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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Beglimpfen – oder wie ich das Unantastbare tastbar werden lasse

Nachdem ich im Internet vor einigen Jahren erheblich verunglimpft wurde, möchte ich jetzt bitte ausreichend beglimpft werden. Dazu müsste ich natürlich erst zur Fraktion der Anspruchsdenker wechseln. Denn beglimpft zu werden, ist ein Menschenrecht, und das fordere ich jetzt ein, wie so vielen andere auch.

Die Ungeliebten wollen alle Geliebte werden, und das schreien sie dann in die Welt hinein. Freilich wollen sie dabei auf keinen Fall unschicklich werden, weshalb sie versuchen, unflätige Gedanken aus dem Gespräch fernzuhalten – doch sagt selbst – wie kommt man bei einem Date am Kaffeehaustisch zu flätigen Gedanken? Da hockt doch die Unzucht schon lauernd unterm Tisch, wie ein hungriger Sperling – aber von Zucht zu sprechen, traut sich auch niemand. Also vermeidet man züchtig all diese unzüchtigen Themen. Freilich erweisen sich die Gespräche dabei als reichlich unzulänglich, und man erkennt nicht zulänglich, ob die Herzen unnahbar entfernt bleiben müssen oder nahbar zueinanderfinden. So kann ein solches Gespräch ungebührlich lange dauern, ohne gebührliche Inhalte hervorzubringen. Ob es schicklich oder unschicklich ist, dies zu tun?

Um auf mich zurückzukommen: Vielleicht fände ich, wenn ich lange genug suchte, ja irgendwann ein Getüm, das für mich eine entsprechende Würdigung verfasst – kein Artikel-Ungetüm, wenn ich bitten darf, nur eine unglaublich schöne Würdigung, die wenigsten für mich glaublich klingt. Ich darf übrigens hier mit fug sagen, dass ich den einschlägigen Artikel über mich für Unfug halte. Falls sich weitere Unholde mit meinen Elaboraten beschäftigen sollten, erwarte ich zumindest, dass mich dafür eine Holde unter euch küsst.

Der Artikel ist natürlich der reine Unfug - wie ich mit fug und recht feststelle.

Der Sieg der Arroganz: „Postfaktisch“ ist das Wort des Jahres

Wenn man Deutscher ist und seinen Intellekt vorzeigen will, benutzt man zweckmäßigerweise Fremdwörter. Und das Unwort „postfaktisch“ erfüllte offenbar alle Voraussetzungen für den deutschen Schnösel, um „Wort des Jahres“ zu werden.

Pardon – oh – es waren nicht die üblichen Schnösel, sondern die „Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS)“, die es zum „Wort des Jahres“ kürte. Das Unglückswort aus „post“ (nach) und „fakt“ (Tatsache) soll zeigen, wie der Plebs denkt: Von Fakten unbeeinflusst, dröhnt er seien Emotion heraus. Die lackierten Besserwisser tun das natürlich nicht: Sie sind ja so klug und wissen um all die Fakten, sodass sie nur nach Tatsachen entscheiden.

Klar – man kann es so sehen wie die Sprachgesellschaft, die behauptet, es gehe „heute zunehmend“ um „Emotionen anstelle von Fakten“. Man kann aber auch sagen, dass es der Gipfel der Arroganz ist, das Volk in dieser Weise abzukanzeln.

Im Grund eist das Gegenteil – selbst nach der Wahl von Trump – richtig. Das Volk hat heute viel mehr Möglichkeiten, auf Fakten zuzugreifen und entscheidet in eigenen Belangen durchaus „faktisch“, auch deshalb, weil die ökonomischen Zwänge gar nicht so viele Wahlmöglichkeiten zulassen.

Warum glaubt es dann nicht Merkel und nicht Gabriel? Weil beide keine positiven, langfristigen und begeisternden Ziele verkünden. Das könnten sie ja vielleicht noch mal üben.

Vorläufig bejubeln sich jedenfalls die Pseudo-Intellektuellen einmal mehr gegenseitig: „Hey, ihr faktenkranker Pöbel, wir werden euch schon einsacken.“

Danke schön.
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