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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Systemrelefanten

Heute sind „Systemrelefanten“ (1) begehrt und angesehen, und man beklatscht sie aus sicherem Abstand. Einschlägige Firmen schalten jetzt ganzseitige Anzeigen: „Wir lassen euch nicht im Stich“. Na schön - aber es geht eigentlich um mehr als ein bisschen Applaus.

Niemand bezweifelt, dass die medizinischen und pflegerischen Berufe, aber auch viele andere, die nicht so oft genannt werden, gegenwärtig eine überaus große Rolle spielen.

Aber bitte: Das sind diejenigen. die man sieht und sicher auch diejenigen, die sich größten Gefahren aussetzen. Im Hintergrund sorgen auch die Menschen, die ernsthaft im Homeoffice arbeiten für „systemrelevante“ Prozesse.

Kürzlich bekam ich ein Video, in dem jemand sagte: Ohne Datenverarbeitung geht gar nichts. Kein Krankenhaus, keine Produktionsstätte, kein Supermarkt und keine Behörde.

Das stimmt ohne jeden Zweifel - wird aber nicht gerne gehört. Doch zurück zu jenen, die jetzt im Rampenlicht stehen und als Heldinnen und Helden verehrt werden. Was wird mit ihnen nach der Krise geschehen?

Es wird ein "Danach" geben - und das müssen wir im Augen behalten

Es mag ja derzeit schick sein, die „Systemrelefanten“ öffentlich zu beklatschen. Aber besser wäre es, wenn wir einmal die Krankenhausträger kritisch betrachten würden - nur um ein Beispiel zu nennen. Und wenn wir alle uns dafür einsetzen würden, dass sie besser bezahlt würden und weniger Stress erdulden müssten - zu normalen Zeiten.

Denn die Gefahr an der Situation heute ist, dass heute der großartige „Systemrelefant“ bejubelt wird, um ihn in vier oder acht Wochen schon wieder in das alte Schema einzuordnen. Dann ist er wieder grau und vergessen.

Wer glauben will, dass die Krise alles anderes ändern wird - na bitte schön. Ich glaube es nicht. Ich bin überzeugt, dass Menschen etwas verändern können. Und wenn wir uns nicht für Änderungen einsetzen, wird alles wieder so werden wie zuvor.

(1) Nein, es ist kein Deutschfehler - es ist Absicht,

Zusammenhocken bis die Hand ausrutscht

In der Krise stehen die Menschen weit voneinander entfernt, besonders, wenn sie miteinander sprechen. Was auch wieder bedeutet: Man versteht jedes Wort - auch auf größere Entfernung.

Zwei Frauen unterhalten sich:

„Derzeit gibt es deutlich mehr häusliche Gewalt.“

„Ist doch verständlich, dass einem einmal die Hand ausrutscht, wenn man dauernd beieinander hockt.“


Oh ... neue Aspekte der Krise.

Die Sensationspresse, die Zahlen und das RKI

Die neueste Masche der Sensationspresse: Man bezweifelt Zahlen - und neuerdings auch das RKI, das zuvor noch hoch gelobt wurde.

Ich weiß ja nicht, ihr Pressefuzzis von der Radaupresse, wie oft ihr euch eine „Aktualisierung“ der Zahlen wünscht ... mal eben kurz vor der Mittagspause raufgucken und danach wieder? Was soll der Schwachsinn?

Journallistenkrankheit Zahlenfetischismus?

Angeblich „hochaktuell“: die unterschiedlichen Zahlen zwischen dem RKI und der „ renommierten JHU in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland“, die solche Daten in „Echtzeit“ auswertet.

Hallo? Echtzeit? Das klingt so echt, als ob der Klapperstorch die Kinder bringt. Nein, ich zweifele nicht an der JHU - nur daran, ob man in einem fahrenden Zug Passagiere zählen kann, wenn man nicht drin sitzt. Denn will man vergleichen, so wertet man besser, bis der Zug hält: Genau das macht das RKI.

Gerade höre ich aus der Sensationsschleuder, das RKI habe sich „mehrfach geirrt“. Hallo, bitte Gehirn einschalten, bevor ihr so etwas behauptet: Auch Virologen sind tatsächlich Menschen, und Menschen sind keine Hellseher. Was Menschen vielleicht könnten, wäre auf Zahlen und Fakten einer ehemaligen Epidemie oder Pandemie zurückgreifen. Aber die gibt es erstens kaum, und zweitens sind sie nicht vergleichbar.

Und ja ... es gibt vermutlich mehr Fälle, als diejenigen, die dem RKI gemeldet werden, weil manche Infizierte einfach unter dem Radar abtauchen. Aber das Phänomen der „Dunkelziffern“ sollte eigentlich jeder kennen, der sich jemals mit irgendwelchen Statistiken beschäftigt hat.

Disziplinierte Menschen und moralinsaure Spinner

Die Menschen, die heute „zu Fuß“ unterwegs waren, haben sich sehr diszipliniert verhalten - hauptsächlich handelte es sich um Marktgänger, Jogger, Kinderausfahrer(innen) oder Hundeausführer(innen).

Ist dies meine Schlange?

Recht lustig war, dass manche Menschen auf dem Markt nicht wussten, in welcher Schlange sie standen - und so kam es, dass sich jemand in die Metzgerschlange verirrt hatte, der glaubte, in der Bäckerschlange zu stehen. Und auch ich muss gestehen, dass ich einige Menschen falsch einschätzte, die in eben jener Metzgerschlange standen, die sich inzwischen auf gut 15 Meter ausgedehnt hatte. Ich hielt sie tatsächlich für verstreute Passanten und kreuzte die Schlange versehentlich diagonal. Sorry, Folks ... auch ich muss mich erst an sehr lang gezogene Schlangen gewöhnen.

Weitaus weniger lustig fand ich, dass einige der verbliebenen Autofahrer inzwischen jede innerstädtische Fahrbahn als Rennstrecke ansehen.

Moralisaure Entschleuniger

Und die Presse? Inzwischen habe ich mehrere Artikel gelesen, in denen die schreckliche Pandemiezeit mit moralinsauren Kommentaren verunreinigt wird. Dann ist es gut, dass wir uns gerade unter dem Druck der tatsächlichen oder vermeintlichen Ausgangssperren entschleunigen. Warum? Weil nun „endlich wieder ausführliche Begegnungen“ stattfinden könnten - virtuell, versteht sich.

Abblitzen lassen nach Art des Burgfräuleins

Na klar, wenn das Burgfräulein bisher Mann für Mann abblitzen ließ, tat sie das, weil sie „Ansprüche“ hatte. Nun wird sie die entsprechenden Kandidaten am langen Arm verhungern lassen, weil sie länger nachdenken muss. An ihrer Arroganz wird sich dadurch nichts ändern - auch nicht an ihrem Beziehungsstand.

Ja, ich las auch über „schnelle Kontakte“, die sich angeblich ebenfalls entschleunigen. Angeblich hemmt der Druck der Krise den Druck, unbedingt sofort zum Flüssigkeitsaustausch überzugehen. Doch wozu dann überhaupt treffen? Dem Virus ist es weitgehend egal, wie es übertragen wird - also gilt: Abstand ist Abstand und gar nicht treffen ist derzeit allemal besser als „einander keusch gegenüberzutreten“.

Na denn. Man sagt ja, in Krisenzeiten würden die Röcke wieder länger und die Moralprediger würden aus allen Ritzen herausgekrochen kommen.

Verstopft die Ritzen, wenn ihr noch Verstand habt.

Euer Sehpferd

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Ihr findet vorläufig keine Werbung (außer Eigenwerbung) mehr auf dieser Webseite. Ich finde, auf seriösen privaten Blogs hat Werbung nichts mehr verloren.