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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Dominanz – was heißt das eigentlich für uns?

Im Verhalten zeigt sich die Dominanz
Im Klartext heißt „Dominanz“ nichts mehr als „die Herrschaft besitzen“. Dominant ist also, wer sich als Herr der anderen aufspielt oder diese Eigenschaft von Natur besitzt. In alter Zeit wurde die Herrin des Hauses, die für die Erziehung und das Personal herrschaftlich zuständig war, gelegentlich als „Domina“ bezeichnet. Eigentlich, so lehrt uns Meyers Lexikon, war aber eine Kloster- oder Stiftsvorsteherin gemeint, die man gemeinhin auch „Äbtissin“ nennt.

Sowohl der Volksmund wie auch die Psychologie oder die Biologie nutzen den Begriff – jede Gruppe auf ihre Weise. Die Biologie bietet einen weitgehend wertfreien Begriff an. Demnach entsteht in Lebewesen, die sich in Gruppen zusammenfinden, Hierarchien. Einzelne Exemplare gewinnen dabei Macht, indem sie die Freiheit anderer Gruppenmitglieder einschränken. Spielten die anderen mit und ziehen sie einen Vorteil daraus, so akzeptieren sie dieses Verhalten. In menschlichen Gemeinschaften ist diese Dominanz nicht auf alle Situationen und Beziehungen anwendbar. Das bedeutet: „Wer hier und jetzt in dieser Situation“ dominant ist, kann „dort und dann“ in einer beliebigen anderen Situation neutral sein oder sich unterordnen.

Wird „Dominanz“ als Persönlichkeits- oder Charaktereigenschaft bezeichnet, betreten wir den Boden der Psychologie. Nun kommen Bewertungen und kulturelle Eigenarten ins Spiel. Wir nennen das dominante Verhalten dann „gut“ oder „schlecht“, „angemessen“ oder „unangemessen“, fragen aber nicht mehr so sehr nach dem Sinn oder dem Nutzen.

Allerdings wissen wir sicher, dass niemand seine Dominanz ausspielen kann, wenn sie nicht wahrgenommen wird. Insofern muss sich die Dominanz im Verhalten niederschlagen. Zumeist geschieht dies ohne großen Aufwand, weil die meisten dominanten Menschen ein entsprechende „Ausstrahlung“ haben. Hätten sie es nicht, so müssten sie ständig um die Dominanz kämpfen, was letztlich zu anstrengend ist.

Weil Dominanz im Verhalten und damit auch in der Kommunikation sichtbar wird, existiert nicht nur die „natürliche Dominanz“. Vielmehr ist der gezielte Einsatz dominanten Verhaltens erlernbar. Diese Eigenschaften ist in manchen Berufen gefragt, in der „situative Dominanz“ gefordert wird – etwa bei Polizisten/Polizistinnen.

Neben der natürlichen Dominanz, und der situativen Dominanz existiert allerdings auch eine spielerische Dominanz, die insbesondere in der Sexualität gefragt ist. Ganz gewöhnliche Ehe- und Liebespaare nutzen diese Methode in Rollenspielen um Dominanz und Unterwerfung. Als Berufsbezeichnung für Damen, die professionell sinnliche Rollenspiele inszenieren, hat sich der Begriff „Domina“ eingebürgert – der letzte Rest, der vom ursprünglichen Begriff noch übrig ist.

Und was sagt uns dies alles?

Vorsicht mit Begriffen, vor allem mit Wertungen, die inzwischen mit dem Begriff verbunden werden.

Hinweis: Ein ähnlicher Artikel vom gleichen Autor erschien bereits in der Liebeszeitung. Er ist etwas ausführlicher und kann dort nachgelesen werden.
Bild:Liebesverlag-Archivbild

Warum es keine allgemeine Normalität gibt

Eine Gesellschaftsordnung lebt davon, dass sie sich auf einen gewissen Bestand an Regeln verlassen kann. Die Frage ist allerdings, wie tief diese Regeln in das Leben der Bürger eingreifen. Wird zu viel reglementiert, so geht der Anspruch auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit verloren.

Viele Menschen glauben, dass „Normalität“ etwas ist, dass in Schriften einbetoniert wurde. Also etwa in Gesetze, Verhaltensnormen oder religiöse Vorschriften. In Wahrheit sind es aber „ungeschrieben Gesetze“, nach denen „Normalität“ beurteilt wird. Und diese wiederum sind Meinungen, die eine Gruppe von Menschen für sich gefunden hat. Das dürfen sie, solange es sie nicht stört, wenn andere nach ihren eigenen Richtlinien leben.

Was für dich normal ist, muss nicht für alle "ähnlich normal" sein

Was letztlich heißt: Was für mich persönlich, meine Familie oder die Gruppe, zu der ich mich rechne, „normal“ ist, muss für andere nicht zwangsläufig auch „normal“ sein.

Nehmen wir die Paarbeziehung, also etwas ganz Alltägliches, scheinbar „Normales“. Tatsächlich gibt es im 21. Jahrhundert kaum noch Paare, die in allen Ansichten über die Lebensführung „absolut identische“ Meinungen haben. Um zueinander zu kommen, müsste sie im Grunde „verhandeln“, was absolut sein muss und was auch anders sein kann.

Manche tun es. Andere aber legen sich darauf fest, dass sie den Wohnort niemals verlassen werden oder den sozialen Status niemals ändern wollen. Wenn sie glauben, einer Gruppe anzuhängen, bezeichnen sich als “Heimatverbunden“ oder als „Familienmensch“ oder beharren auf gleiche Bildungsstandards oder gesellschaftliche Konventionen.

Wer in einem „späteren Lebensalter“ zu suchen beginnt oder erneut auf der Suche ist, wird diesen Konflikt kennen. Gelöst wird er zweckmäßigerweise dadurch, dass die Gemeinsamkeiten festgestellt und bewertet werden. Sind die Gemeinsamkeiten groß genug? Und kann das neue Paare mit den Unterschieden leben?

Die Gesellschaft braucht Übereinkünfte - keine aufgesetzte "Normalität"

Genauso verhält es sich mit der „Normalität“ in der Gesellschaft. Üblicherweise gibt es Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Bewertung von Wirtschaft, Politik und Sozialwesen. Manchmal steht uns ein Mitglied unserer „Ausrichtung“ näher, und wir wenden uns dann an jene Frau oder jenen Mann. Wenn wir aber einen Makler, Handwerker oder Gemüsehändler suchen, werden wir unsere Ausrichtung vergessen und auf die Qualität achten.

Es ist also normal, flexibel zu handeln du zu denken.

Wenn du bis hierher gelesen hast und dir der Artikel gefallen hat, wäre es sehr freundlich von dir, den Inhalt weiterzuerzählen.

Wenn du eine weitere Meinung lesen willst: Deutschlandfunk.

In Kladde

Was noch nicht in eine Reinschrift passte, schrieb man einst „in Kladde“. Oder auch in „die Kladde“, wenn man so ein Heft besaß. Denn meist handelte es sich tatsächlich um ein Heft, in das Schüler wie Literaten ihre „unfrisierten Gedanken“ schrieben. In Norddeutschland gehört das Wort durchaus zur Hochsprache, anderwärts ist es ziemlich unbekannt.

Meyers Lexikon von ca. 1890 wusste es noch so:

„(Eine Kladde ist) der erste flüchtige Entwurf einer Schrift, insbesondere dasjenige kaufmännische Geschäftsbuch, in welches die täglichen Geschäftsvorfälle nach chronologischer Ordnung vorläufig eingeschrieben werden, um dann später in korrekterer Form und Gruppierung in das Memorial oder Journal übertragen zu werden.“

Doch auch Philosophen und Literaten schrieben oft zunächst „in Kladde“, was bei ihnen so viel heißt wie „im Entwurf“. Schulmeisterlich sagt man als Gegenteil von „es in Kladde schreiben“ dann „es ins Reine schreiben“.

Süddeutsche kennen keine Kladden - Ostdeutsche auch nicht

In Süddeutschland und dem, was immer noch „Mitteldeutschland“ heißt, ist der Begriff offenbar unbekannt - jedenfalls kennt man ihn in Sachsen oder Thüringen kaum.

Du kannst also „in Kladde schreiben“, dann heißt es einen Entwurf oder ein Konzept zu schreiben. Manchmal reden wir „in Kladde“, das heißt, was wir sagen, ist noch nicht ganz ausformuliert – im Klartext würdest du es so nicht sagen.

Gelesen habe ich auch, dass wir etwas „in Kladde tun“ können – dort stand auch, dass wohl jemand erwägen könnte, „in Kladde zu heiraten“. Das klappt vermutlich nicht so recht - jedenfalls fand sich für diesen Begriff kein Beleg.

Zitat: Retrobibliothek
Weitere Informationen: dwds



Eigentlich

Über das „Eigentliche“ wurde eigentlich schon viel zu viel geschrieben. Adorno, den manche Deutsche für unendlich wichtig halten und der für andere längst vergessen ist, schrieb den „Jargon der Eigentlichkeit“. Wer will ihn noch lesen? Ich sicher nicht.

Warum sagen wir „eigentlich“? Wir sagen es, wenn wir auf den Grund zurückkommen wollen. Viele Wissenschaften, Forscher als Personen und selbst gewöhnliche Zeitgenossen bauen ein Gebüsch um die Wirklichkeit herum auf. Das Zweitrangige steht dann im Mittelpunkt, der Kern bleibt unberührt. In der überaus geschwätzigen Zeit, in der wir leben, ist das üblich geworden.

Wir reden über die Deko - nicht über die Grundlagen

Ein Beispiel aus dem Bereich der Paarbildung mag dies verdeutlichen: Paare kommen zusammen, um eine gemeinsame Basis für die Zukunft zu schaffen. Oder einfach, um miteinander zu vögeln. Das ist das „Eigentliche“. Alle andere ist Dekoration – sozial, psychisch, physisch. Der Unfug, der über diese „Deko“ geredet wird, füllt viele Zeilen – und ist dennoch völlig sinnlos.

Eigentlich müssten die Paare nur prüfen, was sie von der Gegenwart oder der Zukunft wollen – mehr nicht. Ich will hier gar nichts davon schreiben, worüber sie stattdessen reden.

Das Eigentliche ist das, worum es geht, wenn wir das Beiwerk wegnehmen. Wenn wir der Sache auf den Grund gehen oder Tacheles reden. Oder wenn wir unsere verletzliche Psyche offenlegen.

Und ja – eigentlich tun wir das nicht. Ihr merkt schon – es ist nicht nur ein philosophisches Thema, dieses „Eigentliche“. Und wir? Wir sollten wissen, was die Grundlage für uns ist – nicht, was sie „eigentlich“ sein sollte.