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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Wissenschaftler leben nicht im kritikfreien Raum

Ach Gott, Agathe, die Puppe kotzt. Da habe ich doch in einem Zeitungsartikel den Kommentar einen dieser wichtigtuerischen „Twitterer“ gelesen, der schreibt;

Lieber Markus #Lanz, so einseitig und voreingenommen behandelt man keine Wissenschaftler. Haben Sie das nötig?


Das greife ich gerne auf – denn „Wissenschaftler“ – übrigens war ein Arzt gemeint - leben nicht in einem kritikfreien Raum. Zumal, wenn sie sich in die Diskussionen um Diesel-Automobile einmischen.

Eher ist das Gegenteil der Fall: Wir müssen „Wissenschaftler“ wesentlich kritischer unter die Lupe nehmen und nicht fragen: „Was verkünden Sie?“, sondern fragen: „Auf welchen Grundlagen oder im Namen welcher Interessengruppen sprechen sie?“

Und Markus Lanz tat das einzig Richtige: Er fragte beharrlich nach, so, wie es sich für guten Journalismus gehört. Diese Frage war garantiert berechtigt:

Sie sind Lungenfacharzt, Sie müssten doch an jedem Partikel weniger deutlich mehr interessiert sein, als umgekehrt.


Erstaunlich, dass dieser Satz eines Journalisten manche Deutsche mehr erregt als die lapidare Abwiegelung des Arztes.

Und deshalb nochmals: Wissenschaftler sind keine Kindergartenkinder, mit denen Journalisten „zurückhaltend“ umgehen müssen, sondern gestandene Männer dun Frauen, die man mit ihren Irrtümern und Ungenauigkeiten konfrontieren muss. Und wenn es sein muss, eben auch knallhart.

Zitate: Nach und aus dem MERKUR.

Fragwürdiges Krimi-Machwerk mit Psycho: Walpurgisnacht

Die Kulturkritik fokussiert sich beim Krimi Walpurgisnacht auf die Frage, ob das Verhältnis von Ost (DDR) und West (BRD) halbwegs glaubwürdig geschildert wird. Nun ist das Machwerk aber ein „zweiteiliger Thriller“, und bei so etwas ist vor allem eines wichtig: Den ersten Teil durchgehend spannend zu halten, damit der zweite Teil noch gesehen wird. Der allerdings hatte dann deutliche Längen, blieb im Atmosphärischen stecken und endete völlig unglaubwürdig im Psychologisch-mythischen, wobei noch einmal ganz dick aufgetragen wurde.

Spannung aufbauen durch etliche Verdächtige und vielfältige Motive

Die Spannung wird dadurch aufgebaut, dass es viele Verdächtige, viele Verstrickungen und manche Verwicklung gibt. Man fragt sich, wie in jedem Krimi, „wer war es“, und wie fast immer, werden ein paar Nebelkerzen geworfen. Mal trifft man auf Geheimnisse, mal auf Macht, mal auf Begierde, mal auf vermeintlich Perversionen, und immer wieder auf „ganz, ganz viel Psycho“. Die West-Komissarin ist überzeugt, nach einem einem vereinsamten Menschen suchen zu müssen, der irgendein an ihm begangenes Unrecht zu rächen wünscht. Der allerdings ist nicht auszumachen – und selbst gegen Ende, als das reichlich an den Haaren herbeigezogene Geheimnis enthüllt wird, ist nicht wirklich klar, was den Täter dazu motivierte, die Frauen zu morden und ihnen einzelne Zehen zu amputieren.

Am Ende verpufft die ganze Story

Was blieb? Der bittere Beigeschmack, vom Autor zuvor erzählerisch und optisch verarscht worden zu sein. Die enorme Spannung wurde – und das nervt nun wirklich – auf einem billigen Psycho-Gag aufgebaut. Sozusagen Dr. Jekyll und Mr. Hyde auf Harzerisch. Nur dass die Motive von Mr. Hyde irgendwie nicht so recht transparent wurden, weil ihn nie jemand zu sehen bekam.

Und ach, P. S.: Im Bestreben, alles möglichst originalgetreu wiederzugeben (DDR-Kamera, DDR-Vergrößerer, DDR-Amateurlabor) vergaß man offenbar, sich darüber zu informieren, wie lange es dauert, aus einem SW-Film (West) mit den Mitteln der Chemie (Ost), dem Fotopapier und was noch dazugehört, vom belichteten Negativ zur Vergrößerung zu kommen – inklusive Kontaktstreifen. Und zudem muss in einem Fotolabor nicht ständig das Rotlicht brennen.