dann haben wir einen Grund. Wir wollen beispielsweise wissen, ob es Menschen gibt, die ähnlich denken. Das ist ein Risiko, aus dem der Ruin oder der Ruhm erwachsen kann. Haben wir Glück damit, unsere Gedanken zu teilen, so haben wir „Gleichgesinnte“ gefunden.

Das intime Gefühl ist analog dazu ein Gefühl, das der Inhaber niemandem offenbart, es sei denn, um es zu klären. Das tut er aber nur, wenn ein Anlass dazu besteht. Im Grunde gibt es nur drei Anlässe: Wenn das Gefühl ihn so sehr bedrückt, dass er es „teilen“ will: dann geht er zum Psychoanalytiker. Ist er hingegen nur neugierig, dann sucht er bedächtig nach Menschen, die ähnlich fühlen. Hegt er nun aber legale intime Gefühle zu einer Person, beispielsweise, weil er sich in sie verliebt hat, dann muss er sich dieser Person offenbaren.

Ich denke, ich muss nicht erläutern, wieso dies alles für körperliche Gefühle ebenso zutrifft, insbesondere, wenn diese sexueller Natur sind.

Halten wir fest: Intimität ist das Eigene – der Teil von Geist, Psyche und Körper, den wir nicht mit jedem anderen teilen. Sollten wir es dennoch tun, so benötigen wir einen Anlass.

Wenn alle Regungen zu Gefühlen werden

Kürzlich las ich in einem esoterisch angehauchten Beitrag:

Unter emotionaler Intimität versteht man ein Gefühl der Nähe zu einer anderen Person.


Das „Gefühl der Nähe“? Nähe und Distanz, etwas zuzulassen oder zu verweigern sind sehr ursprüngliche Säugetiereigenschaften- und sie bestimmen weitgehend unsere sozialen Kontakte. Das „Gefühl der Nähe“ zählt also zum Repertoire unseres Verhaltens. So gesehen, ist es werde positiv noch negativ – es existiert einfach.

Wenn wir das Wort „Gefühl“ sehr weit dehnen, kann es unser gesamtes Verhalten umfassen – aber dann sind eben alle menschlichen Regungen „irgendwie Gefühle“. Und das Intime? Das teilen wir nur dann, wenn wir dazu bereit sind.