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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Die deutsche Sprache per Gesetz schützen?

Im Osten Deutschlands, im offiziellen Sprachgebrauch immer noch „Mitteldeutschland“ genannt, ist man nicht glücklich über Anglizismen. Genau genommen entspringt dies dem Unwillen der Halbgebildeten, die englische Sprache als Wissenschaftssprache zu akzeptieren und der Unfähigkeit der Ungebildeten, sie überhaupt zu verstehen.

Und was verlangen die Unbelehrbaren? Gesetze zum Schutz der deutschen Sprache. Ich bin mir nicht ganz klar, ob der Computer auch dazugehört. Die Franzosen, die oft ähnlichen Unsinn zum Sprachschutz im Kopf haben, nennen ihn „Ordinateur“. Das ist abgewandeltes Latein und bedeutet „Derjenige, der einen Prozess einleitet“ – heute noch bekannt als „Koordinator“, also denjenigen, der Prozesse zusammenführt.

Der englische Begriff heißt übersetzt einfach „Rechner“, und manche in der IT-Branche nennen ihn spöttisch so. Da ein „Rechner“ nun aber ein Mensch, ein Abakus oder ein mechanisches Räderwerk sein kann, ist es im Grunde nicht angebracht, ihn so zu nennen.

Die Computerleute unterhalten sich untereinander in einer Sprache, die anderen fremd ist. Das macht im Grunde nichts, sie müssen ja auch nur einander verstehen, und das geht – international gesehen – am besten auf Englisch. Einstmals wurden die Anweisungen für den Gebrauch von Software (sogar bei deutschen Firmen) noch in ein scheußliches Kauderwelsch verpackt, den man auch „Computerchinesisch“ nannte. Einer meiner ersten Tätigkeiten in der Branche war solche „Bedienungsanleitungen“ aus dem Computerchinesischen in verständliches Deutsch zu übersetzen. Die Pionierarbeit trug übrigens Früchte, die man mal mehr, mal weniger abgewandelt, über zwanzig Jahre lang ernten konnte.

Übrigens gibt es einen Wissenschaftszweig, in dem solche Übersetzungen dauernd nötig sind, obwohl man von etwas höchst einfachem redet: in der Soziologie. Dort wird die Sprache umso mehr verkompliziert, je weniger man zu sagen hat.

Was nun die Alltagssprache betrifft - ach, liebe Ostdeutsche … gewöhnt euch einfach daran. Die Mehrheit der Völker dieser Erde versteht und spricht entweder Englisch, Französisch, Spanisch oder – nun ja, manchmal auch Deutsch. Chinesisch habe ich nicht erwähnt, weile es noch überwiegend von Chinesen gesprochen wird.

Übrigens – nur mal so am Rande – viele englische Wörter stammen aus dem Französischen – und französisch war einst die Sprache der Fürstenhäuser und „besseren Bürger“ in Deutschland. Zumindest alles, was „nicht vor den Kindern“ („pas devant les enfants“) besprochen werden sollte, oder was man für anrüchig hielt, wurde auf Französisch gesagt.

Na also. Und wenn der Deutsche zu seinem tragbaren Telefon „Handy“ sagt, dann hat das mit dem Englischen nichts zu tun außer dem Wortklang. Denn in angelsächsischen Ländern heißt so ein Ding „Mobile“, gesprochen „Mobeil“.

Also: keep your cool, Mitteldeutscher. Bleib ruhig, atme tief durch, benutze die Wörter, die alle benutzen – das hilft ungemein bei der Verständigung. Und lerne mal, ein bisschen englisch zu lesen. Das hilft auch in anderen Situationen.

Gegenargumente (auch von Westdeutschen) finden Sie bei der "Aktion Deutsche Sprache".

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