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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

AKK – Rhetorik allein hilft auch nicht viel

Ach du liebes bisschen, CDU – was war denn das? Bullshit-Bingo ohne Ende? Hatten wir nicht gehört, dass nun das Profil der Union geschärft werden soll? Und was finden wir vor? „Deutschland muss wieder …“.

Laber, laber … ja, es muss ein Ruck durch Deutschland gehen – hatten wir schon mal. Damals schrieb man das Jahr 1997, Roman Herzog war Bundespräsident, und er meinte, was er sagte. Bei den Linken hatte er damit kein Glück: Sie verhöhnten ihn wegen dieser Redepassage. Aber das eigentliche Ziel seiner Kritik war die CDU selbst – und ein ein lahmer und selbstzufriedener Kanzler Kohl, der „alles Aussitzen“ wollte.

Etwas mehr als Rhetorik sollte schon sein

Und heute? In Wahrheit geht es eben doch um mehr als ein bisschen Rhetorik. Wir wollen Positionen hören, auf die wir uns verlassen können. Und übrigens; Mister Merz: Greta Thunberg steht nicht zur Wahl – sondern CDU-Abgeordnete (und solche aller anderen Parteien). Und es wäre für einen Politiker (wirklich) immer besser, zu sagen, was er selbst will und kann – und nicht nur, worin andere möglicherweise „falsch liegen“.

Zumindest teilweise nachzulesen in der WA

Ein Kilometer Abstand

Kämpfer gegen Windmühlen
Aha – Windräder brauchen also, wenn es nach Herrn Altmaier (CDU) geht, mindestens einen Kilometer Abstand bis zur „nächsten Siedlung“. Damit will Herr Altmaier offenkundig die „Wutbürger“ besänftigen, die sich die Windräder als Feinde auserkoren haben. Gab es schon mal. Damals waren es Windmühlen und ein anderer Ritter von der traurigen Gestalt bekämpfte sie.

Zu viel Wind um den Wind

Also, ich wohne in einer Durchgangsstraße. Vor meiner Tür fahren PKW ind schneller Folge, üblicherweise von vier Uhr morgens bis elf Uhr abends, dazu tagsüber etliche LKW und örtliche Lieferfahrzeuge, und mindestens vier- bis fünf Mal täglich ein Sanitätsfahrzeug. Die Fahrer bemühen sich ohne Zweifel, ihre Sirene im Wohngebiet auszuschalten. Aber das ist bekanntlich nicht immer möglich.

Wenn ihr in ähnlicher Situation wohnt, dann wisst ihr: Das gibt einen gewaltigen Lärm. Straßenverkehr wird üblicherweise mit 70 db(A) bewertet.

Was würde ihr sagen, wenn ich einen „Verband der besorgten Bürger“ gründen würde und fordern, dass Straßen (alle Straßen, versteht sich) nur im Abstand von einem Kilometer von Siedlungen gebaut werden dürften?

Wahrscheinlich würden die Leute denken, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank.

Aber bei Windrädern soll es gut und richtig sein, zu sagen: "Bei uns auf keinen Fall"? Fragt sich, wovor sich Wutbürger fürchten: vor dem Sinken des Wiederverkaufspreises ihrer Immobilie oder tatsächlich vor der Lärmschädigung?

Windkraftgegner könnten ja mal dies lesen.

Bildquelle: Von Gustave Doré - Illustration 6 for Miguel de Cervantes’s “Don Quixote“ by Gustave Doré, 1863., Gemeinfrei.

Na dann liefer mal, Tilman Kuban

Der JU-Vorsitzende sagte jüngst, er müsse im Umgang mit den Medien noch etwas an seiner Lernkurve feilen.

Aber wie man mit viel Worten nichts sagt, das weiß er schon ganz gut:

Wir müssen wieder ein klares Profil bekommen und zeigen, wofür die CDU steht. Dafür gilt es, aktiv Themen zu setzen in diesem Land, gesellschaftliche Debatten anzustoßen und nicht nur anderen Bewegungen hinterherzulaufen, die uns aufgezwungen werden. Wir müssen Antworten auf aktuelle Fragen geben, aber dann vor allem eigene Themen setzen.


Na, dann tu’s doch mal, Tilman Kuban. Wir sind gespannt – vor allem darauf, welche „eigenen Themen“ denn nun „gesetzt“ werden sollen. Und natürlich: was uns Bürger und Wähler diese Themen angehen.
Kategorien: demokratie
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Machtlos

Ich las gerade: Diejenigen, die keine Macht haben, müssten sich aufs Interpretieren beschränken. Gemeint sind Frauen, die „anhand weniger Zeichen erkennen lernen ob Gefahr, Reichtum oder Irrationalität droht.“

Ob Reichtum für Frauen wirklich bedrohlich ist, weiß ich nicht – man frage den FAZ-Redakteur, der’s so geschrieben hat.

Online-Dating - die schnelle Entscheidung beim ersten Kontakt

Ich denke eher an zweierlei, wenn ich so etwas lese: einmal an das moderne Online-Dating. Dabei muss jeder (egal, ob Frau oder Mann) in wenigen Minuten entscheiden, ob es sich lohnt, den anderen wirklich näher kennenzulernen.

Der machtlose Blogger - er muss interpretieren

Und zum Zweiten fühle ich mich sehr an uns Blogger erinnert. Wir haben keine Macht – weder die der Pressekonzerne noch die der Wirtschaftsverbände und nicht einmal die der in- und ausländischen Beeinflussungsmaschinen, die schreibende Falschmünzer beschäftigen. Wir können bestenfalls noch interpretieren, was sie schreiben. Und dann und wann können wir eine Korrektur anbringen.

Die Lügenpresse der Extremisten

Es geht dabei überhaupt nicht um die „Lügenpresse“, also die normale, freie und unabhängige Presse, die ständig von den Rechtsextremisten diffamiert wird. Die wahre Lügenpresse steht immer extrem rechts oder extrem links und verdreht Nachrichten so, wie sie ihre Anhänger gerne lesen würden.

Das Denkverbot unter Etiketten

Der Ort, das Gebäude im Hintergrund, eine englische Serie ... was hat dies mit dem Thema zu tun?
Ich will euch einen Satz zitieren, den ich gestern gelesen habe und den ich für einen Auswuchs des Zeitgeists halte. Er sagt uns ultimativ, dass wir uns bitte an starre Begriffe halten sollen, was in etwa bedeutet: Etikett drauf – nachfragen oder gar nachdenken verboten. (Zitat)

Der Mensch denkt in Kategorien. Das ist so – und das ist wichtig. Denn Kategorien ordnen die Welt, machen sie übersichtlich und reduzieren sie und das Universum um uns herum auf ein begreifbares Maß.


Na klar: Ein Tisch ist kein Stuhl und eine Kloschüssel keine Tuba. Doch müssen wir uns auch Etiketten aufkleben, wenn es um Präferenzen geht? Um Gefühle, wie beispielsweise die Liebe? Oder um Weltanschauungen wie den Liberalismus? Müssen wir den Doktrinen hinterherlaufen, statt auf die Worte zu hören?

Nein – das müssen wir nicht. Wir sind (jedenfalls hoffe ich das) allesamt in der Lage, „etwas von etwas“ zu sein und doch auch „etwas anderes“. Wer CDU wählt, muss kein Sozialfeind sein. Wer SPD wählt, ist deswegen noch kein Sozialist. Und – um mal ganz herunterzukommen von der hohen Politik – wer zuhause für den ersten FC im Stadion schreit, darf auch die Leistungen anderer Vereine anerkennen. Und letztlich: Wir dürfen durchaus anerkennen, ja sogar bewundern, was andere leisten. Es wäre dumm und dreist, es ihnen zu neiden.

Die vorgeblich Klugen verdummen die Ahnungslosen

Heute ist es so, dass (vorgeblich) kluge Leute bestimmen, welche Etiketten sich (vermutlich ahnungslose) Menschen aus dem Volk aufkleben sollen. Sie sollen Umweltfrevler oder Umweltfreude, entweder heterosexuell oder homosexuell, liberal oder sozial sein.

Das einmal aufgelebte Etikett soll möglichst festsitzen. „Nimm es niemals“ ab heißt die Parole, die und mit Scheuklappen durch die Welt führen soll.

Wir wissen selbst besser, wer wir sind - ohne Etikett

Ich schwöre euch: Die Menschen, die keine Etiketten tragen, wissen besser, wer sie sind, als diejenigen, die ständig irgendwelche Ausrichtungen betonen. Vor vielen Jahren erlebte ich, wie sich einzelne Menschen erst das Etikett „stockkatholisch, gläubig“, aufklebten, dann „marxistisch“ und schließlich „esoterisch“. In Wahrheit waren sie immer nur radikal.

Wer wirklich in der Lage ist, zu denken, kennt Begriffe wie „sowohl als auch“ oder er weiß, was „obgleich“ oder „dennoch“ bedeuten. Was wir tun sollten (und vielleicht tun müssen), ist dies: Die Ungebildeten nicht in ihrer etikettenstrotzenden Schlichtheit verkommen zu lassen.

In einem anderen Zusammenhang habe ich betont:

… das eigentliche Denken beginnt erst, wenn die Kategorien aufgehoben werden können und wenn wir wieder Gemeinsamkeiten finden können in unseren Unterschieden oder eben auch Unterschiede bei unseren Gemeinsamkeiten.


Dazu stehe ich. Also weg mit den Etiketten, den Kategorien, den Zuweisungen. Jeder Mensch steht für sich selbst, und er ist frei, jedem anderen gegenüber seine Meinung zu äußern, zu diskutieren und gegebenenfalls auch zu ändern. Aber dazu gehört mehr als ein neues Etikett über dem alten.

Wer die Antwort auf die Frage weiß, warum das Bild (oben) etwas mit dem Thema zu tun hat, darf gerne kommentieren. Andere natürlich auch.