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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Pfötchen geben

Gestern war ich erstmalig nach Beginn der der „Krise“ bei einem kleinen gesellschaftlichen Anlass. Ich musste tatsächlich gelegentlich betonen, dass ich gegenwärtig nicht „Pfötchen gebe“, wenn mir die Grußhand entgegengestreckt wurde.

Mit liegt ohnehin fern, den Händedruck „echter Männer“ mit Riesenpranken zu genießen, und das säuselnde Wangenberühren der zarten Damen befremdet mich inzwischen auch.

Geht es mir eigentlich gut?

Manchmal gibt's mich auch entspannt
Geht es mir eigentlich gut? Ich weiß ja nicht, ob euch das wirklich interessiert. Aber so richtig "gut" fühlt sich gerade niemand. Zugreisen mit Maske? Shopping mit Maske? Neue Brille kaufen mit Maske? Das soll Freude machen? Mir nicht.

Wie es mir geht, wechselt von Tag zu Tag. Und es ist nicht das Virus - es sind die Begleiterscheinungen. Die Schäden an der Demokratie, die bereits tiefe Furchen in die Gesellschaft gerissen haben, machen mir eben so viel Sorgen wie die Dummheit und Arroganz, die ich überall antreffe. Sie findet sich in bildungsferne Schichten ebenso wie in unter angeblich gebildete Menschen - wobei kein Bildungsgrad davon frei ist. Gesellschaftliche Dialoge? Wie sollen denn die zustande kommen, wenn Fernsehgesichter auf uns herab reden? Oder, um mal heftiger zu werden, wenn jeder, der einen breiten Hintern hat, für sich selbst feststellen kann, dass er ein Systemelefant ist?

Oder ein Systemkasper? Ein Systemgretel? Ein Systemkrokodil, das man aus irgendeinem Sumpf gezogen hat? Sind die angeblichen Talk-Shows nicht eigentlich modernes Kaspertheater?

Dabei geht es um die Zukunft - um eure mehr als um meine. Denn ihr werdet die Folgen aller Fehler tragen müssen, die jetzt begangen werden, und auf der anderen Seite werdet ihr die langfristigen Nutznießer aller Erfolge sein.

Nun könnte ihr ja fragen: Geht mich das etwa an? Natürlich geht mich das etwas an. Es ist ja auch meine Zeit, und ich versuche, mit ihr Schritt zu halten.

Dabei halte ich mich noch deutlich zurück, lass die Kasper kaspern und sehe zu, wie die Krokodile das Maul aufreißen - von den Greteln mal ganz abgesehen. Blogger sind Beobachter.

Weil mich das Leben in unserem Land etwas angeht, schreibe ich. Und ich versuche zumindest, keinen Unsinn zu verzapfen.

Und tatsächlich konnte ich in den letzten Tag ein Gartenlokal besuchen - und ich war sogar mittags Fisch essen - ein klitzekleines Zeichen für den Fortschritt, aber eine ungeheure Erleichterung für den verklebten Kopf.