Die beste Nachricht des gestrigen Tages: Der Bundeskanzler entlässt den FDP-Politiker Christian Lindner aus seiner Funktion als Finanzminister. Im Grunde genommen war dies längst überfällig.
Während ein Teil der Presse und vor allem die konservativ/rechten Parteien die Grünen für die Regierungsmisere verantwortlich machten, erwies sich in der Koalition vor allem die FDP als „Wackelfaktor“.
Wohin die FDP in Zukunft gehen wird?
Ich hoffe, sie zieht vorläufig nicht mehr in irgendein Parlament ein. Aber das erhoffe ich mir auch von anderen Parteien – oder Gruppen, die sich als „Parteien“ bezeichnen.
Zwei große Volksparteien plus Grün ist die beste Lösung für Deutschland – und vor allem die deutschen und europäischen Interessen. Am besten, wir halten uns daran und verzichten darauf, rechte und linke Ränder zu wählen.
Geht in die Mauser, FDP-Politiker - wir brauchen den liberalen Geist weiterhin
Übrigens: Es gibt in der FDP auch Menschen, die aus dem liberalen Geist heraus leben – sie hätten durchaus die Chance, sich jetzt in den Vordergrund zu bringen.
Das Desaster der FDP wird vor allem deswegen in der Presse weniger beachtet, weil die anderen Parteien weitaus mehr im Fokus stehen.
Doch machen wir uns nichts vor: Die FDP ist eher eine Partei derjenigen geworden, die sich (warum auch immer) für „etwas Besseres“ halten - und sie ist keine Hüterin des Liberalismus mehr. Liberal sein kann heute (fast) jeder, außer der AfD und ein Teil der verbohrten Kommunisten in der Linkspartei. Was letztlich bedeutet: Die FDP hat ihr Alleinstellungsmerkmal verloren. Wenn der Herr Lindner dann parteiintern die „Vertrauensfrage“ stellt, und schon weiß, dass er sie gewinnt - dann ist das ein Possenspiel - oder genauer: die Fortsetzung des Thüringer Possenspiels.
Was bleibt der FDP noch? Ein paar Stammwähler? Einige Hoteliers, Manager und Zahnärzte? Dazu einige Bewunderer, die Arroganz für Bildung halten?
Dieses Zitat ist sicherlich das Unerträglichste, was ich dieser Tage las.
Von Kindern und Jugendlichen kann man nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen. Das ist eine Sache für Profis.
Das war der Gipfel der Arroganz. Wie kann sich dieser Herr Lindner eigentlich noch halten, wie Wähler für seine Art von FDP gewinnen? Was will er den jungen Menschen sagen? Vielleicht: „Eure Sorgen sind mir scheißegal, ihr interessiert mich eigentlich nicht, und eure Zukunft ist mir keinen Cent wert?“
Ich habe diese lachhafte und aus meiner Sicht unflätige Oberlehrerhaftigkeit und Abkanzelungs-Strategie schon einmal erlebt, als der greise Herr Adenauer Kanzler war. Damals wurde die Jugend systematisch unterdrückt, und jeder innovative Gedanke wurde sofort abgewürgt. Das hat sich später gerächt. Und überhaupt: Wir benötigen die Gedanken der Jugend auch dann, wenn sie nichts in unser Weltbild passen (und in das von Herrn Lindner sicher überhaupt nicht), denn sie werden sich länger in der Zukunft aufhalten als wir.
Herr Christian Lindner machte gerade wieder von sich reden. Und man höre und staune: Er könnte sich vorstellen, wieder eine sogenannte Jamaicakoalition anzustreben … (Zitat)
… wenn eine geänderte politische und personelle Konstellation mehr Erfolg verspricht als 2017.
Ach, du liebes Lieschen. Mit wie viele Prozent will Herrn Lindner dann auftrumpfen? Mit sechs oder sieben Prozent? Ähm … falls es dann überhaupt für ihn und seine Mitstreiter für einen Parlamentssitz reicht, was lange noch nicht sicher ist.
Eine neue personelle Konstellation? Da fällt mir doch noch etwas ein … wie wäre es mit dem Austausch der Führungsspitze bei der FDP?
Lindner – ein trauriges Kapitel in der Geschichte der FDP
Es ist eine Sache, grandios zu siegen. Das mag man der FDP immer noch gönnen. Eine ander Sache ist, grandios zu versagen und alles erreichte sinnlos zu vergeigen - das Kunststück hat gerade Herr Lindner vollbracht. Nun aber macht dieser Herr Lindner den alles entscheidende Fehler: Er behauptet, nicht versagt zu haben, über keine Selbstkritik, sonder zeigt weiterhin öffentlich seine Selbstherrlichkeit vor.
Was passiert in so einem Fall?
Alle, die der FDP eine Chance geben wollten, und fast, alle, die jetzt FDP gewählt haben – sie alle werden der Partei nun den Rücken kehren. Diejenigen, die glaubten, den deutschen Kabarettisten und FDP-Gegnern wenigstens für ein paar Monate ihre schnöselige Selbstgefälligkeit austreiben zu können, stehen nun mit dem Rücken zur Wand. Denn all die Kabarett-Schnösel sollten recht behalten: Mit dieser FDP und dieser Führungsspitze ist kein Staat zu machen.
Spott und Häme – das begleitet die FDP seit Jahren. Und man muss gerechterweise sagen, dass dies im Wesentlichen an den Führungspersönlichkeiten neuerer Zeit lag. Lindner hätte die Chance gehabt, das Blatt zu wenden.
Nun wird die Häme der Kabarettisten, der Presse und der Politiker über ihn hereinbrechen – und diesmal zu Recht. Und mancher, der die FDP im Sinne des liberalen Geistes gewählt hat, wird nun erkennen, dass zwischen der FDP-Sicht der Dinge und dem Liberalismus inzwischen Welten liegen. Und Lindner hat keine Chance, aus dieser Falle wieder herauszukommen.