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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Wie löst man eigentlich Probleme?

Ich bin sehr glücklich, vor Jahren (nein, vor Jahrzehnten) eine wirksame Problemlösungsstrategie erlernt zu haben. „Probleme lösen“ wird ja werde an der Universität gelehrt noch ist es das, was man eine „exakte Wissenschaft“ nennt. Problemlöser gelten deshalb oft als Scharlatane, und vielleicht sind es einige von ihnen sogar.

Das Grundprinzip ist einfach und bei allen Methoden ähnlich:

1. Zunächst wird festgestellt, ob es sich überhaupt um ein Problem handelt.
2. Dann wird das Problem analysiert. Dies ist der aufwendigste Teil vor der Lösung.
3. Zumeist gibt es mehrere Ursachen, die dann noch bewertet werden müssen. Möglicherweise ist eine Entscheidungsanalyse nötig.
4. Schließlich werden Lösungsansätze vorgeschlagen und mindestens einer davon umgesetzt.
5. Nach einiger Zeit wird geprüft, ob die Lösung gefunden wurde.

Die Kennerschaft bei der Problemlösung liegt nicht, wie viele meinen, in der intimen Kenntnis des Problems. Sie liegt vielmehr darin, möglichst wenig vorauszusetzen und das Problem „zum Sprechen zu bringen“, das heißt konkreter: Viele kluge Fragen zum Problem zu stellen, die es zu beantworten gilt.

Manche Probleme sind sehr einfach zu lösen: zum Beispiel, wenn Sie genau wissen, wann und wie Sie etwas verändert gaben (oder es sich verändert hat). Dann setzen sie einfach den Zustand wieder ein, der zuvor herrschte (falls die noch möglich ist).

Rechte einfach zu lösen sind auch Probleme, die auf Engpässen beruhen. Sie müssen dann nur den Informationsfluss (Dokumentenfluss oder ähnlich) untersuchen und schauen, ob es eine Engstelle gibt (Bottleneck). Ist der beseitigt, löst sich das Problem von selbst.

Populär und ebenfalls sehr einfach (aber nicht gefahrlos) ist alle bereits versuchten Lösungen zu ignorieren und völlig andere Wege zu gehen (die aber leider auch erst gefunden werden müssen). Man nennt das auch Ausschlussverfahren.

Sinnlos hingegen ist, Probleme lösen zu wollen, die unlösbar sind. Dabei brechen Sie sich die Flügel – es lohnt sich also nicht einmal, damit zu beginnen.

Eines der lustigsten Fragestellungen: Sie sollen ein Problem lösen, das bereits gelöst ist. Das heißt: jeder sogenannte Lösungsansatz verschlimmert oder verkompliziert das Problem.

Zuletzt die sicherste Möglichkeit, kläglich zu versagen: Sei wenden auf ein komplexes Problem eine einfache Lösung an, die sich anderwärts bereits „bestens bewährt“ hat.

Andere Verfahren: Unterricht, für Lehrer. (Das hier geschilderte Verfahren ist ähnlich dem Problemanalyse- Schema)

Gebhard Roese sagt die Wahrheit – über Experten

Experten genießen in Deutschland hohes Ansehen – doch kaum jemand weiß, was ein „Experte“ eigentlich ist. Nun, es handelt sich dabei um eine Person, von der man glaubt, dass sie sich auf einem bestimmten Fachgebiet besonders gut auskennt. Dabei kann es sich um rein theoretisches Wissen, aber auch um sorgfältig erarbeitete praktische Erkenntnisse handeln. Zudem gibt es Experten, die anderen Menschen das Rüstzeug anbieten, um den eigenen Erkenntnisstand selber auszuweiten.

Es ist also nicht nötig, ein Studium abgeschlossen zu haben oder auch nur eine fachgerechte Ausbildung genossen zu haben – Experte kann jeder durch die Anwendung seines Wissens oder seiner Fähigkeiten werden.

Warum Sie Experten nicht kritiklos trauen dürfen

Die Sache hat mehrere Haken – vor allem aber einen: „Experten“ haben zumeist einen „Tunnelblick“, und dies ist völlig unabhängig von ihrer Profession. Der nächst Haken liegt in der Frage, ob es für den „Fachbereich“ überhaupt verlässliche Daten und Fakten gibt. Daraus ergibt sich die nächste Frage, wie viel „Meinung“ in der Expertenmeinung liegt, das heißt, ob diese Meinung überhaupt jemals objektivierbar ist. Schließlich – und auch das ist eine Folge aus dem bereits Gesagten – ist die Frage, ob es sich beim Gegenstand, das der Experte beschreibt und bewertet, möglicherweise um einen reinen Mythos handelt.

Der Hi-Fi-Experte als Beispiel

Ein typisches Beispiel ist der „Hi-Fi-Experte“ der Vergangenheit – und noch mehr jener der Gegenwart. Es ist von immensem Vorteil dabei, von der Elektrokaustik möglichst wenig zu verstehen. Stattdessen ergießt sich der Experte meist in der tollen Verarbeitung der Geräte und in den wundervollen Klängen, die sie produzieren. Er interessiert sich nicht dafür, wie der Klang überhaupt auf den Tonträger kommt oder wie er sich akustisch in einen Wohnraum breitmacht. In der Regel geht er nach dem Motto vor: Viel Handarbeit kombiniert mit einer komplizierten und anfälligen Technik ergibt teure Geräte, und teuer ist immer gut.

Das Problem dabei ist: Viele Menschen vertrauen dieser Art von Experten. Sie geben sehr, sehr viel Geld für etwas aus, das der Endkunde wirklich nicht benötigt, und das ihm auch keinerlei Vorteile bringt.

Warum ich nicht als Experte gelten möchte

Vor einigen Jahren habe ich mich noch sehr um die Online-Dating-Branche gekümmert. Das Expertentum liegt dabei darin, die Partnersuchenden mit der besonderen Art der Begegnung vertraut zu machen. Das gelingt nur, wenn man genügend Distanz zu allerlei Glaubenssätze und vorgefassten Meinungen hat. Denn im Grunde ist das sogenannte „Dating“ nichts mehr als die Begegnung mit einer fremden Person, über die man gerne mehr erfahren würde, um viellicht einen gemeinsamen Weg zu gehen. So weit so gut – aber das will niemand hören. Und schon kommen Leute auf die Bühne, für die alles „eine Nummer größer“ sein muss. Dabei geht es dann um „perfekte Dates“, oder wie man Frauen dazu verführt, möglichst gleich vom Kaffeehaustisch ins Bett zu springen. Würde mich heute noch jemand einen Dating-Experten nennen, ich würde ihm antworten: „Ich möchte nicht mit diesen Leuten in einen Topf geworfen werden.“

Experten haben selten mehr als eine Perspektive

Bei fast allen Experten macht sich im Übrigen ein „Tunnelblick“ bemerkbar. Sie sehen das, was sie sehen wollen, und sie sehen es aus der Perspektive, die sie kennen. Gleich, ob es sich um Musik, Elektroakustik, Fotografie, Zusammenleben, Partnerschaften oder Liebe handelt.

Probleme lösen - ein Problem für Experten

Sehen Sie, ich beweise es Ihnen am Beispiel eines Problemlösers. Hat er einen Tunnelblick, so greift er nach der seiner Meinung nach am besten bewährte Lösung. Er vermutet: Dieses Problem passt auf das Schema dieser Lösung, also muss es funktionieren. Sie werden sich wundern, wie oft dies in der Praxis vorkommt.

Ohne Tunnelblick wird der Problemlöser sich das Problem ausführlich beschreiben lassen, wird Fragen stellen und Antworten bekommen, wird seinen Klienten puzzeln und ordnen lassen. Und wird froh über das ganze Gesicht strahlen, wenn er am Ende sagt: „ja, die Lösung war doch ganz einfach.“

Sie dürfen gerne bezweifeln, was ich hier schreibe. Aber die Frage ist: Wird es Ihnen auch gut tun? Sagen Sie mir doch einfach, was Sie denken.

Fragen und Antworten

Antworten sind billig – da gehen 12 aufs Dutzend und eine kommt noch obendrauf. Fragen hingegen sind kompliziert – du musst zuvor dein Gehirn nutzen, um die richtigen und sinnvollen Fragen zu stellen. Dann musst du bereit sein, dich zu überwinden, auch unbequemen Fragen zu stellen. Und wenn alles fein herausgearbeitet ist, musst du auch noch darüber schreiben.

Es ist viel komplizierter, kluge, zutreffende und sinnreiche Fragen zu stellen als einfache Antworten zu geben. Antworten können vorgefertigt, plakativ, nicht zum Thema gehörig oder einfach dumm sein. Fragen hingegen verlangen Klugheit und Einfühlungsvermögen, Mut und Logik.

Main Rat an euch alle: Hört nicht denjenigen zu, die euch mit Antworten zuschütten. Spitz die Ohren für jene, die euch die richtigen Fragen stellen.

Sehpferd sieht es - Sehpferd hört es - Sehpferd weiß es