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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Die angeblichen Eliten und ihr Wissen

Heute ist es wieder einmal passiert: Da schrieb jemand durchaus in meinem Sinne, dass wir heute zu oberflächlich argumentieren und „man glaube plausibel Klingendes, ohne es zu hinterfragen“ und überhaupt „frage man nicht mehr.“ Es las sich, als bedaure es der Autor /die Autorin.

Aber dann stand da noch ein Satz: „Klassische Bildung ist überhaupt kein Thema“.

Dieser Teilsatz hat mich dann dazu gebracht, den Begriff „klassische Bildung“ zu hinterfragen, denn in der heutigen Zeit ist es schwer, mit solchen pauschalen Oberbegriffen („Klassische Bildung, „klassische Musik“, „klassische Literatur“) noch etwas anzufangen. Also sollte es sich lohnen, nachzufragen oder den Begriff selbst zu „hinterfragen“. Und ich erlaubte mir, nachzufragen:

Was versteht du unter klassischer Bildung?

Als Antwort erhielt ich einen Link zu Wikipedia, wo mich Herr von Humboldt streng ansah. Der Artikel wirkt, wie so oft bei Wikipedia, in verstörender Weise unverständlich und enthält tatsächlich den Begriff, der sich letztlich auf eine bestimmte Bildungstheorie beschränkt, die als „klassisch“ definiert wird.

Nur: Danach hatte ich überhaupt nicht gefragt.

Gebildete Kreise nutzen oft abgenutzte Phrasen

Und nun erschließt sich, wie in manchen angeblich „gebildeten“ Kreisen oftmals diskutiert wird. Nämlich mit Phrasen, die dort bekannt und angeblich „klar definiert sind“, die aber keinen Ausschluss darüber zulassen, was wirklich gemeint ist. Die selbst ernannten Eliten werfen mit Begriffen herum, mit denen sie sich hervortun wollen – das mag ihr gutes Recht sein. Aber es verhindert den gesellschaftlichen Dialog.

Damit noch etwas weniger Ernstes in diesen Artikel kommt, hier ein Auszug aus „Meyers Lexikon“ von ca. 1890:

(Bildung) … wird in der neuern Sprachweise … vorwiegend im übertragenen Sinn von der durch Erziehung und Unterricht bedingten geistigen Entwickelung des Menschen gebraucht. In dieser Anwendung ein bevorzugtes Schlagwort des Zeitalters, teilt es mit den meisten Lieblingswörtern desselben das Schicksal, dass sein Gepräge, wie bei einer abgegriffenen Münze, sich verwischt hat und sein Sinn vieldeutig geworden ist.


Ein letzter Satz? Es kann durchaus kühner sein, etwas zu hinterfragen, als etwas zu behaupten.