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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Vinyl-Schallplatten – Rauschen, Rumpeln und andere Mängel

Übertreibungen von Anfang an - das "Vollkommenste Musikinstrument"


Bei den ersten „hochwertigen“ Hi-Fi-Anlagen, die in Deutschland im Handel waren, waren Rausch- und Rumpelfilter obligatorisch. Der Grund lag in einem sehr simplen Fakt: Die meisten Schallplatten rauschten wie die Sau, wobei wir der Sache nicht einmal auf den Grund gehen müssen – manche Schallplatten waren damals unersetzliche Zeit- und Musikdokumente die nicht einfach „ersetzt“ werden konnten. (1)

Rauschfilter retteten die ersten HiFi-Stereo-Anlagen

Egal, ob zuvor Plattenhobel darüber gerauscht waren, ob man Reste des Tonbandrauschens hören konnte oder ob es sich einfach um fragwürdige Pressungen handelte, die Dinger rauschten nun mal. Man kann sich mehr oder weniger Mühe geben, dieses Rauschen zu reduzieren, aber es geht niemals ohne Rauschen. Und weil auf den ersten Hi-Fi-Stereo-Anlagen nicht nur angeblich „hochwertige“ Schallplatten, sondern alles abgespielt wurde, was 33 1/3 Umdrehungen hatte, war ein Rauschfilter eben nötig – und sehr effektiv.

Rumpel, Pumpel - warum die alten Plattenhobel rumpelten

Das zweite Problem jener Zeit war das „Rumpeln“. Es entstand dadurch, dass nicht nur die Rillenspuren, sondern auch das Rumpeln des Antriebs vom Tonabnehmer aufgenommen werden konnte. Die ersten Plattenspieler der Hi-Fi-Generation arbeiteten noch mit dem Reibradantrieb, bei dem der Plattenteller, gleich, ob leicht oder schwer, durch ein Reibrad angetrieben wurde. Trotz vieler Versuche, die Sache zu „entkoppeln“ gelang es nicht, den alten Plattenspielern das Rumpeln ganz abzugewöhnen – daher also der Rumpelfilter. Später setzte man vielfach den Riemenantrieb ein, bevor man zum Direktantrieb überging. Der Riemenantrieb ist (bis auf den Riemen, der nicht ewig hält) immer noch der beste Weg, einen preiswerten Plattenspieler zu bauen, der auf gar keinen Fall einen „extrem schweren“ Plattenteller benötigt, wie früher behauptet wurde.

Knistern und Knacken ohne Ende - ach wie schön ist doch Vinyl

Das dritte Problem war Knisten und Knacken, auch als elektrostatische Aufladung und feine Staubpartikel bekannt. Um dies zu verhindern, konnte man zahllose Produkte kaufen, die als „Plattenbesen“ mal mit antistatischen Flüssigkeiten benetzt wurden und mal trocken über die Platte liefen, um wenigsten den Staub wegzufegen.

Märchenstunde - der Frequenzgang

Der Frequenzgang? Bitte lächeln. Vorsichtige „Experten“ sprechen gerne von einem „behaupteten Frequenzgang“ zwischen 20 Hertz und 20 Kilohertz, was in die Kategorie „schön geredet“ fällt. Je nach Alter der Aufnahme und der verwendeten Technik können sie getrost davon ausgehen, dass diese Werte nicht einmal bei der Aufnahme erreicht wurden – geschweige denn auf der gewöhnlichen Schallplatte, die gerade auf Ihrem Plattenteller liegt. Man konnte froh sein, wenn die Schallplatte einen Frequenzbereich von 30 Hertz bis 14.000 Hertz erfasste – und das galt nur für bestimmte Pressungen, die ab 1949 zögerlich in den Handel kamen. Für Stereo-Schallplatten (LPs) wurde das Prinzip erst 1958 an den Markt gebracht. (2) Zuvor galt die Obergrenze von 10 kHz allgemein als akzeptiert, doch haben viele Schallplatten aus den 1930er und 1940er Jahren noch deutlich niedrigere Frequenzbereiche: Als „gute Qualität“ wurde damals ein Frequenzbereich zwischen 100 und etwa 5.000 Hertz bezeichnet.

Vom Klirrfaktor redet auch heute kaum noch jemand – er ist einfach enorm hoch, und das will man verschweigen, so gut es geht nach Ansicht von Fachleuten bei Vinylplatten liegt er im Bereich von 1 – 10 Prozent – unter optimalen Bedingungen.

Mechanisch nichts neues - außer Gleichlauf und Schonung der Rillen

Sicher änderte sich etwas, aber das Prinzip ist immer noch das gleiche


Und falls Sie nun ein Purist sind: Das einzig Relevante, was Großmutters Grammofon, den 1950-er Plattenhobel und ihren Super-Hi-Fi-Plattenspieler mechanisch wirklich unterscheidet, ist das schonendere Durchpflügen der Rillen udn der bessere Gleichlauf, besonders gegenüber dem Federmotor. Der mechanische Teil funktioniert im Prinzip also immer noch wie zu Zeiten Eduard Berliners – eine Nadel (heute ein besonders geschliffener Diamant) wir in die Rille gebracht, die ihrerseits den Tonarm samt Abtaster nachführt.

Ich weiß, dass es aufwendigere Methoden (Tangential-Tonarme) gibt. Aber noch immer ruckelt auch dort ein Abtaster über den Rumpelgrund der Schallplatte – und jeder noch so kleine Fehler wir dabei um ein Vielfaches verstärkt.

Wenn es doch unbedingt Vinyl sein muss

Oh nein, ich will Ihnen nicht die Liebe zu Vinyl abgewöhnen – aber ich will Ihnen dies sagen: Alles, was Sie in ihr „Equipment“ für Vinyl investieren, kommt nicht wirklich wieder heraus. Also kaufen Sie sich einen preiswerten Plattenspieler (möglichst deutlich unter 500 Euro), der auch noch ästhetisch ausreichend schön ist. Und digitalisieren Sie alte Schallplatten, insbesondere Ihre Schätzchen.


(1) Das legendäre Konzert in der Massey Hall, Toronto, (1953) war weder professionell geschnitten noch erreichte es die üblichen technischen Qualitätsstandards – und es gilt dennoch als eine der besten Konzerte des Bebop – bis heute.
(2) Das System hieß "Full Frequency Range Recording" (ffrr), also Aufnahmen mit dem vollen Frequenzumfang, wie damals behauptet wurde.

Bilder: Oben: Werbung um 1911, unten: Gebhard Roese

1968 – rechnen müsste man können, CSU

Die Anfeindung der 1968er Generation in Westdeutschland, also der ehemaligen BRD, ist eine Pflichtübung national-konservativer Kreise. Alles, was sich nicht den Kriterien eines konservativen, sittsamen und mithin „christlich geprägten Abendlandes“ unterwerfen wollte, wird von den rechts- und nationalkonservativen Kreisen seither mit dem Etikett „1968“ belegt. Und hätten Old Conny und Long Charlie nicht Freundschaft geschlossen, dann wäre bestimmt auch Europa unter die Kategorie „Untaten der 1968er“ gefallen.

Im Jahr 1968 stand die deutsche Jugend gegen die Etablierten auf – so jedenfalls die offizielle Version. Tatsächlich gärte es schon seit 1958, nur kam der Protest damals nicht bei den schnöseligen intellektuellen Jugendlichen an, sondern entlud sich in der Gewalt der „Halbstarken“. Der Adenauer-Staat war den jungen Menschen ein Dorn im Auge, der „alte Häuptling der Indianer“ wurde verhöhnt, und die Presse hing am konservativen, männlichen Abonnenten, dem alles Fremde befremdlich erschien. Kurz: Es war die Friede-Freude-Eierkuchengesellschaft, die als ideal galt.

Das Jahr 1968 wurde zunächst gar nicht als so Revolutionär empfunden. Das waren ein paar Studenten auf die Straße gegangen, hatten diesen oder jenen alten Nazi identifiziert, der wieder zu Macht und Ansehen gekommen war – und das war’s. Der Sturm, der an der Uni herrschte, war nicht zu vergleichen mit dem sanften Wind, der durchs Volk ging. Das lag auch daran, dass sich die weitgehend unpolitische Jugend längst ihre Parallelkultur geschaffen hatte: Tragen, was man will, hören, was man will und lieben, wen man will. Und: Keinem über 30 zu trauen – ein Schlagwort, völlig unsinnig, aber ein Motto, dem man folgte.

Die konservative Presse, die Christenparteien und die GeiMoWe

Sicher ist, dass die sogenannten „1968er“ den rechtskonservativen in den beiden Christenparteien ein Dorn im Auge waren, und diese Ansicht wurde von der konservativen Presse in einer Weise unterstützt, die zumindest teils an Verteufelung erinnerte. Da kam ein Herr Kohl gerade richtig, der eine generelle Änderung der Geisteshaltung propagierte, die „GeiMoWe“- die „Geistig Moralische Wende“. Wie er auf dieses schmale Brett kam, weiß niemand so recht, und das Volk weigerte sich, rückwärtszugehen, wenn es überhaupt je Begriff, was mit der „GeiMoWe“ gemeint war. Es gab jedenfalls immer wieder Gerüchte, dass Herr Kohl es selbst nicht wusste.

Die Protestierer von damals - heute im Rentenalter

Die Mitglieder der Protestbewegung, die gegen 1958 begann und damals weitgehend von 18- bis 21-jährigen beherrscht wurde, sind heute –wenn sie denn noch leben – gegen 80 Jahre alt. Die „gestandenen“ 1968er sind gegen 70 bis 75 Jahre alt. Zu alt, um namhaften Einfluss auf Presse und Medien zu nehme. Und direkte „Nachfolger“ gibt es nicht. Was kritische junge und mittelalte Menschen heute bewegt, sind andere Themen, gleich, ob im Journalismus oder im Volk. Es geht längst nicht mehr um „linke Positionen“, die inzwischen von Altsozialisten besetzt sind, nicht mehr um „Altnazis“ oder um „Etablierte“, nicht mehr um Greisenköpfe, denen die Jugend suspekt ist. Sondern um Wirtschaft, Energie, Zusammenhalt, Gesundheit, Klima, die Integration Fremder und das Leben in einer digital vernetzten Gesellschaft.

Nur die Altkonservativen, Nationalkonservativen, Betonköpfe und religiösen Heuchler - sie sehen noch das Gespenst der 1968er herumspuken. Arme Menschen.