Skip to content
Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Das gebrochene Herz und das CNN

Außer in Kitschromanen hat das “gebrochene Herz“ in der Sprache nichts verloren. Und da lese ich bei CNN dies hier:

Grundsätzlich kann unser Gehirn den Unterschied zwischen einem gebrochenen Herzen und einem gebrochenen Knochen erkennen.


Nein, kann es nicht. Schon deshalb, weil ein wirklich „gebrochenes Herz“, also ein Infarkt, manchmal den Tod herbeiführt. Und weil ein aus psychologischen Gründen „gebrochenes Herz“ lediglich ein Begriff für eine Herzmuskelerkrankung ist. (Broken-Heart-Syndrom). In diesem Fall ist also wirklich das Herz betroffen – physisch, also wie bei einem gebrochenen Knochen. Der Kitschbegriff „das gebrochene Herz“ für einen psychischen Schrägstand ist hingegen eine emotionale Befindlichkeit, für deren Bewältigung mancher mehrere Wochen benötigt, während ein anderer dafür nur ein paar Tage braucht. Denn je nach Konditionierung der Psyche ist sie entweder auf Rückschläge vorbereitet oder auch nicht.

Schönen Gruß, CNN – ihr habt Bullshit geschrieben.

FDP auf rechtem Populismuskurs?

Aufgabe der Politik ist, in wesentlichen Fragen, die uns Bürger betreffen, nach der Rechtslage und nach Augenmaß verantwortungsbewusst zu handeln.

Es dürfte klar sein, dass dieser Grundsatz nicht immer 1:1 umgesetzt werden kann. Ein bisschen Kaspertheater fürs Volk, das die Gemüter erhitzt, gehörte seit Strauß und Wehner immer schon dazu.

Doch jetzt ist der Bock fett. Was sich die Politiker, aber auch einzelne Journalisten und Kabarettisten an Polemik über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge leisten, ist nicht mehr erträglich.

Da ist etwas passiert, was nicht hätte passieren dürfen. Soweit, so klar. Man muss klären, woran es lag, wer davon profitiert hat und warum es so gut wie keine Kontrollinstanzen gab, die dies hätten verhindern können. Und übrigens: Keiner der Besserwisser und und Lautsprechermäuler hat selbst in einer solchen Behörde gesessen und Anträge bearbeitet. Die Belastung, die nach der Flüchtlingswelle auf die Mitarbeiter zukam, wurde (auch von der Presse) schnell wieder vergessen. Sollten diese Mitarbeiter nicht viel zu viele Anträge mit viel zu wenig Personal in viel zu kurzer Zeit bearbeiten?

Das ist aber auch schon alles. Und jetzt zitiere ich mal Tacheles in der LVZ:

Offenkundig haben zwei Parteien, die Liberalen und die Pseudo-Volksversteher, ein starkes Interesse daran, den Flüchtlings-Furor lang aufrechtzuerhalten.


Und damit das gelingt, ist die FDP (von der anderen Partei rede ich gar nicht erst) daran interessiert, einen Untersuchungsausschuss zu bilden. Denn dann kann man sehr lange mit dem Thema „im Gespräch“ bleiben, oder wie die LVZ heute kommentiert:

Perfide ist es, auf Zerrüttung zu setzen, um noch wahrgenommen zu werden.


Die FDP? Aus die Maus – wenn sie noch weiter in rechtem Populismus machen will, mögen dies die Mitglieder verantworten. Die Wähler hingegen werden sich abwenden und sich darauf besinnen, dass es auch in anderen Parteien liberale Kräfte gibt.

Zitate aus der Printausgabe der LVZ vom 31. Mai 2018

Oper

Ich habe mal wieder den Fehler gemacht, in eine Oper zu gehen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber wenn Soprane laut in Höhenlagen singen, dann durchbrechen sie bei mir eine Grenze, die einen tiefen, spontanen Schmerz auslöst. Früher dachte ich immer, es läge an Vaters Superhet-Empfänger oder dem Plattenhobel, der dir Rillen durchschrammte.

Seit ich viel mehr „richtige“ Musik in Konzerten erlebe, habe ich manches „neu“ gehört. Doch der Schmerz, den mir die Sopranistinnen zufügen, ist mir geblieben. Er vergeht sofort wieder, wenn die Sängerin leiser wird oder in die Mittellagen zurückfällt.

Ach so ja: Ich habe meine Zeit im Theater vollständig abgesessen, trotz der engen Reihen und der unbequemen Sessel. Immerhin war ich neugierig genug, mir das anzutun.

Ach, ich liege den Firmen am Herzen

Plötzlich liegt allen mein Datenschutz am Herzen – wie schön. In Wahrheit geht es meist darum, ob man mich weiterhin mit E-Mail zumüllen darf oder nicht. Nein, bitte behaltet eure unschlagbaren Sonderangebote.

Wie Plots wirklich zu bewerten sind

Als Kritiker treffen Sie früher oder später auf das Wort „Plot“, das mir stets etwas befremdlich erscheint. Gemeint ist nicht mehr und nicht weniger als der „Ablauf der Handlung“, ein Begriff, der nicht weniger lapidar klingt als das Wort „Plot“

Der Wert der Plots wird überschätzt

Schreibschulen legen ausgesprochen viel Wert auf Plots, und manchmal wird dabei verkompliziert, vereinfacht oder einfach neu definiert. Wie in der Grundschule wird Ihnen verraten, dass sie ein „stimmiges Handlungsgerüst“ benötigen, das darüber hinaus noch „spannend“ oder „emotional“ sein soll. Ich kann dabei nur still in mich hineinlächeln, wenn ich von „emotionalen Handlungsgerüsten“ lese. Selbst das Wort „stimmig“ befremdet mich – was soll denn dabei eigentlich „stimmen“?

Übrigens sitzen manche Internet-Autoren einem groben Fehler auf: Sie glauben, dass der Plot genau so existierte, wie der Roman schließlich geschrieben wurde. In Wahrheit wurden die Beispiel-Plots zu den „großen“ Romanen nachträglich aus den Texten herausgezogen.

Nur sechs mögliche Plots?

Wer Schrifttum logisch betrachtet, kommt zu dem nüchternen Ergebnis, dass es eine sehr begrenze, Anzahl von Plots gibt. Wissenschaftler der Universität von Vermont haben vor Kurzem 1.700 englischsprachige Geschichten analysiert. Sie kamen nur auf sechs mögliche Plots.

Der neutrale Plot

Lassen Sie uns zunächst ansehen, wie ein neutraler Plot aufgebaut ist. Er besteht aus drei Teilen: (1) Einer Situation. (2) Einer Veränderung. (3) Einem Ergebnis der Veränderung.

Wir können dies auch anhand der Problemtheorie beschreiben:

Unsere Heldin steht vor einem Problem.
Sie versucht eine Lösung
Die Lösung erweist sich als Erfolg.


Die Lösung ist meist vielschichtig

Wenn Sie nicht so nüchtern denken und Fantasie haben, dann werden Sie sofort merken: Die Spannung wie auch die Lust, ja das System des Versagens und Gelingens liegt im Punkt zwei. Denn das, was ich hier mal flapsig als „die Lösung“ bezeichnet habe, ist eine von vielen möglichen Lösungen. „Lösungen“ außerhalb der Problemtheorie bestehen oft darin, irgendeine nahezu beliebige Maßnahme anzuwenden. Innerhalb der Problemtheorie kann die Maßnahme zwar durchdacht sein und zum Ziel führen, aber auch gar nichts bewirken oder das Gegenteil dessen, was sie bewirken sollte. Am Ende kann sich das Problem sogar als unlösbar erweisen.

Wie das gleiche Problem durch unterschiedliche Lösungen verändert wird

Nehmen wir an, Ihrer Heldin fehlt emotionale Zuneigung. Sie wünscht sich dann zumeist Liebe. Sie kann nun einige Verabredungen eingehen, feststellen, was für sie gut und richtig ist und schließlich vor dem Traualtar landen – oder eben auch nicht. Das wäre eine „beliebige Maßnahme“.

Sie kann aber auch ihre emotionalen Vorzüge entdecken, sie vielfältig einsetzen und darüber Liebe und Zuneigung zurückbekommen. Damit kann sie eine lang andauernde Periode der Lust empfinden und vielleicht auch heiraten.

Ebenso kann sie in suchtähnlicher Weise danach streben, sich ihre Wünsche zu erfüllen. Da sich dies als schwierig erweist, versucht sie, mehr und mehr Energie daraus einzusetzen und gerät dadurch immer mehr in einen „Teufelskreis“.

Eine weitere Möglichkeit wäre, die emotionale Zuneigung zu deckeln und stattdessen kühl zu kalkulieren, welche Verbindung ihr die meisten Vorteile bringen würde. Doch wie stillt sie dann ihre emotionale Bedürftigkeit?

Ich denke, nun können Sie mit den Varianten arbeiten, auch ohne jemals etwas von der Problemlösungstheorie gehört zu haben.

Die Theorie der Lösungen und ihre literarische Verwendung

Es gibt natürlich viele, viele andere Themen – aber die Idee, sich an der Problemlösungstheorie entlangzuhangeln, ist nie falsch.

Sehr vereinfacht geht das so:

Problem und Lösung passen überhaupt nicht zueinander. Das kann dennoch etwas Positives bewirken, gar nicht bewirken oder etwas Negatives bewirken.

1, Das Problem passt zwar zur Lösung, der Weg ist aber dornig. Kurz: Zum Ziel führt ein weiter Weg mit Hürden.
2. Das Problem passt zwar wieder zur Lösung, doch die Anstrengungen werden übertrieben und führen ständig in neue Sackgassen. Das heißt: Die Person wird nicht zum Ziel kommen, obgleich sie sich immer mehr anstrengt.
3. Die Umkehrung von (2): Das Problem wird verkompliziert, es gäbe eine einfache Lösung, gegen die aber meist Bedenken bestehen.
4. Das Problem löst sich durch eine ungewöhnliche Maßnahme, beispielsweise durch eine merkwürdige Begegnung oder durch eine an sich paradoxe Maßnahme.
5. Das Problem existiert in dieser Form gar nicht, und alle Lösungen führen in die Irre.

Nun noch mal zurück zu den Leuten von der Uni. Sie haben zwei lineare und vier komplexere Plots festgestellt

Zielerfüllung: aus der Misere zu Wohlstand und Ansehen.
Zielversagen: aus einer guten Ausgangslage in die Misere.
Ikarus: Hoch hinaus wollen und dabei abstürzen.
Ödipus: aus dem Tief auf die Höhen, dann ein neues Tief.
Aschenbrödel: Aufsteigen, wieder absteigen und erneut aufsteigen.
Gefangen: Tief fallen, dann wieder aufsteigen.


Hinweis: Die Übersetzungen sind frei gestaltet.

Wenn Sie mehr wissen wollen, schreibe ich Ihnen geren mehr darüber. Sie können auch bei der BBC darüber nachlesen.