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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Kinky – verflucht, was ist denn das?

Kinky kann auch eine Maske sein ...
Was, zum Teufel, ist ein „Kink“? Was ist „Kinky“? Fragt um Himmels willen nicht euer Standard-Lexikon. Übersetzt wird „Kink“ mit „Knick“, aber eigentlich wäre es ein „Tick“, also eine sexuelle Absonderlichkeit. Selbst gute Online-Lexika lassen dich mit der Frage allein. Longman (1) wusste es – es ist immer meine letzte Rettung. Demnach ist „Kink“ etwas „Merkwürdiges im Charakter eines Menschen“. Ist es nun schon der „Sprung in der Schüssel“?

Nein, nein – bei „kinky“ werde ich fündig: Jemand, der etwas Seltsames zu seiner sexuellen Erregung tut. Wer sich nun fragt, wie Eva eigentlich Adam erregt hat, wird auch nicht schlauer. War der „Apfel“ etwa schon „kinky“? Und wie übersetze ich das? Manche machen es sich einfach: Sie sagen „Perversion“ zu allem, was an sexuellen Praktiken nicht in der Bibel steht. Aber wenn ich schreibe, dass es sich um „Perverse“ handelt, werden diejenigen böse, die gemeint sind. Ja, sicher, es gibt Varianten: Deviation, Abweichungen, Spielarten des Sexuellen, Varianten, Paraphilie. Aber es gibt nichts so Prägnantes wie „Kink“, Plural „Kinks“ oder „kinky“ für das Verhalten.

In englischsprachigen Ländern kennt man neben dem „Kink“ noch den „Fetisch“, nur dass der eigentlich keiner ist. Denn der Kink beginnt schon da, wo sich zwei Menschen nicht mehr „biblisch“ begegnen, sondern in anderer Weise. Oder einfacher: Alles, was über Blümchensex hinausgeht, kann schon ein „Kink“ ein.

Ein einfaches Wort, um „Kink“ oder „kinky“ zu übersetzen, wusste allerdings wirklich niemand. Ob euch der Webster hilft? Er wirft als Synonym „Bizarr“ in den Ring.

(1) Longman - Dictionary Of Contemporary English, 1995er Ausgabe.
Foto: Herkunft unbekannt, vermutliche Werbung.

Kleine Englischlektion für Wissenschaftler

Kleine Englischlektion für Wissenschaftler - oder: wie man schlechte Übersetzungen abschreibt und es trotzdem auffällt.

„Less likely“ heißt sinngemäß „weniger wahrscheinlich“ oder eben auch „unwahrscheinlicher“. Und wenn wir nun diesen Satz lesen, dann könnten wir ihn eigentlich ganz gut so übersetzen:

“Couples who meet online and get married are slightly less likely to divorce …”

„Für Paare, die einander online begegnen und später heiraten, ist das Risiko der Scheidung ein wenig geringer …“


Wollen wir „Risiko“ meiden, dann können wir schreiben:

„Paare, die einander online begegnen und später heiraten, werden seltener geschieden als …“


Das mit dem „etwas geringer“ oder „ein wenig geringer“ käme man ja gut hin, doch irgendjemand hat dies einmal so übersetzt: „Weniger frühe Scheidungen“, und das klingt dann so:

Interessant ist die Erkenntnis, dass Paare, die sich online kennengelernt hatten und später heirateten … weniger.
frühe Scheidungen aufwiesen.


Ach, so ist das also? Nun, der Fehler „wenig frühe Scheidungen“ zieht sich seit Jahren durchs Internet, und er wurde später größtenteils korrigiert. Die Forschungen als solche sind ein wenig umstritten – aber das interessiert zumeist niemanden in Deutschland.

Englisches Original aus Live Science von 2013.

Wenn sexy "sexy" ist: zwischen frivol und liebenswert

Nicht sexy, sondern offensiv
Heute fand ich eine Interpretation des Wortes „sexy“ im Zusammenhang mit dem Auftreten einer Frau. Das Zitat ist schon von 2010, aber es wurde heute wiederholt. Zitat:

Nur 3 Prozent der Männer findet ein kurzes sexy Outfit passend. (1)


Drei Prozent (3 Prozent) ist nicht der Stein des Anstoßes, sondern eher schon „das kurze Outfit“ – aber besonders der Umgang mit dem Wort „sexy“. Nehmen wir zur Güte einmal an, mit dem „kurzen Outfit“ sei ein äußerst kurzer Rock oder ein extrem kurzes Partykleid gemeint. So eines, das kurz unter dem Schritt endet bei entsprechenden Körperhaltungen die Haut der Oberschenkel, das Gesäß und die unter dem Rockteil getragenen Textilien zeigt - falls vorhanden.

Werden wir nun spitzfindig: Wenn eine Freundin zur anderen sagt: „Du siehst darin wirklich sexy aus“, dann ist eine Anerkennung. Trüge die Fragende ein Spitzen-Mini-Kleid, das genau darauf abzielt, den Schritt bei Bewegungen freizulegen, so würde sie sagen (oder denken): „Das sieht nuttenhaft aus.“

Oh, woher kommt das? Und warum assoziieren wir „sexy“ manchmal mit „sexuell offensiv“ und dann wieder mit „sehr weiblich“ oder gar „ganz bezaubernd?

Weil es ein Fremdwort ist, und wir es in verschiedener Weise benutzen: mal so wie im Ursprung (feminin-attraktiv) und mal im Sinne von „auf Sex aus sein“. Es scheint, als würde das Wort „beim Volk“ eher mit „Ey, geil, ey“ assoziiert und bei den und bei den Sprachgewandten eher mit „attraktiv“ oder gar „liebenswert“ – zum Beispiel in „Wissen macht sexy“.

Ein Teil des sinnvollen oder sinnentleerten Gebrauchs ist auf die Herkunft des Wortes zurückzuführen. Es kommt aus dem Englischen, wird von „The Sex“ abgeleitet und meint zunächst das Geschlecht im Sinne von weiblich und männlich. Man könnte „sexy“ also mit „geschlechtsbewusst“ übersetzten, aber das würde zu kurz greifen, denn inzwischen bedeutet es eher „toll“, „klasse“ oder etwas in der Art.

Paradoxerweise wird „Sexy“ vom Englischen ins Deutsche manchmal mit „Sexy“ übersetzt. Dann heißt es „sexuell ansprechend“ oder „sexuell attraktiv“ oder „sexuell erregend“. (Sinngemäß könnte hier auch „weiblich …“ oder „feminin …“ stehen)

Aber im Webster steht es auch im heutigen Sinne:

Mit interessanten oder ansprechenden Eigenschaften.

Soweit jedenfalls der „Webster“

Wird „Sexy“ vom Deutschen ins Englische übersetzt, heißt es (nach Collins und rückübersetzt) plötzlich „aufreizend“ oder „erotisch“. Und wie sagt dann der Engländer wirklich? Er übersetzt das deutsche Wort „sexy“ mit „Hot“.

Wenden wir und dem sprachlichen Trockendock zu: Was sagt das Urgestein der deutschen Sprache von der Uni Leipzig? Was ist „sexy“? Folgende Synonyme werden genannt: (Zitat)

Synonyme: angenehm, anmutig, anziehend, attraktiv, aufreizend, betörend, bezaubernd, charmant, einnehmend, entzückend, erotisch, gewinnend, hübsch, lieb, liebenswert, lieblich, reizvoll, sympathisch, toll


Und, wie so oft, stimmen diese Synonyme nicht mit den häufigsten (und wichtigsten) „rechten Nachbarn“ des Wortes überein. Da dominieren „Dessous“ und „Unterwäsche“ – beide Begriffe können durchaus sexy sein, aber eben auch sinnlich, frivol oder offensiv.

Und was würde man in einem solchen Fall raten? Na? Das Wort „sexy“ in allen Zusammenhängen zu vermeiden, in denen es missverständlich ist. Doch das würde ja Mühe kosten. Und die Mühe, sich einer eindeutigen Sprache zu bedienen, kann man sich durchaus schenken.

Also nutzt der Boulevard-Journalismus und mancher Flachdenker (durchaus f/m) das Wort "sexy" für alles, was nach Sex aussieht. Ist jemand anderer Meinung?

(1) beim Date
Auch in: "RTL, früher Frauenzimmer"

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