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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Werbung: Mehr angreifbare Erotik oder nur mehr weibliche Empörung?

Ein „Beschwerdewachstum“ (man beachte das Unwort) hab es bei der „Schmuddelwerbung“ (auch hübsch, nicht wahr?) gegeben. Ob es aber auch mehr Werbung gegeben hat, die absolut unlauter, diskriminierend oder gefährdend war, ist damit noch nicht gesagt. Und dazu wusste „Onlinehändller“ dies:

Übrigens ist „geschlechterdiskriminierende Werbung“ laut Handelsblatt aktuell der Hauptgrund für Beschwerden.


Das Handelsblatt, aus dem der „Onlinehändler“ zitiert, nennt zwei Gründe und redet eher Tacheles - und da lesen, wir dann:

Zum einen sieht er die Debatte über die Gleichstellung der Geschlechter und das von der SPD geforderte gesetzliche Verbot sexistischer Werbung als Auslöser vieler eingereichter Motive.


Zum anderen gehen derzeit die Jedermann-Petzen, seinen sie nun bigott, etepetete oder feministisch, mit dem Smartphone auf die Pirsch – das macht die Beschwerde offensichtlich leichter.

Über die SPD und ihre Absichten wird noch zu reden sein. Bekanntlich sind die Sozialdemokraten immer dafür, alles so weit zu regulieren, dass der liberale Geist dabei auf der Strecke bleibt. Mal beugt man sich damit den Forderungen der Gewerkschaften, mal denen des Feminismus. Mal sehen, was die Partei noch hervorbringt - aber Blumentöpfe gewinnt man mit dem "Verbot sexistischer Werbung" jedenfalls nicht.

Danke, Holland

Die Wähler in Holland sind nicht in die Falle des Populisten Geert Wilders gegangen – aus gutem Grund, denn die Niederlande profitiert von Europa wie auch Europa von den Niederlanden profitiert. Und wir alle profitieren vom liberalen Geist Europas.

Damit haben auch die übrigen Nationalpopulisten einen Dämpfer erhalten, und man darf hoffen, dass die Feinde des liberalen Staates, die sie letztlich sind, überall an Ansehen verlieren. Gerade hatte ein anderer Populist ja verkündet, dass der die freie internationale Presse, die Europäische Union und das internationale Kapital als Feind ansieht – und wie man einmal wieder sieht, vertragen sich wenigsten im letzten Punkt Rechtaußen und Linksaußen recht gut.

Man muss sich den Satz merken: Die „liberalen Weltmedien“ sind daran schuld, dass die Populisten nicht an die Macht kommen – und dass sie ebenfalls „Schuld“ daran sind, wenn die Machthaber (noch) kontrolliert werden.

Kein Wunder, dass es so beginnt: Man skandiert „Lügenpresse“ und meint damit gar nicht die Sensations- und Boulevardpresse. Sondern genau die Medien, die unsere Informationsfreiheit garantieren.

Altenburg ist in der Presse - doch was wird wirklich gedacht?

Altenburg kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus. Die kleine, eher verschlafene Kleinstadt in Thüringen hat die eine oder andere hübsche Ecke, die man vorzeigen kann. Und das sollte man auch so stehen lassen und sie weiterhin bewerben.

Was ist nun wirklich los mit dieser Stadt? Ist sie „leer, ziemlich verfallen und vor allem braun“? Zumindest ist sie ziemlich leer, wenn nicht gerade Markttag ist, so wie heute. Dann ist sie wirklich ziemlich verfallen, und fragt man nach, so wird alles mit „kein Geld“ begründet. Dabei sieht ein Teil der Teichstraße, die eigentlich zum schönen Teil „innerhalb der Mauer“ gehören sollte, wirklich furchterregend aus. So schlimm, dass man einem Fußgänger kaum noch zumuten kann, an den Ruinen vorbeizugehen. Und „braun“?

Die Altersstruktur trägt wesentlich dazu bei, was in dieser Stadt gedacht wird: erzkonservativ mit Rechtstendenzen die Einen, Linksfantasten die Anderen, dazwischen immerhin ein liberales, wenngleich recht konservatives Bürgertum. Sich möglichst objektiv zu informieren gehört nicht gerade zum Kulturgut Altenburgs. Man kann einem alternden Ex-DDR-Bürger nicht verübeln, sich in der Medienwelt nicht auszukennen. Aber man könnte ja einmal damit beginnen, auch alten Menschen zu zeigen, wie Pressearbeit in einem liberalen und demokratischen Staat funktioniert. Hier wird eine Menge dafür getan, dass junge Leute erkennen, wie „Presse funktioniert“, aber kaum etwas dafür, das Beurteilungsvermögen älterer Menschen zu schärfen. Wer wissen will, was gedacht wird, muss am Mittwoch auf den Markt gehen und den Männergruppen zuhören, die dort schimpfen. Man will unter sich sein – das Fremde, ob es nun au dem Westen Deutschland, aus dem europäischen Ausland oder sonst wo herkommt, ist den älteren Altenburgern suspekt. Kaum jemand hat sich mit einer anderen Kultur auseinandergesetzt als mit der eigenen. Und das Wort „eigene“ steht hier weder für Thüringen noch für Sachsen, sondern für die paar hundert Meter, die man die Straße heruntergucken kann. Oder für die Leute, die man kennt und die sowieso gleicher Meinung sind.

Nein, Altenburg ist in Teilen wirklich recht nett. Und die Menschen, die halbwegs liberal sind und deshalb weder die Linkspartei noch die AfD wählen, schwätzen keinen Stuss auf dem Gemüsemarkt. Aber es gibt sie, und sie müssten einfach mehr Flagge zeigen und sagen: Es gibt tatsächlich mündige Bürger in der Stadt.