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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Jammern, wenn Einwohnerzahl sinkt, Jammern, wenn sie steigt

Beste Nachrichten aus Leipzig: Die Einwohnerzahl nimmt zu. Die gloriose Halbmillionenstadt hat geschafft, wovon andere ostdeutsche Städte nur träumen können: Sie hat einen enormen Zuwachs an Einwohnern. Spätestens 2018 will man 600.000 Einwohner haben.

Glückliches Leipzig?

Nein, die Regionalzeitung nörgelt. Denn wenn hier im Osten etwas gut ist, dann findet sofort jemand ein Haar in der Suppe. Und dann heißt es erst einmal: Öffentlich jammern, oder "die Kehrseite des Booms" in den Vordergrund zu schieben.

Also, mal Tacheles: 1998 hattet ihr in Leipzig gerade mal 437.101 Einwohner. Da wurde noch über die Abwanderung der Menschen in den Westen gejammert. Und jetzt? Wieder nichts als jammern?

Jetzt heißt es, es stünden nicht genug Wohnungen zur Verfügung … und voreinigen Jahren? Da hatte man noch über Leerstand geklagt.

Und – nicht ganz zuletzt – ist Leipzig durch die regionale S-Bahn mit einer großen Anzahl von Orten verbunden, in denen es noch genügend Leerstand gibt. Abgesehen davon, dass auch in der Stadt Leipzig noch genügend Bausubstanz besteht, die saniert werden könnte. Das weiß natürlich auch die örtliche Zeitung:

Denn aktuell liege die Zahl der ungenutzten, aber bezugsfertigen Wohnungen im Stadtgebiet nur noch bei etwa 10.000. Weitere 9.000 müssten erst saniert werden, bevor jemand einziehen kann.


Heißt: Es gibt sowohl noch Leerstand wie auch Potenzial. Und falls man in Leipzig mal die Hände aus den Hosentaschen nehmen würde, statt herumzulamentieren, könnten es ja auch noch mehr werden, oder? Und weildie Regionalzeitung gerade beim Jammern ist, bringt sie auch noch dies an:

Im Vergleich zu den anderen sächsischen Großstädten sind die Leipziger immer noch die ärmsten.


Mir kommen die Tränen, liebe Volkszeitung. wirklich.

Das Leben ist eine ganz schöne Zicke, ein kleines Luder ...

Tatorte müssen wohl zwangsläufig eine Moral enthalten, und wenn man SPIEGEL-Redakteur ist, muss man natürlich an die Rampe und das erst mal ausführlich herausposaunen-als „Faktencheck“.

Da ich bekanntermaßen auf die Moral im Tatort scheiße – ja, das Wort passt – und lieber auf „spannende Unterhaltung“ achte, sehe ich den Tatort aus einer anderen Sicht. Eine ausgebrannte, von Krankheit gezeichnete Kommissarin hat deutlich die Nase voll, will es aber zunächst nicht wahrhaben. Doch die eigentliche Hauptrolle spielt ohnehin zunächst der See … der den ersten Toten in einem rituell geschmückten Boot ans Ufer spült. Wie denn überhaupt die Regie erstklassig ist und die Kameraführung ein Juwel der Filmkunst.

Zelebriert wird zunächst ein Damenduo, das den Bodenseekriminalisten eine Scharade vorspielt: Introvertiert, rechtsnational, kaltschnäuzig und unnahbar treten sie den Kriminalisten gegenüber, doch in Wahrheit sind sie ganz anders. Allein diese Szenen sind goldig und absurd und wollen so gar nicht in das ARD-Konzept der Krimis für Moralisten passen.

Doch so richtig spielt man erst auf, als ein Damentrio auftritt, das aus den Schauspielerinnen Hanna Schygulla, Irm Hermann und Margit Carstensen besteht, die gemeinsam das Tatort-Team an die Wand spielen. Und nicht nur für das Damentrio, sondern auch für die Tatort-Kommissarin wird der Titel zum Thema: „Wofür es sich zu leben lohnt.“

Und euch da draußen muss ich noch etwas zitieren:

Das Leben ist flüchtig, flatterhaft, empfindlich. Eine ganz schöne Zicke ist das Leben. Aber sie ist auch die Schönste aufm Ball. Alle wollen doch nur das Leben spüren, dieses kleine Luder.

Wisst ihr was, Menschen? Liebt doch diese Zicke, dieses Luder, so lange ihr könnt. Auf ewig könnt ihr es nicht.
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Warum ich eure Lieder nicht singe

Weihnachtslieder sind ja so herzzerreißend schön – und die Texte leider ganz schrecklich und so verlogen, dass sich die Zehennägel biegen. Wer da ernstlich von mir verlangt: „Ach singen sie doch bitte mit“, der sollte wissen, dass ich christliche Religion toleriere und die Worte des Religionsstifters kenne. Aber bitte: Das war ein erwachsener Mann mit Charisma – ein Rebell des Wortes in einem besetzten Land. Und nicht das „Jesuskind“.
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