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Der Ariernachweis - mal ohne Arier

Männliche Eheschließende in Baden-Württemberg mussten einst (längst in den Zeiten der bundesdeutschen Demokratie) eine Staatsbürgerkunde vorweisen. Das heißt – eigentlich mussten sie dies nicht, denn wie mir mein damals zuständiger Standesbeamte nach langen und vergeblichen Bemühungen erläuterte, wäre dies nicht wirklich nötig. Er müsse, so beschied er mich, ein Paar auch ohne Staatsbürgerurkunde trauen. Immerhin wurde mir seitens der zuständigen Behörde später schriftlich und eindringlich angeraten, dennoch eine solche Urkunde zu besorgen – sie sei Voraussetzung, um in Baden-Württemberg Beamter zu werden. Da reichte auch nicht, dass ich meine männlichen Ahnen bis ins 17. Jahrhundert nachweisen konnte. Und – ich wollte auf keinen Fall Beamter im Schwabenland werden, schon, weil ich die vorherrschende Landessprache niemals wirklich verstand.

Deutscher, in Deutschland geboren, aber nicht deutsch?

Der Unterschied zum Arierpass

Mein Vater, damals noch höchst lebendig und schon immer äußert kritisch, bezeichnete das angeblich erforderliche Dokument sogleich als „Arierpass“. Vor allem, weil in ihm praktisch genau das Gleiche verlangt wurde wie im sogenannten „Dritten Reich“ – außer, dass sich der Name geändert hatte und sich der Nachweis nicht mehr gegen Juden richtete.

Was stand wirklich im Arierpass?

Und was stand in einem Ariernachweis der Nazi-Diktatur? Eine lange Liste von Vorfahren samt des Nachweises ihrer Existenz in den Kirchenbüchern vergangener Zeiten. Und eine Erläuterung, die ich Ihnen nicht vorenthalten will. Hier der Text, den ich bei Missy gefunden habe

Die im Nationalsozialismus verwurzelte Auffassung, dass es oberste Pflicht eines Volkes ist, seine Rasse, sein Blut frei von fremden Einflüssen rein zu halten und die in den Volkskörper eingedrungenen fremden Blutseinschläge wieder auszumerzen, gründet sich auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Erb- und Rasselehre. Dem Denken des Nationalsozialismus entsprechend, jedem anderen Volke volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, ist dabei niemals von höher- oder minderwertigen, sondern stets nur von fremden Rassen die Rede.“


Heute würde man dies wohl anders formulieren, „Ethnien“ statt „Rassen“ und „Gesellschaft“ statt „Volkskörper“ und statt „ausmerzen“ vielleicht „zurückführen“ sagen. Auch würde man sich nicht mehr auf die Erb- und Rassenlehre berufen (die übrigens sogenannte „Wissenschaftler“ unabhängig von den Nazis ausgetüftelt hatten).

Aber ansonsten könnte der Text samt des beschwichtigenden Anhangs auch heute noch von manchem Deutschen goutiert werden – obgleich dies natürlich völliger Unsinn ist, denn es gibt kein „rein deutsches Blut“.

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