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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Europa und Facebook

„Droht Europa der Facebook-Blackout? Das fragte sich in den letzten Tagen mancher, der die „Süddeutsche“ las. Gute Frage. Und kommen wird er vermutlich nicht. Aber wieso eigentlich „droht“?

Wir könnten wirklich ganz gut ohne Facebook auskommen, oder etwa nicht? Mich stört schon lange, dass manche Firmen nur noch „über Facebook“ im Netz zu finden sind.

Also hört mal zu, Kleinunternehmer, Bands, Jazzclubs, Gastwirte und wer-auch-immer: Richtet euch eine Webseite oder ein Blog ein. Ich will euch im Netz sehen, ohne dass ich zugleich aufgefordert werde, Facebook zu unterstützen.

Die Nach-Metoo-Zeit – Vorwürfe und keine Lösungen

Niemand konnte ahnen, welche Folgen ein Aufruf der Schauspielerin Alyssa Milano aus dem Jahr 2017 haben würde. Dieser Aufruf war einerseits so populär, weil die Filmbranche vom Feuilleton bis zur Klatschpresse stets mit höchster Aufmerksamkeit rechnen kann. Andererseits aber auch, wie damit mancher Skandal an die Öffentlichkeit kam, der von allgemeinem Interesse war.

Der plötzliche Aufstieg eines Hashtags

Aufgrund der ungeheuren Popularität der Branche wurde auch die sogenannte Mainstream-Presse auf die „Bewegung“ aufmerksam, die noch etwa 10 Jahre zuvor auf sogenannte „Hashtags“ nicht reagiert hätte. Damals hatte die Bürgerrechtsaktivistin Tarana Burke den Begriff erstmals verwendet. „#MeToo“ wurde im Anschluss heiß diskutiert, auch über die Filmbranche hinaus. Dabei wurde deutlich, dass Frauen generell, ganz sicher aber solche in Branchen, in den keine kontinuierliche Beschäftigung vorgesehen ist, sexuellen Übergriffen ausgesetzt waren. Es war und ist eine der bitteren Realitäten.

Öffentliche Diskussion und Verwässerung

Der Nachteil stellte sich schon kurz danach heraus: Nun redeten alle mit, und wenn alle mitreden, wird das Grundthema in jedem Fall verwässert.

Die bpb (1) schrieb zu der Entwicklung:

Kritikerinnen und Kritiker werfen der #MeToo-Bewegung vor, sie würde verallgemeinern und Straftaten somit verharmlosen. Einige prominente Frauen aus Frankreich legten der Kampagne Männerhass und eine neue Form von Puritanismus zur Last.

Tatsächlich existiert beide Probleme: die Verwässerung und die Verallgemeinerung.

Die folgende Diskussion ergab immer wieder, dass sich „Probleme aufzuzeigen“ und „Lösungen anzubieten“ wie zwei getrennte Welten verhalten. Mit anderen Worten: Diejenigen, die sich beklagen, stehen in der Frontlinie, tragen aber nicht zu Lösungen bei. Und diejenigen, die Lösungen anbieten könnten, bleiben im Hintergrund, weil sie wissen, wie kompliziert dies in der Praxis aussehen würde.

Das Prinzip ist übrigens nicht neu – politische Parteien und Aktivisten aller Art zelebrierten es immer wieder – und es ist auch nicht falsch.

Die Zuweisung der Schuld

Was stört, ist die Verallgemeinerung: An allem Schlechten dieser Erde ist nach linkslastigen Ansichten der Kapitalismus schuld – das hören viele gerne, stimmt aber nicht. Und an allem, was Frauen und LGBTQ-Menschen stört, ist der weiße Hetero-Mann schuld, der im Prinzip nicht lernfähig ist.

Nun kommt er Trick: Da man „den“ weißen Hetero-Mann nicht eindeutig identifizieren kann, sind die Männer schuld, die irgendwie „cis“ sind. Also die meisten Männer.

Vorurteile gegen Vorurteile statt Lösungen

Und das genau ist der Punkt, an dem wir nicht weiterkommen. Vorurteile gegen Vorurteile ist kein fairer Handel. Freiheit und Gleichheit kann durch Gesetze, Vorgaben, öffentliche „Bewusstmachung“, Literatur und dergleichen beeinflusst werden. Aber sie können nicht per „Facebook- oder „Twitter“-Aufruf eingefordert werden. Das Leben findet im Hier und Jetzt an den Graswurzeln statt, nicht im Cyberspace und nicht in elitären Diskussionszirkeln.

Aufgewärmt in der ARD durch Carolin Kebekus

Ich habe jüngst Carolin Kebekus in der ARD reden hören und sehen können, die mir eigentlich als Kabarettistin bekannt ist. Sie griff das Thema auf, das 2017 wahrscheinlich ein heißes Eisen gewesen wäre. Lehrer(innen)haft dozierend brachte sie vor, was inzwischen jedem bekannt ist. Mir kam es jedenfalls so vor, als würde gerade die Zeit zurückgedreht. Wenn ich jetzt schreiben würde: „Das ist billiger Populismus“, so würden sich die Rechtskonservativen freuen und die Feministinnen wären empört.

Aber „Populismus“ besteht nun einmal darin, einfache Lösungen zu propagieren und Menschen anzugreifen, die dagegenhalten.

Und so gesehen ist es wohl doch Populismus, wenngleich nicht billiger.

(1) Zitatenquelle: bpb

Zuckerberg: sinnlose Show um Datenschutz

Klar hat er Fehler gemacht, und wenn es gar nicht mehr zu vermeiden ist, dann räumt er sie eben ein. Möglicherweise sogar reuig. So etwas gehört zum Repertoire mächtiger Firmenbosse.

Zuckerberg ist Chef eines Unternehmens, dass einem einfachen Prinzip folgt: „Du bist nur wichtig, wenn du bei FACEBOOK bist“ – und weil ja jeder wichtig sein will, will er auch beim FACEBOOK sein. Jeder noch so popelige Verein, jede zweitrangige Interessengruppe und jeder Gernegroß ist auf FACEBOOK. Die großen Unternehmen, inklusive der angeblich so kritischen Rundfunkanstalten und Verleger sind ohnehin ganz selbstverständlich bei FACEBOOK.

Die Macht von FACEBOOK wie auch der wirtschaftliche Erfolg beruht letztlich darauf, dass alle kostenfreien Content darauf laden und dies – gemeinsam mit FACEBOOK als Win-win-Situation feiern. Womit schon damit klar wird, wer am Ende der Gewinner ist, egal was der Online-Riese demnächst plant oder auch nicht. Ähnliches gilt natürlich auch für andere Internet-Riesen: In Wahrheit macht fast jeder seinen Kniefall vor den Interessen der Mega-Konzerne.

Mehr im SPIEGEL.

Die Presse: Unterschied zwischen Gegenwart und Zukunft unbekannt?

Dieser Tage lese ich viel über FACEBOOK und das angebliche neue „Dating-Feature.“ Da ich nicht mehr bei FACEBOOK bin und sowieso kein Dating betreibe, könnte es mir wruscht sein. Ist es aber nicht, denn die Presse, macht immer wieder deutlich, dass sie nicht zwischen „es ist“ und „es ist angekündigt“ unterscheiden kann.

Beispiel ELLE. Dort wird behauptet, man wisse „alles zum neuen Dating-Feature von Facebook“. Dazu kommt ein riesiges Bild (2041 Pixel breit) von einer Frau, die auf ein Handy guckt.

Im Text wird klar, dass man so gut wie gar nichts weiß, nämlich genau das Wenige, was FACEBOOK behauptet hat. Und das ist so dürftig, dass nicht einmal Fachleute darauf einen Reim machen können. Irgendeine geheimnisvolle App soll irgendwie in FACEBOOK integriert werden, aber eben doch nicht völlig. Und sie soll „langfristige Beziehungen“ bieten statt schneller ONS.

Und obgleich keiner etwas Genaues weiß, sagt die Kolumnistin von ELLE zur noch nicht gesehenen App: „Ganz klar, Daumen nach oben!“ Wo nach oben? Da, wo der Verstand ist oder in Wolkenkuckucksheim?

FACEBOOK kündigt an – und eine Branche zittert

Seit den ersten Erfolgen von „Sozialen Netzwerken“, deren Namen heute kaum noch bekannt sind, wurde heftig gemunkelt, bald schon würden diese Netzwerke die Online-Dating-Branche in ihre Grundfesten erschüttern. Und tatsächlich versuchten alle, „irgendwie in Dating“ zu machen – zuletzt sogar Rentner-Netzwerke.

Inzwischen sind buchstäblich 15 Jahre vergangen, und nicht „Soziale Netzwerke“, sondern sogenannte Apps haben die Nase vorne. Die Branche macht nach außen in „rosig“, aber natürlich befürchten alle, dass der Markt eines Tages zusammenbricht – zu einem Teil ist dies – still und heimlich – auch schon geschehen.

Seit FACEBOOK ein paar vage Andeutungen darüber gemacht hat, wie das hauseigene Online-Dating-Konzept aussieht, steht die Branche Kopf. Man denke: Ein paar vage Andeutungen haben gereicht, um große Konzerne wie auch kleiner Anbieter zittern zu lassen.

Ich kenne die Branche seit etwa 20 Jahren – von den ersten Anfängen bis heute. Sie hat sich von hoffnungsfrohen Gründern mit frischen Ideen zu riesigen Konzernen mit Betonkopf-Mentalität gewandelt, und außer den sogenannten „Dating-Apps“ die viel mit Apps und wenig mit Partnersuche zu tun haben, gibt es schon seit einem Jahrzehnt keine kreativen Ideen mehr. Es sind Unternehmen wie alle anderen, die ursprünglich erfolgreiche Ideen so lange reiten, bis diese Ideen ausgelaugt sind und zusammenbrechen.

Mal sehen, wie Herr Zuckerberg dabei aussieht – in ein paar Jahren werden wir es wissen. Und bis dahin wird die Presse allerlei zu schnattern haben - Konkretes allerdings suchte man bisher vergeblich.