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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Gedankenspiele aus Philosophie und Psychologie?

Warum lassen sich angeblich gebildete Menschen so oft auf „wissenschaftliche“ Meinungen ein, die eigentlich nur philosophische oder psychologische Gedankenspiele sind?

Begriff festschreiben - nötig, aber oft schwierig

Ich kam darauf, weil ich in den letzten Wochen und Monaten viel mit Begriffen beschäftigt habe, die einem Wandel unterliegen. Kürzlich war der „Gutmensch“ dabei und sein Pendant, der „gute Mensch“. Dann war es der Begriff „toxische Beziehung“ solo, oftmals gefolgt von dem „Narzissten“, der dafür sorgt, dass sie „toxisch“ wird. Diesmal war es die Ethik gegenüber der Moral.

Wandel und Beständigkeit

Wer glaubt, über das Beispiel dozieren zu können: Ich hätte auch die „Sittlichkeit“ und die „Ethik“ als Beispiele nehmen können. Und ja, ich weiß selbstverständlich, dass sich Ethik theoretisch mit Verhaltensnormen beschäftigt. Wer auf die andere Seite schaut, also die Moral oder die Sittlichkeit, landet bald auf den Glatteis des schnellen Wandels.

Natürlich hat jeder das Recht, seien Meinungen über etwas zu verbreiten. Und es ist ausgesprochen interessant, den Bedeutungswandel eines Wortes zu verfolgen. Das Problem ist nur: Wandel ist Wandel – und er geht über den Tag hinaus. Eine wissenschaftliche Arbeit hingegen schreibt fest – wobei die Recherchen naturgemäß stets in der Vergangenheit liegen. Sie könnten schon am Tag der Veröffentlichung überholt sein.

Zum Montag: ein paar Worte über Motzer

Dieser Tage habe ich mal wieder mit „Motzern“ zu tun gehabt. Es waren recht viele, und einige traf ich in „sozialen Netzwerken“. Eine Dame beklagte sich beispielsweise, dass die „Generation Babyboomer“ sozusagen von Politiker und Arbeitgebern vergessen wurde.

Wirklich? Gab es diese Generation überhaupt außer in flapsigen Beiträgen vorwitziger Autoren?

Gibt es wirklich eine "Generation Babyboomer"?

Zuerst einmal: Vorsicht mit Pauschalierungen. Ein „Boom“ muss sich schon deutlich von der üblichen Entwicklung absetzen. Das war in Deutschland zwischen 1960 und 1965 der Fall, und dann noch einmal zwischen 1985 und 1990, und dann erst wieder zwischen 2015 und heute.

Also reden wir von Menschen, die heute entweder zwischen 57 und 62 Jahre alt sind, oder von jenen, die zwischen 32 und 37 Jahre alt sind.

Da manche Autoren mit Begriffen noch weitaus großzügiger umgehen, können auch die Geburtsjahrgänge 1946 - 1964 gemeint sein. Dann wären es also die Menschen, die heute (wenn sie noch alle leben würden) zwischen 56 und 76 gemeint. Und wenn das so wäre, würde ich in dieses Schema sogar noch hereinfallen.

Wann war die erste Krise in der jungen Bundesrepublik?

Was viele vergessen haben: Das Leben in der Bundesrepublik Deutschland hat sich zwischen 1946 und 1964 erheblich verändert. 1966 gab es die erste Krisenzeit in der Bundesrepublik Deutschland. Damals waren die Ergebnisse des Babybooms“ demnach zwischen zwei und 20 Jahre alt. Die Krise war relativ kurz, die Angst aber saß allen in den Knochen.

Merkwürdige Behauptungen

Was ich lese, klingt allerdings dramatisch: Es habe kaum Ausbildungsplätze gegeben, danach keine Übernahmen. Akademisch war auch alles mau: kaum Studienplätze und danach keine Jobs. Und überhaupt: Gehälter mies, Renten niedrig - und alles war die Schuld „der Politik“ und „der Arbeitgeber“.

Je nachdem, wo man liest, ist es dann der Kapitalismus, der alle schindet und knechtet, und natürlich kommen wir dann in die Nähe der späten Propheten, die alles schon immer vorher wussten, aber nie gesagt haben.

Selbstbesinnung - dringend empfohlen

Und nun? Ich hoffe, dass sich mancher von euch auf sich selbst besinnt, bevor er die Politiker, das System, die Unternehmer oder sonst jemanden an den Pranger zu stellen versucht.

Schulen für das 21. Jahrhundert?

Der Name Rudolf Steiner wäre mir wohl nie bekannt geworden, wenn ich nicht jahrelang in Baden-Württemberg gelebt hätte. Das Land ist voller „alternativer“ Wahrheiten, Ideologien, Psycho-Sekten, sonstigem Sektierertum und anderen Erfahrungen, die mit der „Wissenschaft“ nichts zu tun haben.

Doch in gewissen Gegenden Württembergs kommt man weder an den Pietisten noch an den „Anthroposophen“ vorbei.

Die Anthroposophen betreiben unter anderem Schulen, die sie „Freie Waldorfschulen“ nennen. Sie entsandten aus der Idee, für die Kinder der Arbeiter(innen) der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik eine besondere Schule zu schaffen. Im Grunde eine ausgezeichnete Idee, zumal Steiner die Werte der Französischen Revolution einbrachte: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.

Das Übersinnliche in der Schule - ziemlich überflüssig

Zugleich wurden allerdings auch allerlei sogenannte „übersinnliche“ Elemente in die anthroposophische Lehre eingebracht. Dabei ging es den Anhängern Steiners kaum anders als den Anhängern C.G. Jungs: Die Wissenschaft geriet immer mehr in den Hintergrund, die Esoterik deutlicher in den Vordergrund.

Im Laufe der Jahre lernte ich im Schwabenland und in Baden junge Menschen kennen, die Naturwissenschaftler wurden, obwohl sie durch Waldorfschulen gegangen waren. Ja, es waren sogar einige IT-Mitarbeiter dabei. Das wieder wertete ich als Beweis für die These, dass Menschen wegen, trotz oder unabhängig von der Ausbildung das wurden, was sie wirklich wollten. Und eben auch, dass der Einfluss der Schule sich schneller in Luft auflöste, als den Lehrern und Lehrerinnen lieb sein konnte.

Mehr Privatschulen - an sich keine schlechte Idee

In einer anderen Debatte wurde mir kürzlich bewusst, dass es in Deutschland viele Menschen gibt, die Privatschulen von vorn herein ablehnen. Da ist zu kurz gedacht: Das öffentliche Schulsystem ist in Deutschland nicht mehr in der Lage, die Bildung zu vermitteln, die im 21. Jahrhundert gebraucht wird. Insbesondere sensible junge Menschen und solche mit Begabungen, die dem Lehrplan der Schulen nicht entsprechen, werden hier vernachlässigt. Zudem wird offenbar nicht mehr „wirklich gelehrt“. Sucht man nach Gründen, wird ständig der „Schwarze Peter“ hin- und hergeschoben, aber nichts an den Grundlagen verändert. Heißt: Man sucht „Schuldige“, bemüht sich aber nicht um „Lösungen“.

Also werden wir in Zukunft immer mehr Privatschulen benötigen - solche mit musischen Anspruch, aber auch solche mit dem Schwerpunkt „Naturwissenschaften“. Dies wieder wirft viel Licht auf Ideologien und religiöse Inhalte, die von manchen dieser Schulen vertreten werden.

Deutschland hat Schulen - aber vermitteln sie auch Bildung?

Manchen wir uns klar: Deutschland hat wenig Rohstoffe und immer weniger Industriebetriebe, in denen „einfache Arbeiten“ angeboten werden. Solche ein Land braucht Menschen, die ihre höchstmöglichen geistigen Begabungen entwickeln können. Das könnten und müssten alle Schulen leisten, aber sie tun es nicht alle - was inzwischen offenkundig ist. Und nein, ich habe die Lösungen nicht. Gefragt sind diejenigen, die zuständig sind.

Was ich sagen kann: Weniger Ideologie und mehr Hinwendung zum 21. Jahrhundert und seinen Herausforderungen - das wäre mal ein Anfang.

Der Irrtum, der Herr Precht und die "sozialen Medien"

Der Herr Precht hat sich geirrt. Er hat sich lautstärker geirrt als viel andere, und deswegen ist sein Irrtum bekannt geworden. Nun hat er denn Irrtum zugegeben. Üblicherweise gilt dies als edel.

Ich vermute, dass viele angebliche Stammtisch-Experten täglich einen Haufen Bullshit herauslabern - unter ihnen auch sogenannte „gebildete“ Frauen und Männer. Was sie gesagt haben, verschwindet in den Rinnen der Pissoirs. Niemand von ihnen sagt später: „Ich habe mich geirrt“.

Aber sie denken, sie seien die bessern Menschen.

Ich las, dass ein Teil dieser Menschen Herrn Precht als Narzisst bezeichnen - sie schmeißen also unqualifiziert mit einem Modewort herum, das man in dieser Weise nicht benutzen sollte.

Glaubt ihr wirklich, dass diese Frauen und Männer wissen, wovon sie reden? Ich nicht.

Das Beste, was ich über sie sagen kann: Sie haben nicht genug nachgedacht. Und die „besseren Menschen“ sind sie auf keinen Fall.

Das Fiedbäck

Das Fiedbäck, ja das Feedback ...

Fremdwörter zu benutzen, soll ja angeblich von Geistesgröße zeugen – aber beim „Feedback“, phonetisch „Fiedbäck“ kann ich das nicht sagen.

Kürzlich wurde ich gefragt, warum Menschen kein „negatives Feedback“ akzeptiere wollen. Und schon bin ich bei der Kritik: Mitmenschen, was ihr da sagt, hat mit „Feedback“ gar nichts zu tun.

Es ist eine Art modernes Psychologenchinesisch für Menschen mit Bildungsdünkel. In Wahrheit ist hier mit „Feedback“ gemeint, eine Beurteilung abzugeben, und mit negativem Feedback also eine „schlechte Beurteilung“ oder ein Tadel. Demnach wäre „positives Feedback“ ein Lob.

Was Feedback wirklich ist

Reden wir mal Tacheles und versuchen wir, die Wahrheit herauszufinden.

Verstehen und Wahrheitsfindung

Ein Feedback ist eine Information über etwas, was in einer bestimmten Art und Weise verstanden oder aufgefasst wurde. Oder einfacher: „Ich sehe dies oder jenes, was geschehen ist, in dieser Weise …“ Oder: „Habe ich den Satz, richtig verstanden, in dem du sagtest…?“

Kommunikation schlechthin

Das aufmerksame Bestätigen, dass man den anderen verstanden hat, meist durch „aktives Zuhören“ (Paraphrasieren, Bestätigen).

Automation und Naturprozesse

In diesem Sinne ist „Feedback“ die Möglichkeit, einem System Daten zu entnehmen, die zu seiner Stabilisierung verwendet werden können. (Tempostat, Gleichgewicht beim Menschen, außerordentlich viele andere automatische Prozesse) in Technik und Natur.

Signale oder elektronische Scahaltungen

In elektronischen Geräten, die der Signalübertragung dienen, werden oftmals Signale „zurück an den Eingang“ gespeist, um die Tonqualität zu verbessern. Geschieht dies zufällig, kann die Tonqualität auch verschlechtert werden. Ein Beispiel wäre das gefürchtete „Aufheulen“ als Resultat einer unerwünschten Rückkoppelung zwischen Mikrofon und Lautsprecher.

Der falsche Wortgebrauch verfremdet die Sprache

Rückkopplung ist das zutreffende deutsche Wort für „echtes Feedback“. Wer dem Wort eine andere Bedeutung zuweist, soll bitte erklären, was er wirklich damit meint.

Das Wort „Feedback“ muss für vieles herhalten, was es nicht bedeutet. Insbesondere die Bewertung eines vermeintlichen „Feedbacks“ als „positiv“ oder „negativ“ ist eine sprachliche Sünde. In einem als sinnreich empfundenen Gedankenaustausch gibt es zahnlose „Feedbacks“, weil alle Teile einander „verstehen“ wollen. Wer etwas oder sich beurteilt haben möchte, sollte eine Stellungnahme anfordern und dabei um Antwort bitten. In den meisten andere Fällen ist „Feedback“ unrichtig oder ungenau. Wer einen Menschen durch Kritik abkanzelt oder verletzt, gibt kein „Feedback“, sondern nutzt seine wirkliche oder vermeintliche Macht über den anderen (die andere), um ihn oder sie zu verurteilen.