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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Fünf Jahre "Neues Sehpferd"

Ich habe mal wieder ein Jubiläum verschlafen. Denn das „Neue Sehpferd“ ist dieser Tage fünf Jahre alt geworden - für eine Blog-Neugründung ohne kommerziellen Hintergrund ist das schon fast sensationell.

Das Original-Magazin „Sehpferd“ ist allerdings deutlich älter - inzwischen gut 18 Jahre, wobei die Wurzeln noch weiter zurückliegen. Der Anfang glich eher einer Art „Wundertüte“, aus der jeder das entnehmen konnte, was ihm gerade passte. Ich verwendete deutsche, englische und skandinavische Quellen, um ein eher unverbindliches Nachrichtenmagazin in Blogform zu erschaffen. Das reichte damals in jeder Hinsicht.

Kritisch und liberal - das neue Sehpferd wurde jetzt fünf Jahre alt

Die Inhalte wandelten sich - doch heute wie gestern steht „Sehpferd“ dafür, das Mediengeschehen kritisch zu beobachten. Angesichts der Entwicklung der heutigen Medienlandschaft ist dies nötiger als jemals zuvor. Denn nicht nur die „Neuen Medien“ und die Boulevardblätter nehmen es „mit der Wahrheit nicht so genau“. Auch als seriöse bekannte Tageszeitungen versuchen, ihre an sich oft belanglosen Artikel mit sensationellen Überschriften aufzuhübschen.

Heute kommen die Produzenten von „Fake News“ hinzu sowie Interessengruppen, die ihre Meinungen mit zuvor unbekannter Brutalität in den Vordergrund zu schieben versuchen. Unter dem sozialen Schutzschild verborgen tauchen immer mehr Gruppen auf, die ihre Meinung für die einzig richtige halten. Sie kommen von links und von rechts, aus extremen evangelikalen Gruppen ebenso wie aus der LGBTQ-Szene, aus dem extremen Feminismus ebenso wie aus dem krankhaften Maskulinismus.

Der liberale Faktor - kaum gehört

Die liberalen Stimmen haben es immer schwerer, Leser(innen) zu erreichen, während die Extremisten große Sprechblasen in den Raum zeichnen.

Etwas abzuwägen, ist kaum noch gefragt - die Menschen wollen entweder, dass ihnen widersprochen wir oder dass man ihnen zustimmt. Jeder radikalisiert sich auf seine private Weise. Viele wünschen sich die Antworten schon, bevor sie ihre Fragen formuliert haben - falls sie überhaupt noch Fragen formulieren können.

Die Spaltung überwinden

Die Gesellschaft, so heißt es, wird mehr und mehr gespalten. Doch wer spaltet sie? Es sind Menschen. Und es wird wirklich Zeit, dass wir nicht Frauen und Männer, Wessis und Ossis, „Weiße“ und Andersschattierte, „CIS-Leute und LGBTQ-Leute sowie Gender-Ideologen und soziale Binärdenker dafür beschimpfen, was sie sind. Sondern wir müssten sie fragen: „Wie dienst du unserem Land damit?“, „Was tust du damit für unsere Gesellschaftsordnung?“ Oder auch einfach: „Was verbindet uns?“

Ja, es ist noch viel zu tun. Und viel zu schreiben. Vor allem, um die Freiheit des Geistes leben zu lassen.

Vielen Dank, dass ihr dies gelesen habt.

Nun haben wir alle die "goldene Kartoffel" geerntet

Eigentlich sollte es mir nicht ausmachen, dass „wir alle“ - von rechten bis zu linken Medien - die „goldene Kartoffel“ bekommen haben. Mittlerweile gibt es viel „Negativpreise“, und dieser ist einer davon. Abgehakt?

Aber in diesem Fall sollte man genauer hinschauen. Denn wir alle, werden des „Neurechten Geschwafels“ bezichtigt. Und dies, weil wir über „Cancel Culture“ schreiben, uns nicht dem „Neusprech“ aka „soziale Korrektheit“ unterordnen wollen - und dass wir „autoritäre Minderheiten“ nicht einfach ignorieren oder loben, sondern sie kritisch ansehen.

Wer versuchen will, objektiv zu bleiben, sollte - wie so oft, die NZZ lesen. Zur „Goldenen Kartoffel“ kann man dort nachlesen:

Ein ... Beispiel, bei dem der Verein in seiner vermeintlich antirassistischen Arbeit selbst rassistisch agiert, ist die «Goldene Kartoffel».

Nun haben wir sie also (fast) alle, die Kartoffel. Und es wird nicht an Stimmen fehlen, die diese Wahl aus ideologischen Gründen hochjubeln - und solchen, die aus den gleichen Gründen dagegen motzen werden. Ich fürchte, was auf der Strecke bleiben wird, ist die liberale Presse, die Meinungsfreiheit als solche und die gute Sitte, Meinungen zu akzeptieren, die einem „nicht in den Kram passen“.

Wenn Männer wie kleine Jungs ermahnt werden

Ich lese: "Vielleicht brauchen die Parteien eine Frauenquote, um sich zu verändern."

Wer so etwas schreibt, der glaubt offenbar, dass Frauen automatisch die Welt verbessern, sobald sie an der Macht sind. Und dies würde bedingen, dass Frauen die besseren Menschen sind.

Ich bin es leid, solche Artikel zu lesen, aber ich habe es bis zum Schluss geschafft. Und das finde ich die Lösung, wörtlich zitiert liest sich das so:

Wenn man all diese Dinge zusammenfasst, bleibt der Schluss, Frauen wollen Veränderung schon sehr lange. Männer nicht. Und das ist ein Problem. Man kann es aber ändern. Männer können ihre Einstellung ändern.

„Frauen wollen Veränderungen schon sehr lange?“ Sie haben sie nicht nur, sie fordern sie für sich und ihre Töchter Tag für Tag erneut ein. Und sie haben damit durchaus Erfolg. Erfolg ist schön,denn er bringt Anerkennung und manchmal auch Macht und Ruhm.

Ich sage wahrscheinlich nichts Neues, wenn ich euch verrate: Schon das Leben im mittleren Management ist hart, und je weiter „nach oben“ man (oder frau) will, umso härter wird es. Ich kenne wahrhaftig genug Männer, die dem nicht gewachsen waren und aufgeben mussten.

Männer, liebe Frauen, sind nicht „das Problem“. Und ändern kann jeder alles, der gute Willens ist und dabei etwas zum gemeinsamen Fortschritt beiträgt. Aber das bedeutet nicht, dass Männer „ihre Einstellung ändern“ müssen. Sie können es - und sie tun es situativ in vielerlei Hinsicht.

Nur würden die Männer gerne sehen, wenn sie nicht ständig wie kleine Jungs dazu aufgefordert würden. Auf Dauer nervt das kolossal.

Zitate In der "Berliner Zeitung" nachzulesen.
Hinweis (Nachtrag) Nach heutiger Recherche kann der Artikel nicht mehr kostenfrei nachgelesen werden. In diesem Zusammenhang lege ich Wert auf die Tatsache, dass ich diese Zeitung in keiner Weise bewerbe und keine wirtschaftlichen Kontakte zu ihr unterhalte.

Warum wir unser Denken ändern müssen

Im Gegensatz zu vielen andere Menschen mit „Grundeinstellungen“ wünscht sich der liberale Denker eine Meinungs- und Ideenvielfalt. Nicht alle Liberalen sind dabei vom „Laissez-faire“ Prinzip überzeugt, und auch ich wünsche mir „Weichenstellungen“, die uns möglichst in eine bessere Zukunft führen. Im Prinzip deckt auch die liberale Haltung den Wunsch nach Korrekturen ab.

Ich verstehe die Konservativen, die nicht immer alles „neu aushandeln wollen“, und vor allem jenen, die sich bevormundet oder gestört fühlen. Doch wenn alle so bliebe, wie es ist, würde man Innovationen verhindern und die Vielfalt unterdrücken. Also muss es ein Gegengewicht geben, die Progressiven, die möglichst rasch möglichst viele Änderungen wollen.

Wenn wir Glück haben oder entsprechen dafür sorgen, pendeln sich die kontroversen Meinungen schnell auf das ein, was nötig, sinnvoll und logisch erscheint. Aber dann und wann müssen wir dem Neuen eben auch etwas Nachdruck verleihen.

Mehr desselben ist der falsche Weg

Was selten diskutiert wird: Mit dem Grundsatz „wir müssen mehr desselben fordern“ rennen inzwischen alle gegen die Wand. Mehr Verkrustung? Mehr Verhinderungen? Mehr Gleichberechtigung? Mehr Akademiker? Mehr soziale Leistungen? Mehr Freiheitsrechte?

Eigentlich müssten „wir“ uns die Frage beantworten können: „Was müssen wir tun, um (setze ein Ziel ein) zu erreichen?“ Mit den „alten Rezepturen?“ Mit neuen Ansätzen? Müssten wir vielleicht Kernbereiche wie die Bildung oder die Forschung ganz neu überdenken? Müssten wir nicht wesentlich konsequenter sein, um moderne Technologien schnell und unbürokratisch umzusetzen? Hochgeschwindigkeitszüge auf ganz neuen Trassen, zum Beispiel? Damit würde die Debatte um den Sinn von Inlandsflügen weitgehend überflüssig.

Keine geistigen Ruinen stehen lassen

Wenn ich durch die Straßen in der Stadt gehe, in der ich seit Jahre leben, sehe ich neben neuen, ausgesprochen gut geplanten Wohnungen und renovierten Altbauten auch zahllose Häuser, die demnächst zu Ruinen verkommen.

Wenn ich dies auf die Einstellungen der Menschen projiziere, sehe ich einige neue, sinnvolle und zukunftsweisende Gedanken. Und ja, ich kann damit leben, dass es „Bestandsdenken“ gibt, solange der Putz nicht restlos abbröckelt. Aber ich kann kaum damit leben, dass so viele Gedanken stehen bleiben, die nicht mehr „bewohnbar“ sind - und die niemandem nützen.

Und noch ein Gedanke kommt mir dabei: Ich lese immer wieder von Menschen, die sozusagen „flehentlich“ darum bitten, doch die alten Gebäude nicht abzureißen, weil sie doch eigentlich so hübsch sind.

Ja, und die Ruinen überkommener Gedanken, Meinungen und Ideologien? Lassen wir die auch noch stehen, weil sie so hübsch sind?

Wir werden uns davon trennen müssen. Möglichst bald.

Warum ich kaum Dialoge führe

Dieser Tage wurde ich aufgefordert, mich möglichst audiovisuell auf einen Dialog einzulassen.

Ihr werdet euch wundern, wenn ich euch sage, dass ich als „Urgestein“ des Bloggens und langjähriger IT-Mitarbeiter darauf nicht einmal technisch vorbereitet wäre.

„Und als ehemaliger Lehrer für menschliche Kommunikation?“, werdet ihr nun vielleicht fragen.

Nachdenken ist nicht sehr gefragt

Oh, ich kann es noch. Zuhören, Fragen stellen, die man gerne beantwortet oder aus aus dem Stegreif sinnvolle Sätze bilden.

Aber ich habe mir angewöhnt, über Antworten nachzudenken. und deshalb nehme ich mir sehr viel Zeit dafür, sie möglichst sinnvoll, vollständig und neutral zu beantworten.

Kommunikation besteht oft darin, sich zunächst einmal an die andere Person heranzutasten. Sie hat mehrere Aspekte - mindestens jedoch einen Sach- und einen Beziehungsaspekt. Die meisten Menschen „öffnen sich“ erst, nachdem sie sicher sein können, dass es der andere „ehrlich mit ihnen“ meint. Dann wägen sich nicht mehr ab, dann weichen sie nicht mehr aus, dann werden sie „intimer“ im besten Sinne.

Und ja, auch das beherrsche ich noch. Aber eine ganz andere Frage ist die, ob ich es will.

Nein, kaum noch. Denn für Antworten benötige ich stets etwas Zeit. Und das ist letztendlich der Grund, warum ich selten „online“ kommuniziere.