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Dem liberalen Geist eine Stimme geben - das ist sehpferd

Unfug von IDEA – Eigentum am Kind

IDEA ist eine evangelische Nachrichtenagentur. Sie macht sich Gedanken über das „Eigentumsrecht am Kind“ und schreibt selbstsicher:

Kinder gehören den Eltern, nicht dem Staat.


Erstaunlich – beim „Eigentumsrecht“ am Kind ist die Organisation offenbar beim Alten Testament (1) stehen gebelieben. Inzwischen sind aber ein paar Jahrtausende vergangen und es gilt Artikel 24 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union.

Fragt sich, wie nahe eigentlich IDEA dem Rechtssystem der Europäer steht, oder ob man sich dort längst ein eigenes Menschenrecht erschaffen hat.

( 1 Hinweis: Nach den mosaischen Gesetzen gehört jeder, der sich im Haus des Gutsherren befindet, zu seinem Eigentum, also auch Frauen, Kinder, Sklaven und die Kinder der regulären Frauen oder Sklavinnen. Siehe dazu "Zehn Gebote", Exodus 20, 17: Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgend etwas, das deinem Nächsten gehört. (Die auch Kommentar dazu).

Tatort aus Bremen: Der Computer ist das neue Monster

Der Tatort aus Bremen hieß diesmal „Echolot“ und ging wieder um das, was Hollywood einst für die Massen erfand: das Monster. Nur ist es diesmal keine Riesenameise und keine übergroßer Gorilla, kein aus dem Ei geschlüpfter Dino und auch nicht das Monster vom anderen Stern, sondern ein Computerprogramm. Und dann war da noch die Erinnerung an „HAL“ – ja, die Computer werden bald übernächtig, weil wir sie mit künstlicher Intelligenz ausstatten, und dann fressen sie ihre Geschöpfe. Nein, fressen können sie nicht, aber sie können Menschen ausschalten – mithilfe der Bordelektronik eines Automobils. Jedenfalls im Puschenkino.

Das war es zunächst, und Minuten später kam der beste Gag. Als die Kommissarin die Nachricht vom Tod überbringt, glaubt ihr die Mutter der Toten kein Wort, greift zum Handy und „spricht“ mit der Tochter über ein Bildtelefon. Nun ja, eben über die App, die ein Smartphone zum Bildtelefon macht. Sie merkt nicht, dass sie mit der Cyber-Kopie spricht, denn tatsächlich ist ihre Tochter mausetot.

Doofe Kommissare - oberschlaue IT-Experten

Dann kommt’s noch einmal zu einem Höhepunkt: als oberschlaue IT-Experten den dummen Kriminalisten mal zeigen, wo der Hammer hängt und sich darüber totlachen, dass sie die Cyber-Animation der ehemals Lebenden für echt hält.

Ist immer Mist, wenn glaubt, zu großartig zu sein. Und nun kommen wir denn auch zu dem, was an diesem Krimi wirklich nichts taugte. Und es kommt aus dem Munde der Co-Regisseurin Claudia Prietzel, die der Presse sagte:

Wie das Echolot die Tiefe des Meeres auslotet, loten wir die Tiefe der Verbindung zwischen Mensch und digitaler Welt aus.


Genau das tut sie nicht. Weder lotet sie aus noch geht sie in die Tiefe, sondern sie verarbeitet bekannte Klischees und kopiert ein bisschen aus ähnlichen Filmen, denn das Thema ist allgegenwärtig. Mal wird ein vergleichbares System („HAL“) gezeigt, und mal entwickelt ein Finanzberater und Nebenberufs-Callboy eine Maschine, die glücklich macht (1) – und ein paar dummdreiste Rotzlöffel sagen uns sogar, dass wir 2050 (endlich?) mit hautverträglichen Robotern Sex haben können. Einvernehmlich versteht sich.

Ei, ei. Und damit kommen wir natürlich zu der Frage, ob Computer Emotionen haben können, die auf ONE in die verständlichere Frage umgedreht wurde, ob Computer Emotionen LESEN können, was viel interessanter ist – jedenfalls für IT-Experten.

Die Frage, ob Computer Emotionen HABEN, hat eigentlich schon E.T.A Hoffmann beantwortet: Solange wir glauben, dass Maschinen Emotionen haben, haben sie welche – wenn wir es nicht glauben, haben sie keine.

Bleibt die Frage, ob die etwas dürftigen Themen „HAL“ oder „ECHOLOT“ die letzten Zuckungen des „Tatorts“ sind oder jetzt „Tatort für Nerds“. Denn eines weiß die ARD genau: Junge Leute können auf Opas Fernsehen im Prinzip verzichten. Und der „Tatort“ gehört zu Opas Fernsehen.

Die Frage wird wohl offenbleiben. Den meisten jungen Leuten ist künstliche Intelligenz so fremd wie Frankensteins Monster. Und die dauernde Überhöhung der künstlichen Intelligenz bis in die höchsten Sphären der Emotionen ist ganz einfach Bullshit. Oder Volksverarschung. Wie die „Bots“, die lüsterne Jünglinge auf Porno-Seiten locken. Man braucht ein beträchtliches Maß an Blödheit, um beides zu ertragen.
(1) In "Satisfaction", läuft derzeit auf ONE.

I Scream – You scream - warum Jazz (nicht) fröhlich sein darf



Erinnert euch doch mal, ihr Senior-Jazzkritiker, wie ihr dummes Zeig geredet habt über „schlechten Jazz“ oder „kommerziellen Jazz“? Ganz zu schwiegen von «Bösen B’s» womit Barber, Bue und Bilk gemeint waren.

Und die Wahrheit? Der junge Armstrong, stilbildender Trompeter, ohne Zweifel, war genau so kommerziell wie die anderen seines Schlags und griff ganz selbstverständlich auch primitive Schlager auf. Ja, mit der Hot Five, also ziemlich früh. Genau wie Thomas Waller, der zu Lebzeiten fast noch besser vermarktet wurde und ein Meister der guten Laune war.

Kommerziell ist nicht böse, sondern gehört zum Musikerberuf, mal mehr und mal weniger.

„Ice Cream“ von Barber ist ein gutes Beispiel. Der Song war launig, und er kam beim Volk an. Und er war kein „Barbarisches Barber-Produkt“, sondern eigentlich Schlager-Massenware aus den 1920-er Jahren, als der Rundfunk sozusagen Songs am Fließband brauchte. Man mag ja diesem Barber vorwerfen, dass er als junger Mann nachmachte, wie nicht besonders gute alte Musiker eher fragwürdigen Jazz spielten. Aber das wäre dann auch schon alles. Barber war kein „böser B“, er hatte einfach nur Erfolg.

Papa Bue (Arne Bue Jensen) war ebenso erfolgreich, und er konnte nicht nur imitieren, sondern spielte exzellenten Chicago-Jazz, von dem sich manche andere Band eine Schreibe abschneiden konnte. Ja, und er hat „Schlafe mein Prinzchen, schlaf ein“ als Dixieland eingespielt. Da haben nicht nur die Klassik-Freaks Zeter und Mordio geschrien, weil er angeblich den armen Wolfgang Amadeus Mozart damit gemeuchelt hat. „Nein, auch die Edel-Jazzkritiker der deutschen Sende haben Gift verspritzt. „Scheiße, der Mann hat damit Geld verdient – und Mozart musste ins Armengrab“ … Nichts davon ist wahr. Die Musik stammt mit großer Wahrscheinlichkeit nicht einmal von Mozart, sondern möglicherweise von einem gewissen Friedrich Anton Fleischmann. Was einmal mehr als Beweis gelten mag, dass jauch „klassische“ Kompositen voneinander geklaut haben wie die Raben. Und schließlich … Leute, das ist nur ein Wiegenlied gewesen, und sonst gar nichts …

Nach dem Video geht's weiter ...



Nach so viel Kritik die Selbstkritik: Wir, die Jazzfans der damaligen Zeit, haben den arroganten Fatzkes von Jazzkritikern geglaubt und nachgeplappert, was sie von sich gaben, um ihren elitären Status zu festigen. Ja, ja – später sind sie ja überwiegend hübsch locker geworden, und am Ende mochten sie wahrscheinlich den Blödsinn selbst nicht mehr lesen, den sie einstmals verzapft hatten.

Plim, plim, plom plom … man hörte eben das „Modern Jazz Quartett“. Hübsch langweilig, aber im Stil für jeden Klassik-Hörer erträglich. Übrigens war der Jazz dieses Quartetts durchaus hörenswert. Noch heute steht „Django“ auf Platz 51 der Beliebtheitsskala von „Jazz 24“. Aber der weitaus bedeutendere John Coltrane, steht acht Mal unter den ersten 100. Das ist übrigen kein Einzelfall. Auch andere „Top 100“ stellen die deutlich prägnante Musik von Coltrane in den Vordergrund.

Überhaupt bewiesen nahezu alle „Top 100“: Jazz ist eben Frohsinn und Nachdenklichkeit. Es ist „A Love Supreme“ vom Coltrane und „Mack The Knife“ von Ella. Und es ist „Strange Fruit“ von Lady Day und der „Westend-Blues“ von Armstrong.

Zurück zu „I scream – you scream“? („Ice Cream“ by Barber) Es ist immer noch eine Freude, den Song zu hören, und jetzt, ohne die ernsten Belehrungen der Jazzkritiker, macht es richtig Freude, dabei zuzuhören. Zumal Barber bei dieser Version richtig "in die vollen geht" und der Song deswegen nicht so "piepmausig" klingt wie auf der Original-Schallplatte.

Und im Bett sollst du ein Affe sein

Sensibel, lustig oder affenstark?

Wie der Geliebte sein soll:

Du sollst sein
Ob dem Tisch ein Adler
Auf dem Feld ein Bär (1)
Auf der Gassen ein Pfau
In der Kirchen ein Lamm
In dem Bett ein Aff.


Aus dem Liederbuch der Clara Hätzlerin, zitiert von Eduard Fuchs.

Oder im Original:

No‹ta›: du solt sein
Ob dem tisch ain Adler,
Vf dem veld ain leo,
Vf der gassen ain pfaw,
In der kirchen ain lamb,
In dem pett ain Aff!


(Aus dem Original Liederbuch)

(1) Eigentlich wohl ein Löwe.



50plus – von Blondinen, Werbefuzzis und anderem Unsinn

Ich war einmal so unvorsichtig, den Begriff „50plus“ zu abonnieren. Dabei hätte ich wissen müssen: 50plus gibt es nicht. Eher schon gibt es „Generation Z“ – die sind nämlich nur vorübergehend altersmäßig zu erfassen.

50plus ist keine Genration und kein Zustand

Aber Menschen 50plus? Ernsthaft gesprochen. Ist 50plus keine „Generation“, kein „Zustand“ und kein „Lebensalter“. Sonder ein von durchgeknallten Werbefuzzis erfundener Begriff für eine Zielgruppe, die es gar nicht gibt. Denn mit 50 ändert sich lediglich das Sexualleben (mal mehr, mal weniger) aber sonst gar nicht. Man bleibt weiterhin im Beruf, trägt weiterhin mehr oder weniger Verantwortung, bezahlt weiterhin Hypotheken zurück und ist noch bei Weitem zu jung, um die Apothekerzeitung zu lesen. Gut, vielleicht träumen jetzt manche Männer davon, „Sugar Daddys“ aka Spendierhosen für vollbusige Blondinen unter 30, zu werden. Und manche Frau legt ein bisschen mehr Make-up auf, um bei gedämpftem Licht als Cougar zu glänzen.

Aber sonst?

Sexy 50-jährige Frauen zum Vorzeigen?

Am Reformationstag, so hören wir, wird die „Miss 50plus“ gewählt. Eine hübsche Mami aus Eichwalde wird sich bewerben. Und eine Blondine aus Neuenhagen. Ebenfalls blond ist eine Bergedorferin – die präsentierte „BILD“. "Extratipp" schrieb über eine „sexy“ Frankfurterin, natürlich ebenfalls blond. Und eine Wolznacherin – wo immer das liegt und wie die Haarfarbe ist.

Warum ich euch das schreibe? Weil sich sieben von zehn Artikeln der Presse mit dem Label „50plus“ mit den Frauen beschäftigten, die als sexy „Best Ager“ oder eben betörende „50plus“-Frauen auf die Bühne wollen.

Gibt es noch andere Themen? Ja, Jobs

In einem der wenigen anderen Artikel geht es darum, dass es Informatiker über 50 schwer haben, wobei man nicht so genau weiß, ob es sich dabei wirklich um Informatiker handelt. Oh, ich bin über 50 und war jahrzehntelang Informatiker. Aber ich suche keinen Job in der Branche. Anfragen zwecklos. Wirklich.

Und nun mal Ohren Spitzen, Werbefuzzis: Hört endlich mal auf, Produkte für die „Generation 50plus“ zu promoten. Die Generation gibt’s nicht. Und als ich mal 50 war, da habe ich mich verarscht gefühlt von dem Scheiß, den ihr an die 50-jährigen heranlabert. Sagt mal, wie alt seid ihr eigentlich, ihr Werbe- und PR-Fuzzis, ey?

Ächz – ich bin ja mal gespannt, vor welche Werbemasche ihr die Gewinnerin der 50plus-Schau spannen wollt. Treppenlifte werden wohl noch nicht gehen – wie wäre es mit „Geheimmitteln“ für die ewige Jugend oder gegen die Folgen der Wechseljahre? Einschlägige Online-Dating-Portale („Cougar“) oder vielleicht sogar „Verführ-Dessous für die 50pkus-Generation? Mal abwarten.