Skip to content
Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

70 Jahre Vinyl – der Aufstieg der Langspielplatte

Der Vorgänger: Die Schellackplatte
Das Beste am Vinyl waren die Hüllen – da waren sich fast alle einig. Schallplatten? Na ja. Sie rauschen, kratzen, knacken und klirren, vor allem gegen Ende des letzten Musikstücks. Alle wissen, woran es liegt: Die Nadel wird sozusagen von einer Rillenflanke in die andere geschmissen, muss dabei aber jeden Fitzel auslesen und stolpert über jedes noch so kleine Staubkorn – vom Vinyl-Knacken einmal ganz abgesehen: elektrostatische Aufladung.

„Aber sie klingen viel besser“. Sagen die Nostalgiker. Das ist höchst umstritten, denn was da „besser“ oder „weicher“ klingt, sind in der Regel Verzerrungen. Wer nur Vinyl gehört hat und dann doch mal auf die Idee kommt, echte Musik zu hören, wird überrascht sein, wie scharf beispielsweise die Violinen klingen.

Der Segen der Vinyl-LP

Die schwarze Scheibe mit dem Loch in der Mitte wird 70. Geboren wurde sie am 21. Juni 1948. Die Verbreitung mancher Aufnahmen wurden überhaupt erst möglich, seit es die LPs gab: Man konnte nun ganze Symphonien auf Schallplatte kaufen, und Jazzmusiker konnten ihre Stücke endlich ganz ausspielen und mit längeren Improvisationen ausschmücken. Obgleich es die Vinyl-Platte auch in anderen Formaten gab, war die 30-cm-Platte (mit 33 1/3 Umdrehungen pro Minute) die populärste bei Klassikhörern und Jazzfans. Andere Formate waren die 25-cm-Platte (33 1/3 RPM) und die 17-cm-Platte mit 45 oder (seltener) 33 1/3 RPM.

Mit Abspielgeräten ließ sich viel Geld verdienen

Neben der Schallplatten-Branche verdienten vor allem die Hersteller Abspielgeräten ein Vermögen. Die normalen Konsumenten besaßen einen Plattenhobel, der die Schallplatte träge durchströmte, schwer war und deshalb bei jedem Abspielen Schäden hinterließ - daher der Name "Plattenhobel". Doch die Fans des feinen Tons, Hi-Fi genannt, waren bereit, tief in die Tasche zu greifen, um Geräte von höchster Qualität zu kaufen. Begriffe wie „Rumpeln“, „Gleichlauf“, „Spurwinkelfehler“, „Auflagegewichte“ (damals noch in Pond) machten die Runde. Was einerseits dazu führte, akustisch und technisch sinnlose, aber hochpreisige Geräte zu entwickeln und andererseits, bekannte technische Lösungen, die gut, aber viel zu teuer waren, in Heimgeräte einzubauen. Mindestens zu Anfang der Entwicklung wurde mit vergleichsweise primitiven Lösungen ein Vermögen verdient.

Als preiswerte Qualitätsplattenspieler am Markt waren, kam der Niedergang der LP

Erst als Hi-Fi zum Massenphänomen wurde, gab es sinnreiche, hinreichend preiswerte Kompromisslösungen, die den Studio-Plattenspielern in nichts nachstanden. Doch als es sie gab, war die Ära „LP“ schon fast wieder am Ende. Ein neues Phänomen erschien am Horizont: die CD. Die Schallplattenhändler schlossen ihre Geschäfte oder stiegen auf die CD um, und ganze Sammlungen wechselten den Besitzer – in der Regel für unter einem Euro pro Platte.

Die CD - Segen für den Endverbraucher, Katastrophe für Puristen

Für den Endverbraucher war das ein Segen, für die Puristen und manche Hersteller von „Phonogeräten“ eine Katastrophe. Mittlerweile kann man überall einen gewissen, nostalgischen Boom beobachten, der das Vinyl wieder an den Markt spült. Und wieder ist es der Besitz der „Scheibe“ samt Cover, der das Glücksgefühl der Besitzer beflügelt.

Übrigens: Man kann auch einfach die Musik von Tonträgern abhören, ohne auf die Geräte zu achten. Nur wird es Ihnen bei Sammlungen von über 200 Schallplatten / CDs schwerfallen, sie alle noch einmal vollständig zu hören.

Bild: Werbung "His Masters Voice"