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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Wie sich bloggende Damen nennen

Dieser Artikel handelt davon, wie sich bloggende Damen nennen - oder jedenfalls einmal nannten. Dabei war das Wort „Miss“ sehr beliebt, weil es zu Wortspielen anregte.

Einstmals gab es in Österreich eine Bloggerin namens „Miss Understood“, die ziemlich berühmt wurde - auf Deutsch etwa „Miss Verstanden“. Beide Namen kamen in Blogs und Kolumnen häufiger vor, sodass ich am „Erstgeburtsrecht“ der Wienerin zweifle.

Der Witz an all diesen Namen ist ja, dass sie immer doppeldeutig sind. Besonders lustig finde ich:

Miss Behagen
Miss Erfolg
Miss Geschick
Miss Gelaunt
Miss Gunst
Miss Vergnügen

und

Miss Verstehen.


Wobei ich kaum jemanden zugetraut hätte, sich „Miss Gunst“ zu nennen – gibt es aber trotzdem.

Die Idee mit der Doppelbedeutung von Miss als „Fräulein“ und dem Wortteil „Miss-“ für „fehlerhaft“ beziehungsweise „schlecht“ (un-) hat diese Wortspiele ausgelöst.

Fehlt eigentlich nur noch „Miss Fallen“ – der Name ist nicht nur zweideutig, sonder noch weitaus vieldeutiger.

Ist Journalismus wirklich zuverlässig?

Journalismus ist nur noch bedingt zuverlässig - aber das wissen nur Menschen, die sich häufig mit Nachrichten beschäftigen. Wer täglich einige Dutzend Nachrichten durchforstet, merkt bald, worin die Mängel liegen: Man übernimmt beispielsweise ungeprüft Artikel aus der Wissenschaft, oder man konzentriert sich auf wenige Quellen, von denen man annimmt, sie seien „seriös“. Zudem bevorzugt man Verlautbarungen bekannter Persönlichkeiten oder ebensolcher Politiker, auch wenn ihre Kompetenz zweifelhaft ist. Dabei begibt man sich gerne auf das Territorium, in dem sich der Bürger vermeintlich auskennt: in den Mainstream. Aus alldem entsteht eine gewisse, meist ungewollte Einseitigkeit und Oberflächlichkeit.

Der Journalismusforscher Florian Zollmann nennt folgende Gründe (1):

Kommerzieller Druck, Nachrichtenwerte, Redaktionsverschlankungen, Personalmangel, Eigentumsstrukturen oder organisationsbedingte Zwänge.

Das führt nun dazu, dass man sich auf leicht zugängliche und bisweilen geschwätzige Quellen verlässt, beispielsweise solche aus Politik, Wirtschaft, Organisationen, Interessengruppen oder Wissenschaften. Was innerhalb der Gesellschaft – sei es fälschlich oder berechtigt – tatsächlich gedacht wird, versinkt in einer Flut von Informationen, die im Grunde genommen Datenmüll sind. Die Abwägungen bei wichtigen Themen – wie auch die nötigen Hintergrundinformationen – findet man heute eher bei der BBC als in unseren deutschen Elite-Blättern.

Es gibt keine „Lügenpresse“

Das alles hat nichts mit „Lügenpresse“ zu tun. Gäbe es eine Lügenpresse, so würde sie zentral von der Politik gelenkt beziehungsweise nachhaltig beeinflusst – oder sie müsste extrem unlautere Motive haben, was man vom deutschen Journalismus nun wahrhaftig nicht behaupten kann.

Fehlende Bildung bei älteren Mitbürgern

Die Mehrheit der älteren Deutschen in Ost und West hat keine Ahnung, wie die Presse wirklich funktioniert oder wie sie sich in den letzten 25 Jahren gewandelt hat. Das führt dazu, dass man besonders den älteren Mitbürgern jeden Unsinn über die Presse auf die Nase binden kann. Wer zudem keine überregionalen Zeitungen liest, keinen Zugang zu deutschsprachigen Auslandszeitungen findet oder wer kein Englisch versteht, ist ohnehin kaum noch in der Lage, die Bedeutung der im regionalen Bereich verbreiteten Nachrichten zu ermessen.

Insgesamt ist es eine Kombination aus Einseitigkeit, fehlender Schulbildung und Fehlleitung durch Scharfmacher, wenn Menschen glauben, es gäbe eine Lügenpresse.

Könnte man etwas ändern?

Anderseits sollte sich unsere Presse wirklich einmal überlegen, ob sie das elitäre Gehabe, insbesondere in den Kommentaren und Feuilletons aufrechterhalten will. Und ob sie wirklich ständig aus den Quellen schöpfen muss, die sich ständig andienen. Denn im Grunde ist Journalismus in Deutschland zuverlässig – und die freie Presse ist und bleibt die beste Garantie für eine demokratische Gesellschaftsordnung.

(1) In der LVZ vom 24. Juli 2019.

Warum sind Gefühle so schwer zu beschreiben?

Gefühle - so "vollkommen" wiedergegeben wie auf einer 78er?
Wer sich in Kybernetik, Nachrichtentechnik und Datenverarbeitung auskennt, weiß, warum es so schwer ist, Gefühle zu beschreiben: Sie lassen sich nicht digitalisieren, weil sie in Bildern (also analog) stehen. Und weil es keine verlässlichen „Wandler“ in die eine wie in die andere Richtung gibt.

Wenn du vergleichen willst: Nimm Musikübertragung. Man kann Töne in mechanische Bewegungen verwandeln und die mechanischen Bewegungen zurück in Töne. Natürlich geht das mit einer modernen Schallplatte oder einer CD wesentlich exakter. Und warum geht es bei der CD? Weil wir auf beiden Seiten verlässliche Wandeler haben – analog in digital und digital in analog.

Für unsere nicht näher definierbaren Gefühle haben wir keine solchen Wandler. Wir bemühen uns zwar gelegentlich, Gefühle zu beschreiben, aber wir entdecken dann sehr schnell, dass es uns nahezu unmöglich ist. Gewusst hat es der österreichische Arzt und Psychoanalytiker Dr. Wilhelm Steckel. Er schrieb 1925:

Viel schwieriger ist der … (Umsetzung-) … Prozess der Verwörterung bei Gefühlen, Stimmungen, Affekten, abstrakten Begriffen. Hier sind die Worte deutliche Kompromissbildungen die in verschiedenen Lagen und bei verschiedenen Personen differente Bedeutung haben. Man denke nur, an die komplexe Bedeutung des Wortes ,,Liebe“, um zu verstehen, wie selten sich Wort und Gefühl decken können.


Die Verwörterung würde man heute wohl als „Digitalisierung“ bezeichnen, doch erfahren wir aus diesen Sätzen vor allem:

Wir haben keine absolut sicher zutreffenden Worte (oder auch Wörter) für Gefühle. Wir benutzen Wörter, die unsere Gefühle nur ungenau treffen. Das sind dann Worte, die bei jedem etwas anderes bedeuten können.

Und das bedeutet: Seid vorsichtig mit der Beschreibung von Gefühlen. Und lasst euch nicht alles als Gefühle verkaufen, was in Wahrheit Anbiederung ist – oder gar Kitsch.

Bild: Werbung für Grammophone.
Zitat: Dr. Wilhelm Steckel, „Störungen des Trieb- und Affektlebens, Wien 1925.

Gut und Böse in der Erziehung

In diesem Artikel soll davon die Rede sein, wie aus Kindern Erwachsene werden. Und um diesen weiten Bereich einzugrenzen, habe ich „Gut und Böse“ gewählt.

Dabei liegt das Problem in der angeblich „abendländisch“ geprägten Gesellschaft nicht allein in oft zitierten biblischen Auffassungen, wie etwa bei Jesaja:

Wehe denen, die Böses gut nennen und Gutes böse, die Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis, die bitter zu süß machen und süß zu bitter.


Es liegt vielmehr an den Begriffen selbst: Die bigotten Unwissenden, die solche Bibelstellen lesen, glauben, dass der Prophet Gottes die gleiche Auffassung von „gut“ und „böse“ hätten wie sie selbst. Und Jesaja unterstützt solche Meinungen natürlich auch, indem er Pseudo-Fakten schafft: Böse und Gut sind gleiche Gegensätze wie Sauer und Süß – das verhindert die Differenzierung von vornherein.

Ich schreibe euch dies, weil viele naive und ideologisch angehauchte Erzieher und Umerzieher wirklich glauben, sie hätten eine universelle Eingebung dessen, was „gut“ und was „böse“ ist.

Sehen wir uns einen sehr jungen Menschen an. Er wird mit Geboten und Verboten erzogen, und für sein Verhalten wird er gelobt oder gerügt werden. Ihn wird vermittelt, dass all dies zu seinem Besten ist. Dabei ist die Frage, ob die Gebote ihm schaden, nützen, oder gar nichts bewirken. Und erstaunlicherweise ist es mit den Verboten ähnlich. Sie können ihn vor tatsächlichem Schaden bewahren, aber auch positive Neigungen und Emotionen unterdrücken – und sie können letztendlich eben auch gar nichts bewirken.

Die meisten Menschen versuchen im Erwachsenenalter zunächst das, was sie als „gut“ erlernt haben. Erst, wenn sie nur mäßigen oder gar keinen Erfolg damit haben, erinnern sie sich an das, was ihnen als „böse“ vermittelt wurde.

Um konkreter zu werden: Wer gelernt hat, brav, höflich und nachgiebig zu sein, wird bald erkennen, dass er damit „nicht weit kommt“. Er kann aber auch nicht einfach auf das vermeintlich „Böse“ umschwenken, weil er damit ja keine Erfahrungen machen durfte. Das verwirrt seine Emotionen, und vielleicht landet er eines Tages bei einem Psychotherapeuten.

Was wir sofort erkennen: Es gibt keine universelle Definition davon, was „für uns gut“ oder „für uns schlecht“ ist. Du kannst bestenfalls wissen, was für dich gut ist oder was du als schlecht für dich ansiehst.

Deine Verhaltensweisen im sozialen oder partnerschaftlichen Bereich müssen für dich selbst erträglich sein. Deine Berufstätigkeit und die damit verbundenen Freuden und Entbehrungen musst du aushalten können. Du musst ertragen können, Härte auszuüben und Güte zu schenken. Und du musst bereits sein, sowohl die Erfolge wie auch das Scheitern deiner Bemühungen zu ertragen.

Es spielt wirklich keine Rolle, was deine Eltern, deine Lehrer, dein Lehrherr oder dein Professor dazu meinte. Sie alle tragen dein Leben nicht dauerhaft.

Nur du kannst es.

Extrem schlechtes Bühnenlicht

Wie das Bild entstand - kaum Licht, das vorhandene dazu grün und violett getönt
Ich hätte nicht gedacht, dass sich das Foto (oben) verwenden lässt. Auf der Bühne dieses irischen Lokals herrschten unmögliche Lichtverhältnisse, nicht ein einziger Strahler gab wirklich weißes Licht ab.