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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Unsozial

In der deutschen Öffentlichkeit wird nahezu alles als „unsozial“ angesehen, was der Gleichheit widerspricht. Gebraucht wird das Wort deshalb in der Presse in engem Zusammenhang mit „Ungerecht“.

Der Volksmund wertet brutal ab

Im Volksmund hört sich alles noch viel schlimmer an: Da wird das „unsoziale“ Verhalten sofort als „unmenschlich“ bezeichnet, und diese Eigenschaft wird dann unbarmherzig oder gar kaltblütig ausgelebt.

Tatsächlich machen wir einen Fehler, wenn wir das Wort so gebrauchen: Sozial handelt jemand, wenn seine Aktionen der Gemeinschaft offensichtlich nützen. Hingegen handelt er „unsozial“, wenn dies nicht erkennbar ist. Nur der Begriff „asozial“ setzt bösen Willen oder jedenfalls Willenlosigkeit zum sozialen Handeln voraus, der Begriff „unsozial“ jedoch nicht.

Der Unsoziale ist kein Gesellschaftsfeind

Der Unsoziale sollte nicht bezichtigt werden, gar nichts für die Gesellschaft zu tun oder gar ihr Feind zu sein. Auch er leistet zumeist etwas, das der Gesellschaft nützt, oft ohne dass dies unmittelbare Auswirkungen hat. Komponisten, bildende Künstler und Schriftsteller gehören dazu, und sicher auch mancher Geistesarbeiter, der still dafür sorgt, dass es den Mitgliedern der Gesellschaft gut geht.

Pseudosozial macht sich besser

Es kling besser, das „Soziale“ vor sich herzutragen, statt zu sagen: „Auch ich arbeite am Allgemeinwohl, aber ich stehe nicht ständig an der Rampe und rede darüber.“ Das gilt übrigens auch für die Wirtschaft und die Politik.

Unsozial zu sein ist keine Schande

„Unsozial“ zu sein ist keine Schande, solange der „Unsoziale“ mit seinem Tun und Unterlassen anderen nützt. Ob, wann und wie das der Fall ist, entzieht sich zumeist der Beurteilung anderer. Und schon deshalb ist es infam, einen Menschen als „unsozial“ zu brandmarken.

Ganz hübsch erläutert auch in diesem Blog.

Zigeunersauce

Sie wird abgelöst, die Zigeunersoße, und nun fehlt noch das Zigeunersteak, das vorzugsweise dort serviert wird, wo die Schärfe dafür sorgen soll, dass man die schlechte Qualität des Fleisches nicht bemerkt. (Es ist sogar als "DDR-Rezept" im Netz). Was gab es da noch mit „Zigeuner“? Wer Kreuzworträtsel liebt, findet alle, die zwischen acht und 18 Buchstaben haben. Zigeunerjazz? Zigeunerkapelle? Jedem Musikliebhaber wohlbekannt und nach wie vor äußerst beliebt. Gleichwohl als Name verpönt.

Stop. Lasst uns mal nachdenken ...

„Zigeuner“ ist kaum der korrekte Name für die Bevölkerungsgruppe, die wir damit meinen. Aber „Sinti und Roma“ ist auch nicht ganz korrekt. Aber - das alles betrifft aber letztlich nur das Volk der Roma und nicht die scharf gewürzten Speisen, die diesen Namen tragen. Warum eigentlich nicht Gypsy? Das ist auch ziemlich falsch, weil man zur Zeit der Wortschöpfung annahm, die Bevölkerungsgruppe käme aus Ägypten.

Gut - ich kenne die Vorbehalte gegen den Begriff Zigeuner und habe dazu auch die Stellungnahme des Verbands der Sinti und Roma gelesen. Doch rein von der Namensherkunft ist „Zigeuner“ nicht falscher oder richtiger als „Gipsy“ oder „Sinti“.

Wie gut, wenn man Brite ist und nicht dauernd darauf schielen muss, dass jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird. International hat man sich inzwischen auf „Roma“ festgelegt, und so sollten wir es auch machen, wenn vom Volk der Roma die Rede ist.

Falls jemand dennoch ethnische Bedenken hat: Die Hausfrauensoße wird vorläufig auch nicht umbenannt, obgleich „Hausfrau“ diskriminierend ist.

Wird der Eskimobecher bald in der Eisdiele fehlen? Oder doch als „Inuitbecher“ wiederkommen?

Ja, ich vermisse weiterhin Negerküsse. Aber nicht, weil sie einstmals so hießen, sondern weil ich sie damals als handgemachte Exemplare lieben lernte. Sie heißen heute Schaumküsse - aber es ist nicht der Schaum, der ihren Charme ausmacht - wirklich nicht.

Alles getan, um Lisa Eckhart auftreten zu lassen?

Es mag sein, dass sie wirklich „alles“ getan haben, die Veranstalter des „Harbourfront Literaturfestivals“. Sie selbst behaupten es. Und sie sagen, dass sie die Absage bedauern, aber außer „Sicherheitsbedenken“ wären da auch noch zwei andere Autoren gewesen, die sich geweigert hätten, mit Frau Eckhart auf „einer gemeinsamen Veranstaltung aufzutreten“.

Wer sind die Feinde der literarischen Freiheit?

Dann nennt mal hübsch die Namen, verehrte Veranstalter – ich würde gerne wissen, wo sich die Feinde der Meinungsfreiheit, die Anti-Liberalen, verstecken. Zumal, wenn sie Autoren sind.

Gezielte Anfeindungen auch in der seriösen Presse

Um es klar zu sagen: Lisa Eckhart „eckt an“. Das sollten Kabarettistinnen auch tun – und nicht nur plumpe Zoten reißen, wie so viele ihrer Kolleginnen.

Einige Zeitungen und Magazine – durchaus solch von hohem Renommee – haben Frau Eckhart zumindest in Kommentaren bezichtigt, antisemitisch oder fremdenfeindlich zu sein. Die „Jüdische Allgemeine“ tat es, was man verstehen mag, weil Frau Eckhart im Zusammenhang mit „MeToo“ einige der Täter als Juden bezeichnete. Sie stellt dies in Zusammenhang mit anderen Eigenschaften, die Juden leider zugeschrieben werden. Damit stellte sie jedoch bloß, wie schnell einzelne Gruppen in den Fokus falscher Aufmerksamkeit kommen können - so sah es auch der WDR damals.

Endet die Freiheit jetzt, wenn man anderer Meinungen ist?

Vielleicht sollten wir es mal so sehen: Satire lebt davon, Umstände und Eigenschaften zu überspitzen. Dabei werden in der Regel die Eigenschaften herausgestellt, die an Klischees grenzen. Und jetzt bitte mal die Ohren aufsperren: Wer beschwert sich, wenn das Links-Kabarett ständig das freie Unternehmertum diffamiert? Oder wenn weibliche Kabarettisten ständig auf männlichen Eigenschaften herumhacken, und dabei durchaus männerfeindlich werden? Die Katholische Kirche muss sich – zu Recht oder Unrecht – vom Kabarett ständig vorwerfen lassen, moralische verwerflich zu handeln. Die liberale Politik wird ohnehin von nahezu allen „Spaßmacher“ niedergelacht. Es scheint, als ob die Freiheit dann endet, wenn man die „falschen“ Gruppen überspitzt darstellt.

Und insofern: Überspitzung ist keine Hetze. Die Hetze kommt von jenen, die die Meinunsgfreiheit bekämpfen.