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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Liebe ist nicht erklärbar, auch nicht an exotischen Beispielen

Michael Steinbrecher, der Moderator des Nachtcafés, hatte sich viel vorgenommen. Die Sendung hieß „der Liebe eine Chance“. Um es gleich zu sagen: Der Titel klingt nach Boulevard und Redaktion und Moderator hätten sich darüber klar sein müssen. Man schwankte zwischen Tränendrüsengeschichten, Kitsch, Sensationslüsternheit und Trivialität. Und nicht einmal die Teilnehmer verstanden untereinander (man sah es an manchem Gesicht, wenn die Kamera schwenkte).

Hätte die Sendung überhaupt eine Chance gehabt?

Ich meine: nein. Über echte Gefühle zu schreiben und zu sprechen, fällt selbst Autoren und Autorinnen schwer. Das hat Gründe, die ich hier wirklich nicht näher erläutern will – ich würde zu viel Zeilen dafür benötigen. Nur so viel: Kommunikation ist ein Prozess, den nur wenige verstehen (wollen). Und ausgesprochene oder ausgeschriebene Gefühle stecken in Worthülsen, die schwer zu entkernen sind.

Triviales über die Liebe

Nachdem ich dies gesagt habe, was bleibt? Nur dies: Menschen verlieben sich gelegentlich. Manchmal glücklich, dann wieder unglücklich. Und warum sie das tun und wie sie das tun, wem sie damit nützen und wem schaden, ist ihnen in diesem Moment weitgehend scheißegal. Manchmal rettet uns die Liebe, mal stürzt sie uns ins Verderben.

Alle Beispiele extremer Liebessituationen sind – wie könnte es anders sein – eben extrem. Wer so etwas darstellt, wirkt eben wie ein Schaubudenbesitzer, der auf die Sensationslust des Publikums setzt.

Kann die Psychotherapie Liebe "erklären"?

Es ist ja nicht neu, dass sich Psychotherapeuten für die Interpretation von Liebesbeziehungen interessieren – und auch aus dieser Branche war jemand da. Was er sagte, klang seltsam flach, wie aus dem Lehrbuch.

Am Ende? Ich habe mehr Klischees gehört, als mir lieb waren. Und als ich eine Weile darüber nachgedacht habe, musste ich an die vielen Hundert (und mehr) Interpretationen der Liebe denken, die ich gelesen habe. Am Ende sagen sie alle etwas anderes aus – nur eine nicht: was Liebe für uns selbst ist, jetzt und hier. Und das erfahren wir auch nicht, wenn Worte aus Fernsehgesichter-Mündern quellen.

Übrigens haben die Extrem-Katholiken die Sendung gegeißelt. Mit ihren üblichen Methoden - niemand darf sein Leben selbst in die Hand nehmen - wäre je schrecklich, nicht wahr?

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